Zu Gast beim ADAC-Technikzentrum
Viele Unfälle auf Parkplätzen passieren mit Senioren
Als Leiter Test und Technik beim ADAC ist Dr. Reinhard Kolke ein gefragter Mann. Gerade in einer Zeit, in der gewaltige Herausforderungen in der Antriebstechnik bewältigt werden müssen und der öffentliche Druck durch den Dieselskandal groß ist wie nie, kommt es sehr auf die Meinung der Club-Experten im technischen Verbraucherschutz an. Und diese sind in der Tat ständig gefragt, innerhalb des Automobilclubs von unzähligen Mitgliedern, aber auch in den Medien und seitens der Politik.
„Wo glauben Sie, ist das Unfallrisiko für Senioren überproportional“, fragte Kolke und gab auch gleich selbst die Antwort: „Als Fußgänger auf Parkplätzen.“Das Thema zu einer regen Einstiegsdiskussion war gegeben, dann ging es Schlag auf Schlag:
Zunächst die wichtigsten Stationen in der Testhalle, besonders ak- tuell natürlich die Abgasmessung. Getestet werden aber auch Pedelecs, Helme, Reifen, Wohnmobile, Batterien und Lkw-Notbremssysteme. Dann gab es beeindruckende Informationen in der Hilfezentrale Süd, in der die Einsätze im süddeutschen Raum koordiniert und überwacht werden, zusammen mit weiteren vier Hilfezentralen ist ganz Deutschland abgedeckt. Zuständig ist man hier auch für die Ausbildung der „Gelben Engel“, und das scheint auch ganz gut zu klappen:
Weit über 80 Prozent der Pannen werden vor Ort behoben. Im Depot in Landsberg werden die neuen Fahrzeuge ausgerüstet, bis zu 300 sind es pro Jahr. Rund 1800 Pannenfahrzeuge helfen in mehr als vier Millionen Fällen, diese wertvollen Erfahrungen werden natürlich bei der ausgeklügelten Raumaufteilung der Fahrzeuge verwertet. Kurz wurde es in der Crash-Anlage spannend. Einem Crash-Test konnten die Senioren zwar nicht beiwohnen, dafür zeigte aber ein entsprechender Film viel genauer und in Zeitlupe, was so ein Unfall bedeutet.
Diese Bilder und vor allem die sachliche Erklärung dazu machten durchaus betroffen. Die Testunfälle werden nach dem genormten Euro NCAP-Verfahren durchgeführt, unter anderem fährt das Testauto mit 64 Stundenkilometern auf einen seitlich versetzten Aluminiumblock. Hier eine schlechte Bewertung zu erhalten, kann sich kein Autohersteller mehr leisten.
In einem separaten Raum „wohnen“die Testpersonen: Dummys, die in der neuesten Generation schon mal 900000 Euro pro Stück kosten. Es gibt sie in Normgrößen, auch Unfälle mit Kleinkindern werden simuliert, eine etwas unangenehme Erfahrung, so einen KinderDummy im Arm zu haben, meinte eine Seniorin. Was nahmen die Senioren des Echinger Seniorenclubs als Erfahrung von ihrem Besuch mit? Die eigenen Fahrzeuge sind wohl so gut gebaut, wie es der Stand der Technik ermöglicht, aber bei der Rückfahrt nach Eching ist man trotzdem etwas vorsichtiger gewesen als auf der Hinfahrt. (lt)