„Ohne Geschäfte ist die Straße tot“
Verkehrsdebatte Der Gewerbeverband in Dießen bekräftigt nach dem Ende der Wochenend-Fußgängerzone seine Forderung nach Einbahnregelung in der Mühlstraße. Mehr Parkplätze seien wichtig für die Unternehmen
Dießen Ebenso heftig wie kontrovers ist in Dießen während der vergangenen Wochen über die Ausweisung einer Fußgängerzone in der Mühlstraße und am Untermüllerplatz diskutiert worden. Unter anderem hatte es dazu auch eine Unterschriftensammlung gegeben (LT berichtete). Einen abschließenden Bericht zur Testphase von Mai bis September soll es in der Gemeinderatssitzung am 26. November geben.
Zuvor muss aber die von der Kommune beauftragte Planungsgesellschaft Stadt – Land – Verkehr noch die von ihr ermittelten Daten auswerten. Außerdem will man die unmittelbar Betroffenen nach ihren Erfahrungen und Vorschlägen fragen.
Der Gewerbeverband hat sich bereits zu Wort gemeldet. Vorsitzende Uschi Wacke erinnerte Bürgermeister Herbert Kirsch diese Woche schriftlich an die Forderung ihres Verbands, die Mühlstraße in eine Einbahnstraße umzuwidmen. Für die Betriebe sei es „existenziell wichtig“, dass es mehr Parkmöglichkeiten in der Mühlstraße gebe. Die bestehenden Ausweichplätze in der verkehrsberuhigten Zone könnten zu Parkplätzen umfunktioniert werden. „Außerdem erhöht sich die Verkehrssicherheit für alle Teilnehmer“, sagt Wacke, „wenn man weiß, dass der fahrende Verkehr nur aus einer Richtung kommt.“Ohne Geschäfte sei die Straße tot.
Die Planungsgesellschaft hatte bei ihren Zählungen festgestellt, wie viele Verkehrsteilnehmer die Straßen passieren, mit welchen Transportmitteln und aus welcher Richtung sie kommen. Zudem gab es schon Bürgerbefragungen während der Probephase, die am Samstag um 14 Uhr startete und am Sonntag um 20 Uhr endete.
Gedanken müsse sich das Unternehmen nun noch zur Einbahnregelung machen, sagt Karl Heinz Springer, Geschäftsstellenleiter im Rathaus. „Wir haben während des große Resonanz seitens der Bürger bekommen“, berichtet Springer. Von „alles andere als zufrieden“bis „sehr zufrieden“seien alle Meinungen dabei gewesen.
Auch Michaela und Michael Risch vom Lokal „Michi2“in der Mühlstraße richteten ein Schreiben an Bürgermeister und Gemeinderat. Sie erklärten darin das Projekt für gescheitert. Aus ihrer Sicht wurde die Fußgängerzone in der Mühlstraße „mit Gewalt“getestet.
Sie bemängeln, dass das geplante Parkleitsystem nicht zeitgleich mit der Fußgängerzone in Betrieb gegangen sei. Außerdem berichten sie von Gästen, die sich in Ermangelung eines Parkplatzes nahe dem Restaurant ein anderes Gasthaus gesucht hätten. Die Gastronomen schließen sich dem Lösungsvorschlag des Gewerbeverbands an und fordern eine sowie zusätzliche Parkplätze.
Trotz Barrieren an den Einfallstraßen seien Autofahrer über die Rettungsgasse an den Wochenenden in die Fußgängerzone gefahren, kritisiert Michael Risch im Gespräch mit dem Landsberger Tagblatt. Seiner Meinung nach wurde während der Probephase zu wenig kontrolliert. Durch die Wochenendregelung sei der Umsatz in seinem Betrieb zurückgegangen.
Auch Elisabeth Billhardt, die ein Kosmetikstudio betreibt, wirbt um mehr Verständnis für die Gewerbetreibenden in der Mühlstraße und am Untermüllerplatz. „Ohne GeTestlaufs schäfte ist die Straße tot, die so schön gestaltet wurde!“
Jetzt müsse die Gemeinde Entscheidungen treffen und dafür sorgen, dass sie belebt werde; Kunden hätten in der Regel wenig Zeit, gibt sie zu bedenken. Die Stimmung sei während der Umbauphase besser gewesen als jetzt. Es herrsche ein scharfer Ton zwischen Befürwortern und Gegnern einer Fußgängerzone. Billhardts Wunsch wäre es, zu einem normalen Miteinander zurückzukehren.
Der Uhrmacher und Juwelier Gerhard Lempik ärgert sich über die Rücksichtslosigkeit vieler Verkehrsteilnehmer. Er moniert, dass die Parkplätze in unmittelbarer Nähe bei schönem Wetter zu wenig seien. Auch er vermisst das geplante Parkleitsystem. Lempik hat sein Schmuckgeschäft während der ProEinbahnregelung bephase samstags sporadisch länger geöffnet, um dadurch auch Touristen die Möglichkeit zu geben, bei ihm einzukaufen. „Doch Kunden mit einem Pflegedienst, einem Handyladen und einem Immobilienmakler in die Mühlstraße zu locken, funktioniert nicht“, sagt er.
Hans-Peter Sander aus Dießen spricht sicher für viele Befürwortern der Fußgängerzone, wenn er bemängelt, dass die Testphase nicht ordentlich vorbereitet worden sei. Auch er findet, zum Start hätte ein Verkehrsleitsystem installiert werden müssen. „Das hätte Besuchern geholfen und den Fischereien Stress erspart“. So habe es vermeidbaren Ärger gegeben, der dem Ziel, eine temporäre Fußgängerzone einzurichten, abträglich gewesen sei. „Ich hoffe dennoch, diese Zone kommt“, so Sander.
Ist auch der Branchenmix ein Problem?