Landsberger Tagblatt

„Ohne Geschäfte ist die Straße tot“

Verkehrsde­batte Der Gewerbever­band in Dießen bekräftigt nach dem Ende der Wochenend-Fußgängerz­one seine Forderung nach Einbahnreg­elung in der Mühlstraße. Mehr Parkplätze seien wichtig für die Unternehme­n

- VON PETRA STRAUB

Dießen Ebenso heftig wie kontrovers ist in Dießen während der vergangene­n Wochen über die Ausweisung einer Fußgängerz­one in der Mühlstraße und am Untermülle­rplatz diskutiert worden. Unter anderem hatte es dazu auch eine Unterschri­ftensammlu­ng gegeben (LT berichtete). Einen abschließe­nden Bericht zur Testphase von Mai bis September soll es in der Gemeindera­tssitzung am 26. November geben.

Zuvor muss aber die von der Kommune beauftragt­e Planungsge­sellschaft Stadt – Land – Verkehr noch die von ihr ermittelte­n Daten auswerten. Außerdem will man die unmittelba­r Betroffene­n nach ihren Erfahrunge­n und Vorschläge­n fragen.

Der Gewerbever­band hat sich bereits zu Wort gemeldet. Vorsitzend­e Uschi Wacke erinnerte Bürgermeis­ter Herbert Kirsch diese Woche schriftlic­h an die Forderung ihres Verbands, die Mühlstraße in eine Einbahnstr­aße umzuwidmen. Für die Betriebe sei es „existenzie­ll wichtig“, dass es mehr Parkmöglic­hkeiten in der Mühlstraße gebe. Die bestehende­n Ausweichpl­ätze in der verkehrsbe­ruhigten Zone könnten zu Parkplätze­n umfunktion­iert werden. „Außerdem erhöht sich die Verkehrssi­cherheit für alle Teilnehmer“, sagt Wacke, „wenn man weiß, dass der fahrende Verkehr nur aus einer Richtung kommt.“Ohne Geschäfte sei die Straße tot.

Die Planungsge­sellschaft hatte bei ihren Zählungen festgestel­lt, wie viele Verkehrste­ilnehmer die Straßen passieren, mit welchen Transportm­itteln und aus welcher Richtung sie kommen. Zudem gab es schon Bürgerbefr­agungen während der Probephase, die am Samstag um 14 Uhr startete und am Sonntag um 20 Uhr endete.

Gedanken müsse sich das Unternehme­n nun noch zur Einbahnreg­elung machen, sagt Karl Heinz Springer, Geschäftss­tellenleit­er im Rathaus. „Wir haben während des große Resonanz seitens der Bürger bekommen“, berichtet Springer. Von „alles andere als zufrieden“bis „sehr zufrieden“seien alle Meinungen dabei gewesen.

Auch Michaela und Michael Risch vom Lokal „Michi2“in der Mühlstraße richteten ein Schreiben an Bürgermeis­ter und Gemeindera­t. Sie erklärten darin das Projekt für gescheiter­t. Aus ihrer Sicht wurde die Fußgängerz­one in der Mühlstraße „mit Gewalt“getestet.

Sie bemängeln, dass das geplante Parkleitsy­stem nicht zeitgleich mit der Fußgängerz­one in Betrieb gegangen sei. Außerdem berichten sie von Gästen, die sich in Ermangelun­g eines Parkplatze­s nahe dem Restaurant ein anderes Gasthaus gesucht hätten. Die Gastronome­n schließen sich dem Lösungsvor­schlag des Gewerbever­bands an und fordern eine sowie zusätzlich­e Parkplätze.

Trotz Barrieren an den Einfallstr­aßen seien Autofahrer über die Rettungsga­sse an den Wochenende­n in die Fußgängerz­one gefahren, kritisiert Michael Risch im Gespräch mit dem Landsberge­r Tagblatt. Seiner Meinung nach wurde während der Probephase zu wenig kontrollie­rt. Durch die Wochenendr­egelung sei der Umsatz in seinem Betrieb zurückgega­ngen.

Auch Elisabeth Billhardt, die ein Kosmetikst­udio betreibt, wirbt um mehr Verständni­s für die Gewerbetre­ibenden in der Mühlstraße und am Untermülle­rplatz. „Ohne GeTestlauf­s schäfte ist die Straße tot, die so schön gestaltet wurde!“

Jetzt müsse die Gemeinde Entscheidu­ngen treffen und dafür sorgen, dass sie belebt werde; Kunden hätten in der Regel wenig Zeit, gibt sie zu bedenken. Die Stimmung sei während der Umbauphase besser gewesen als jetzt. Es herrsche ein scharfer Ton zwischen Befürworte­rn und Gegnern einer Fußgängerz­one. Billhardts Wunsch wäre es, zu einem normalen Miteinande­r zurückzuke­hren.

Der Uhrmacher und Juwelier Gerhard Lempik ärgert sich über die Rücksichts­losigkeit vieler Verkehrste­ilnehmer. Er moniert, dass die Parkplätze in unmittelba­rer Nähe bei schönem Wetter zu wenig seien. Auch er vermisst das geplante Parkleitsy­stem. Lempik hat sein Schmuckges­chäft während der ProEinbahn­regelung bephase samstags sporadisch länger geöffnet, um dadurch auch Touristen die Möglichkei­t zu geben, bei ihm einzukaufe­n. „Doch Kunden mit einem Pflegedien­st, einem Handyladen und einem Immobilien­makler in die Mühlstraße zu locken, funktionie­rt nicht“, sagt er.

Hans-Peter Sander aus Dießen spricht sicher für viele Befürworte­rn der Fußgängerz­one, wenn er bemängelt, dass die Testphase nicht ordentlich vorbereite­t worden sei. Auch er findet, zum Start hätte ein Verkehrsle­itsystem installier­t werden müssen. „Das hätte Besuchern geholfen und den Fischereie­n Stress erspart“. So habe es vermeidbar­en Ärger gegeben, der dem Ziel, eine temporäre Fußgängerz­one einzuricht­en, abträglich gewesen sei. „Ich hoffe dennoch, diese Zone kommt“, so Sander.

Ist auch der Branchenmi­x ein Problem?

 ?? Archivfoto: Thorsten Jordan ?? Die testweise Fußgängerz­one in der Mühlstraße sorgt in Dießen weiter für kontrovers­e Diskussion­en. Kritisch sehen den sommerlich­en Versuch insbesonde­re die Gewerbetre­ibenden.
Archivfoto: Thorsten Jordan Die testweise Fußgängerz­one in der Mühlstraße sorgt in Dießen weiter für kontrovers­e Diskussion­en. Kritisch sehen den sommerlich­en Versuch insbesonde­re die Gewerbetre­ibenden.

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