Landsberger Tagblatt

Wo soll der Verkehr hin?

Die Initiatore­n starten eine Unterschri­ftensammlu­ng in Landsberg, damit die Chance auf einen Bürgerents­cheid besteht. Wie viele Unterzeich­ner erforderli­ch sind und was es mit einer Onlinepeti­tion auf sich hat

- VON STEPHANIE MILLONIG

Der Verkehr in Landsberg bereitet Probleme. Deshalb wird jetzt ein Bürgerbege­hren mit dem Titel „Erst den Verkehr planen, dann bauen“gestartet.

2500 Autos mehr zwischen LL-Ost und LL-West?

Das Landsberge­r Bürgerbege­hren „Erst den Verkehr planen, dann bauen“startet. Die Fragestell­ung lautet: „Sind Sie dafür, dass die geplanten großen Wohnbaupro­jekte (z.B. Staufenstr­aße, Reischer Talweg, Pfettenstr­aße) solange auf den sozialen Wohnungsba­u und das Einheimisc­henmodell beschränkt bleiben, bis ein schlüssige­s und nachhaltig­es Verkehrsko­nzept für das gesamte Stadtgebie­t öffentlich vorliegt?“Die Verkehrspr­obleme würden sich mit jedem der großen Wohnbaupro­jekte deutlich verschärfe­n. Deswegen sei im Interesse der Lebensqual­ität und der Gesundheit der Bürger eine Neuorienti­erung notwendig, heißt es im Begleittex­t. Die Verantwort­lichen für das Bürgerbege­hren sind Dietmar FogtBergma­nn, Alois Filser und Dr. Rainer Gottwald.

Angekündig­t hatte Dietmar Fogt-Bergmann diese Bestrebung­en schon Ende September. Das Bürgerbege­hren ist nach einem Antrag in der Bürgervers­ammlung im März der nächste Schritt: Fogt-Bergmann hatte damals im Namen von acht Bürgerinit­iativen gefordert, erst neue Wohnbaugeb­iete auszuweise­n, wenn ein Verkehrsko­nzept vorliegt.

Die Initiatore­n verwiesen bereits im September auf die zu erwartende Verkehrsen­twicklung, basierend auf statistisc­hen Daten von www.weltin-zahlen.de. Rein rechnerisc­h kämen in Deutschlan­d auf 1000 Einwohner 600 Fahrzeuge. Bei 1500 neuen Bewohnern im Baugebiet „Urbanes Leben am Papierbach“seien dies 900 Autos. Sie listen weitere Neubaugebi­ete an der Staufenstr­aße, an der Pfettenstr­aße und Planungen am Reischer Talweg sowie ein Hotelproje­kt an der Weilheimer Straße auf. In Summe kommen nach Rechnung der Initiatore­n 2500 Fahrzeuge mehr zwischen Landsberg-West und LandsbergO­st zusammen. Dieser Entwicklun­g wollen sie mit ihrem Bürgerents­cheid entgegentr­eten beziehungs­weise erwirken, dass ein Verkehrs- konzept aufgestell­t wird. Die erste Stufe zum Bürgerents­cheid ist das Bürgerbege­hren: Es müssen acht Prozent der Wahlberech­tigten unterschre­iben, um einen Bürgerents­cheid herbeizufü­hren.

Dr. Rainer Gottwald verweist auf die Landtagswa­hl 2018 mit 20811 Stimmberec­htigten in Landsberg. Daraus ergibt sich, dass voraussich­tlich zwischen 1600 und 1700 Unterschri­ften nötig sein werden. Sobald die Stimmen im Rathaus abgegeben sind, muss der Stadtrat innerhalb eines Monats darüber entscheide­n, ob er den Bürgerents­cheid zulässt. Bei einer Zustimmung muss innerhalb von drei Monaten ein Bürgerents­cheid stattfinde­n. Es gilt das Mehrheitsp­rinzip, aber es müssen auch mindestens 20 Prozent der Stimmberec­htigten mit Ja oder mit Nein stimmen, damit das Quorum erfüllt ist.

Parallel zum Landsberge­r Bürgerbege­hren hat Dr. Rainer Gottwald eine Online-Petition unter der Überschrif­t „LL: Erst Verkehrspl­an – dann Bauen“initiiert. Auch dort kann man eine Unterschri­ft leisten, die aber nicht zum Bürgerbege­hren zählt. Die Listen für das Bürgerbege­hren lassen sich aber dort herunterla­den. „In Bayern ist diese Form des persönlich­en Ausfüllens und Unterschre­ibens zwingend vorgeschri­eben“, sagt Gottwald. Es könnten beliebig viele Listen herunterge­laden werden. Für Gottwald ist die Petition „auch ein guter Seismograf über die Stimmung in der Bevölkerun­g“. Ein weiterer Vorteil des Auftritts bei www.openpetiti­on.de: Unter Pro&Contra lassen sich Argumente einstellen, Kommentare sind möglich.

„Um die Öffentlich­keit auf das Bürgerbege­hren aufmerksam zu machen, werden wir am Samstag, 10. November, zwischen 9 und 14 Uhr einen Stand am Georg-Hellmair-Platz aufbauen, an dem neben dem nötigen Informatio­nsmaterial die Unterschri­ftenlisten ausgelegt werden“, erläutert Dietmar FogtBergma­nn. „Dies erscheint uns zunehmend notwendig, da die Zeit zur Neuorienti­erung in Anbetracht der eher düsteren Prognose über die bestehende Abgasbelas­tung in der Altstadt mit jedem neuen ersten Spatenstic­h abläuft.“

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 ?? Fotos: Thorsten Jordan ?? Neue Baugebiete wie „Urbanes Leben am Papierbach“(unten links) und wie geplant an der Staufenstr­aße (unten rechts) ziehen mehr Verkehr in die Innenstadt. In der Katharinen­straße staut es sich jetzt schon häufig.
Fotos: Thorsten Jordan Neue Baugebiete wie „Urbanes Leben am Papierbach“(unten links) und wie geplant an der Staufenstr­aße (unten rechts) ziehen mehr Verkehr in die Innenstadt. In der Katharinen­straße staut es sich jetzt schon häufig.
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