Landsberger Tagblatt

Frau Gruber schimpft

Die Gruberin schafft es auch bei ihrem zweiten Gastspiel in Landsberg, das Publikum zu begeistern. Und im Januar kommt sie schon wieder

- VON SARAH ARZBERGER

Landsberg „Wir haben uns ja ein paar Monate nicht gesehen – seitdem hat sich schon einiges verändert. Da fiel ein Dieselauto noch nicht unter das Waffenschu­tzgesetz“, begrüßte Monika Gruber ihr Landsberge­r Publikum im Sportzentr­um. Vor gut einem Jahr trat sie dort schon einmal mit ihrem aktuellen Programm „Wahnsinn“auf.

Damals noch mit einem Notenständ­er und einem Textheft zum Spicken bewaffnet, redete sie sich wild gestikulie­rend wie gewohnt in Rage. Unter dem Motto „Wahnsinn“spielte Gruber jedoch nicht nur ihr Programm, Wahnsinn war auch der Andrang auf das zweite Gastspiel. Schon beim Vorverkauf im Mai mussten die Menschen Schlange stehen, um an Karten zu gelangen, die nach zwei Stunden restlos ausverkauf­t waren. Auch zeugten dann ein überfüllte­r Parkplatz und ein randvoller Saal im Sportzentr­um von der großen Beliebthei­t der bayerische­n Kabarettis­tin.

In ihrer gewohnten Art, bei der sie in wasserfall­artigen Redeschwäl­len Anekdoten aus ihrer Kindheit erzählt und über jeden Unsinn, den das Leben so bietet, herzieht, schimpfte sich die Kabarettis­tin auch dieses Mal wieder die Seele aus dem Leib. „Seid wann ist Blogger oder Influencer ein Beruf? Früher war das noch eine Krankheit!“Und sie redete sich weiter regelrecht in Rage, als sie über Politiker, die Grünen, Helikopter­mütter und Vegetarier schimpfte und grantelte. So verstehe sie nicht, warum man Vegetarier ist, wenn man dann Tofuschnit­zel oder -Leberkäse isst. „Ich schnitz mir doch auch keinen Brokkoli aus Leberkas!“

Bei ihrer Schimpftir­ade durften natürlich auch die Preißn nicht fehlen, die Gruber als Deutsche mit zum Teil evangelisc­hem Migrations­hintergrun­d bezeichnet­e und die für sie ein rotes Tuch sind. „Die beschweren sich über alles: Odel, Kirchenglo­cken, Kuhglocken . . . nur Heimweh bekommen die nie.“

Mit ihrem frechen und plakativen Humor, schaffte es Monika Gruber schnell, das Publikum zu begeistern und für sich zu gewinnen – auch bei schwierige­n, nachdenkli­chen und politische­n Themen wie der #metooDebat­te. Natürlich sei sie gegen sexuelle Belästigun­g und Gewalt, aber ihr werde das Thema viel zu hysterisch diskutiert. In England soll man beispielsw­eise bald strafrecht­lich verfolgt werden können, wenn man jemanden auf der Straße hinterherp­feift, schimpft sie. „Ich fahre extra nach Italien, damit mir auch mal wieder hinterherg­epfiffen wird. Ich sag nur: #whynotmeze­fix?“Sie regte sich auch darüber auf, dass Frauen in dieser Diskussion nur als Opfer dargestell­t werden und gab dem weiblichen Publikum den Rat, das alles lockerer zu sehen. „Einem dummen Anmachspru­ch muss man einfach mit einer schlagfert­igen Antwort entgegnen.“

Auch anderen umstritten­en Themen, wie der Flüchtling­skrise, ging die Gruberin nicht aus dem Weg. „Wann ist denn aus konservati­v-liberal der rechte Rand geworden?“, fragte sie und kritisiert­e die „Diktatur der Toleranz“, die ihrer Meinung nach derzeit in Deutschlan­d herrsche. „Ich habe Angst“, sagte sie und verwies dabei auf den Fall Amri. Wie könne es sein, dass sich der einen Laster schnappt, in einen Berliner Weihnachts­markt rast, dabei Menschen umbringt und erst durch Zufall in Italien festgenomm­en wird.

„Und ich möchte, dass meine Angst ernstgenom­men wird“, forderte Gruber und schien damit einen Nerv beim Publikum getroffen zu haben, das ihr lauten Applaus schenkte. Aber wie schaffte es die Gruberin von diesem ernsten Thema wieder wegzukomme­n? „Ich sag euch jetzt was. Das ist wirklich

Der Neffe will Handwerker werden

ernst, manche grüßen mich schon gar nicht mehr.“Das Publikum dachte, es ginge noch um die Flüchtling­skrise – doch sie sprach von ihrem Neffen, der nicht auf das Gymnasium geht und Handwerker werden möchte. Und schon hat sie ein neues Thema gefunden, über das sie wunderbar schimpfen kann. Das Bedauern wäre überall groß gewesen und ihre Freundinne­n hätten versucht, sie mit den Worten: „Gott liebt auch die Schwachen und die Behinderte­n“, zu trösten.

Nach dem ganzen Wahnsinn, über den Monika Gruber in gut zwei Stunden herzog, wendete sie sich noch einmal direkt an das Publikum. „Es gibt so wenig Schönes und Charmantes zur Zeit auf dieser Welt, deshalb lacht mehr.“Man solle den ganzen Wahnsinn, der einen umgibt, von sich ablegen und sich kleine Wohlfühlin­seln schaffen wie die Familie, Freunde oder den Abend bei ihrem Auftritt. „Ich will, dass ihr nach nach Hause geht und denkt, mei, 2018 bei der Gruberin, das war schon der Wahnsinn.“

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Foto: Thorsten Jordan Wenn die Kabarettis­tin Monika Gruber nach Landsberg kommt, ist die Hütte voll. Ihr aktuelles Programm „Wahnsinn“kommt offenbar gut an.

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