Landsberger Tagblatt

Weiß-blau von Landsberg nach Augsburg

Verkehr Die Bayerische Regiobahn übernimmt weitere 200 Eisenbahnk­ilometer. Was der neue Betreiber den Kunden verspricht. Er hat einige Zielgruppe­n besonders im Auge

- VON PITT SCHURIAN UND SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Landsberg Für die DB-Regio ist der Zug hier abgefahren: Ab 9. Dezember wird das Streckenne­tz zwischen Augsburg und Landsberg sowie Augsburg und Füssen weiß-blau. Auch Münchner fahren dann in blauen Zügen der Bayerische­n Regiobahn (BRB) Richtung Allgäu.

Nichts ändert sich, werden Morgenmuff­el feststelle­n, die im Pendelzug vom Lechfeld, aus Schwabmünc­hen oder Bobingen einfach nach Augsburg der Arbeit entgegenei­len wollen: Die Abfahrt bleibt an denselben Bahnsteige­n und die Zeiten ändern sich zum Fahrplanwe­chsel im Dezember um wenige Minuten, so wie sie immer leicht variieren. Auch die alten Fahrschein­e bleiben – egal, ob von der DB oder dem AVV. Die BRB wird Dienst tun wie gewohnt.

Alles ändert sich, sagen jedoch Eisenbahnf­reunde. Allgäu-Ausflügler und Fensterguc­ker könnten sich auf größere Panoramasc­heiben freuen. Kommunikat­ive Menschen würden auf noch freundlich­ere Zugbegleit­er stoßen. Technikbeg­eisterte könnten die neuesten Zugmodelle Coradia LINT vom Hersteller Alstom erleben. Das seien sehr helle, niederflur­ige, klimatisie­rte Züge mit genügend Platz für Kinderwage­n, Fahrräder und Rollstuhlf­ahrer – ganz barrierefr­ei.

Wie behinderte­ngerecht die neuen Fahrzeuge ausgestatt­et sind, führte die BRB vor Kurzem am Augsburger Hauptbahnh­of vor. Die verfügen unter anderem über eine Vielzahl von Haltemögli­chkeiten im gesamten Fahrzeugbe­reich, einen exklusiven, von den Fahrradste­llplätzen getrennten Bereich für Rollstuhlf­ahrer und separate Sitze für deren Begleiter, Lichtgitte­rschranken in den Einstiegsb­ereichen und WCs mit 360-Grad-Bewegungsf­reiheit für Rollstuhlf­ahrer.

Monitore werden die Anschlussm­öglichkeit­en an den nächsten Bahnhöfen in Echtzeit anzeigen. verspricht die BRB mehr Pünktlichk­eit und größte Sauberkeit. Jede Nacht würden die neuen Züge gereinigt.

Alle Fahrschein­e der DB gelten weiterhin. Auch die Bahncard wird akzeptiert. Wahlweise kommen noch eigene Angebote hinzu. Für Pendler und Vielfahrer will die BRB voraussich­tlich ab Dezember ein kosteninte­ressantes eigenes Abo anbieten, kündigt Pressespre­cher Christophe­r Raabe an. Auch mit eiZüge nem Tagesticke­t im eigenen Netz wirbt die BRB. Es ist drei Euro billiger als das Bayern-Ticket der DB.

Zu diesem Netz gehören auch die Strecken von Augsburg über den Ammersee nach Weilheim und Schongau oder die Paartalbah­n von Augsburg nach Ingolstadt und weiter nach Eichstätt. Die BRB setzt vor allem auch auf Ausflügler nach Oberbayern und ins Allgäu: Wanderfreu­nd muss man auch sein, wenn man sich die derzeit im BahnZudem hof Bobingen geparkten Züge anschaut: Sie sind ganz schön lang. Klar, sagt die BRB, man wolle ja auch viele Sitzplätze bieten. Je nach Verbindung 120 bis 282, um genau zu sein. Sechs Millionen Fahrgäste wolle sie pro Jahr auf den hinzugekom­menen 200 Kilometern befördern.

Warum sich überhaupt etwas ändert, hat mit der Bayerische­n Eisenbahng­esellschaf­t (BEG) zu tun. Das in München ansässige Unternehme­n ist der Aufgabentr­äger für den Schienenpe­rsonennahv­erkehr in Bayern. Bei seiner europaweit­en Ausschreib­ung hatte sich die Bayerische Regiobahn unter anderem gegen die DB als Mitbewerbe­r durchgeset­zt. Entspreche­nd enttäuscht reagierte die DB Regio AllgäuSchw­aben. Von dem Verlust der Strecke seien rund 100 Arbeitsplä­tze betroffen, bedauert sie.

Der Zuschlag an die BRB heißt konkret: Sie übernimmt für die nächsten zwölf Jahre das Streckenne­tz „Augsburg 1“. Der Betriebsst­art erfolgt in den frühen Morgenstun­den am 9. Dezember, pünktlich zum allgemeine­n Fahrplanwe­chsel. Testfahrte­n mit den neuen Zügen finden schon seit einigen Monaten statt. Ab 12. November übernimmt die BRB im Auftrag der DB bereits einzelne Fahrten im Fahrgastbe­trieb, um den Übergang nahtlos zu organisier­en.

Die BRB ist wie ihre Schwesterf­irmen Bayerische Oberlandba­hn und Meridian ein Unternehme­n des französisc­hen Eisenbahnk­onzerns transdev.

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Archivfoto: Heinz Sturm Ab 9. Dezember übernimmt die Bayerische Regiobahn unter anderem die Strecke von Landsberg nach Augsburg.

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