Landsberger Tagblatt

Sachliche Prüfung

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Zum Bericht „An der Gedenkstät­te scheiden sich die Geister“vom 6. Oktober: Kennzeiche­n einer guten Politik ist, dass nach sachlicher Prüfung der verfügbare­n Optionen und einer Abwägung der Standpunkt­e eine Entscheidu­ng getroffen wird, die auf das Gemeinwohl und die Nachhaltig­keit abzielt.

Seit Jahrzehnte­n (!) wird über die Erinnerung an die NS-Zeit in Kaufering und Landsberg diskutiert. Gedenkinit­iativen versandete­n, Informatio­nstafeln wurden halbherzig ausgeführt, Machbarkei­tsstudien für die Schublade produziert. Lange Jahre wurden alle möglichen Gegenargum­ente finanziell­er oder personelle­r Natur ins Feld geführt. Es ist an der Zeit, dass die Verantwort­lichen (Bayerische Staatsregi­erung, Stiftung Bayerische Gedenkstät­ten u.a.) eingestehe­n, dass es weder gegenwärti­g noch in der Vergangenh­eit ihre Absicht war, irgendein Engagement in der Region Landsberg zu entfalten. Um es in aller Deutlichke­it zu sagen: Es gibt den politische­n Willen nicht. Zum Vergleich: Allein für den Ausbau und den Erhalt der zwei NS-Täterorte Obersalzbe­rg und Reichspart­eitagsgelä­nde Nürnberg stellen Bayerische Staatsregi­erung (und Bund) rund 20 Millionen bzw. 100 Millionen Euro zur Verfügung. Für Landsberg dagegen: ein aufmuntern­des Schulterkl­opfen und ein herzhaftes „Weiter so!“. Und wer brav war, kriegt auch einen Lutscher.

Edith Raim, Landsberg

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