Wenn Hilfe gebraucht wird, ist sie da
Porträt Veronika Döring ist seit 63 Jahren beim Roten Kreuz. Jetzt war sie im Schloss Bellevue
Landsberg „Des is a Arbeit für dich.“Diejenigen, die Veronika Döring das vor über 60 Jahren nach einem Erste-Hilfe-Kurs bescheinigten, hatten recht. So machte die junge Frau damals eine Ausbildung zur Schwesternhelferin in der alten Infanteriekaserne in Landsberg, dort wo jetzt der Parkplatz neben dem Olympia-Kino ist. Auf alten Bildern ist sie adrett mit hochgeschlossenem Kleid und weißem Schwesternhäubchen zu sehen. Im gleichen Gebäude war auch das Rote Kreuz untergebracht, und da half sie dann eben ab 1955 gleich nach der Arbeit weiter mit. Bis heute ist sie für das Bayerische Rote Kreuz (BRK) aktiv.
Geboren 1936 „noch im alten Landsberger Krankenhaus“, aufgewachsen in „einer kleinen Landwirtschaft“in der Katharinenvorstadt mit Kühen, Schweinen und allem, was ein kleiner Hof so anbaut. Im ehemaligen Kratzerkeller traf sie auf einem „Offiziersball“1962 auf den 20 Jahre älteren Erich Döring aus Königsberg. Wie groß die Liebe über all die Jahre war, zeigt ein Blick auf Vroni Dörings Wintergartentisch. Obwohl ihr Mann vor knapp 13 Jahren gestorben ist, liegt dort neben dem Landsberger Tagblatt
weiterhin jeden Morgen auch das Ostpreußenblatt.
Ende der 60er-Jahre wurde die Landwirtschaft der Eltern aufgelöst, der Hof abgerissen und ein Wohnhaus für das junge Paar und die Eltern gebaut. Heute blühen überall Fuchsien und Geranien, Veronika Döring macht noch alles selbst, vom Rasenmähen bis zur Obsternte.
Im Haus hängen Erinnerungen an unzählige Wanderungen mit dem Alpenverein (aktives Mitglied seit 1952), von den vielen Reisen nach Rom, den Jakobsweg entlang bis hin nach Israel („seit ich alleine bin, reise ich halt überall mit“), sowie vom Trachtenverein „Edelweiß“(aktives Mitglied seit 1952), wo sie mit Miesbacher Gebirgstracht zu sehen ist.
Wo immer Hilfe gebraucht wurde und wird, ist Vroni Döring zur Stelle. Was hat sie nicht alles gemacht, die umtriebige Seniorin. Im Krankenhaus kennt sie alle Stationen bis zur Intensivstation, sie organisiert seit 40 Jahren Seniorennachmittage, gibt zweimal die Woche Lebensmittel bei der Tafel aus, und unzählige Sanitätsdienste auf allen Festen der Region liegen hinter ihr. Sie hat etliche Jugendlager betreut, war in den Jugoslawienkriegen mehrmals mit Hilfstransporten auf dem Balkan, hat die Partnerschaft mit Ungarn mitaufgebaut, hat 50 Jahre an den Haustüren der Landsberger Spenden für das Rote Kreuz gesammelt, hat Hunderte von Kuchen „erbettelt“für Veranstaltungen und vieles mehr. Wohlfahrt und Soziales, das sind die Bereiche, die ihr am Herzen liegen, die vertritt sie als Ehrenamtliche im Vorstand des BRK. „Alleine geht gar nichts“, sagt sie, „nur miteinander.“
Vor einigen Wochen erhielt Veronika Döring eine ganz besondere Anerkennung für ihr soziales Engagement. Da stand sie nun tatsächlich vorm Bundespräsidenten. Mit ihren gerade mal 1,65 Meter war sie in der Menge kaum zu sehen. Die strenge, dunkelblaue Uniform mit den vielen bunten Ehrenabzeichen über der Brust und dem Roten Kreuz am Ärmel, das schlohweiße Haar ordentlich am Hinterkopf eingerollt, braun gebrannt und mit einer unglaublichen Präsenz im Blick. Mit 82 JahSizilien,
50 Jahre sammelte sie an den Haustüren Spenden
ren, nach 63 Jahren Tätigkeit beim BRK, da hat man sich schon mal eine Einladung ins Schloss Bellevue nach Berlin verdient.
Einfach super war es, sagt Veronika Döring, ganz locker. Und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier habe sie mit einem „ach, die Bayern sind auch da“begrüßt. Man kannte sich nämlich: Die Bayern hatten vor zwei Jahren in der Münchner Hofkirche zum Antrittsbesuch schon einmal die Ehre. „Mei, dass der sich daran erinnern kann!“Das wird an der Uniform gelegen haben, meint die alte Dame, die sich selber ungern in den Vordergrund rückt.
Wie schafft sie es, im Alter so agil und fit zu sein? Sie hebt die Hände Richtung Himmel, schiebt’s auf den Herrgott und betont, wie wichtig die eigene Alltagszufriedenheit sei und das gute Miteinander. Man dürfe eben nicht jammern, sondern müsse das Glück auch wollen.