Von der Marine zu den Benediktinerinnen
29 Ordensgemeinschaften in St. Ottilien. Was sie alles mit dabei haben
St. Ottilien Sie hat als Stabszahnärztin bei der Marine gearbeitet, segelte auf der Gorch Fock über die Weltmeere. Doch die im Münsterland geborene Ordensfrau Caterina Trostheide tat das nur wenige Jahre, bevor sie ihre Berufung fand: bei den Benediktinerinnen im Kloster Herstelle bei Beverungen an der Weser. „1999 habe ich mein Studium abgeschlossen, 2003 bin ich in den Orden eingetreten“, erzählt sie. Die Zahnkeramik ließ sie zurück, um im berühmten Töpferort Höhrgrenzhausen eine Ausbildung zur Keramikmeisterin zu absolvieren. Heute leitet Sr. Caterina die klostereigene Keramikwerkstatt und Seifenmanufaktur. Auf dem Klostermarkt in St. Ottilien ist die Abtei Herstelle erstmals zu Gast. Schwester Caterina bietet wunderschöne blaugraue Keramik an, die nicht nur durch harmonische – von ihr selbst
Schöne blaugraue Keramik
entwickelte - Farben besticht, sondern auch durch ansprechende Formen. Teeschalen, Schüsseln, Siebe, Auflaufformen, Schneidbretter und vieles mehr. Ebenso handgefertigte Seifen in Duftvarianten wie Zitronengras, Rosmarin oder Sandelholz und spezielle Peelingseifen für die Pflege rauer Gärtnerhände. Man könnte Sr. Caterina noch ewig zuhören, aber sie muss sich ihren vielen Kunden widmen.
Bereits zum siebten Mal lud die Erzabtei zum Klostermarkt ein und die Menschen zog es in Scharen nach St. Ottilien. Der Parkplatz ist voll, es herrscht reges Kommen und Gehen, die Leute strömen mit vielen Tüten bepackt zum Ausgang. Man findet Eingemachtes oder Destilliertes, aber auch Frisches wie Holzofenbrot, Käse, Obst, Gemüse oder Geräuchertes. Viele sitzen auch einfach in der Oktobersonne und genießen Kaffee und Kuchen, beides wird am Stand des Klosters St. Ottilien reichlich angeboten. Wer lieber trinkt, findet das natürlich ebenfalls, ist doch das Bierbrauen seit jeher eine Domäne der Klöster, genauso die Weinherstellung: Prämierte Weine kann man am Stand des Klosterweinguts Jakobsberg probieren, sie tragen Namen wie „Graue Eminenz“oder „Unser Kardinal“. Auch ein „Erzabt Wolfgang“ist dabei – ein 2014er Rotwein Cuvée Barrique für 7,50 Euro. Erzabt Wolfgang Öxler von St. Ottilien war einige Jahre Prior im Kloster Jakobsberg.
Klosterprodukte umgibt auch in der heutigen Zeit etwas Geheimnisvolles, die Menschen schenken den Elixieren, Cremes und Tinkturen auf der Grundlage von Pflanzen ihr Vertrauen. „Was früher schon ge- hat, warum soll das heute nicht mehr so sein?“, sagt Ingrid Jordan, die am Stand der Dominikanerinnen vom Kloster Heilig Kreuz in Regensburg („die gehen selber nicht nach draußen“) einen seit 1750 in unveränderter Rezeptur hergestellten Kräuterbalsam verkauft. Den trinkt man, wenn sich eine Erkältung ankündigt oder der Magen drückt. Sr. Silvia verkauft Kräuterweine und Kräutertropfen, etwa zur Leberreinigung. Früher lebte sie im Kloster der Ursulinen in Niederaltaich. Seit sich die Gemeinschaft wegen Überalterung aufgelöst hat, ist sie „Freelance“-schwester und sorgt als Heilpraktikerin und Phytotherapeutin im niederbayerischen Osterhofen selbst für ihren Lebensbier unterhalt. Sie gehört dem Stand „Geweihte Jungfrau“an, „eine religiöse Lebensform der katholischen Kirche, die bis in die Zeit vor den Klöstern zurückgeht“, erklärt Sr. Silvia.
Am Stand des Kirchenladens Tuntenhausen (ehemaliges Augustinerkloster) glitzert es - die Sonne des Spätnachmittags fällt auf Hinterglasbilder, vergoldete Sterne und Festtagsmedaillen. Wer ein religiöses Geschenk für eine Hochzeit oder Taufe sucht, wird hier fündig. Der Klostermarkt ist international: zuckerfreie Marmeladen aus Ungarn, Olivenholzprodukte aus Bethlehem, Öle aus Griechenland oder Zwieback und Käse aus Österreich sind zu finden. Bei sommerlichen Temholfen peraturen mussten die wächsernen Krippenfiguren der Benediktinerinnenabtei St. Erentraud am Stand in den Schatten gerückt werden, genauso ging es den zahlreich angebotenen Kerzen - schlicht aus reinem Bienenwachs oder auch reich verziert.
Pater Tobias von St. Ottilien ist am Samstag bereits zufrieden mit dem Verlauf des Marktes. „Jedes Jahr sind ein paar neue Stände dabei, sodass Abwechslung garantiert ist“, sagt der Ordensmann. Der Markt ging am Weltmissionssonntag zu Ende, der „Indien“zum Thema hatte. Daher waren auch Mönche aus dem indischen Benediktinerkloster Kumily in der Erzabtei zu Gast.