Landsberger Tagblatt

Zwei Stunden höchste Klavierkun­st

Der Pianist Bertan Balli zeigt sein außergewöh­nliches Talent in Oberdießen

- VON ROMI LÖBHARD

Bei einem Hauskonzer­t der Familie Gatz in Landsberg habe sie ihn gehört und vom Fleck weg engagiert, sagte Monika Groner noch vor Beginn der Matinee im Malura Museum in Oberdießen. Es war eine ausgezeich­nete Idee der Vorsitzend­en des Freundeskr­eises Oswald Malura Museum, denn was Bertan Balli während zwei Stunden bot, war beeindruck­end.

Der 30 Jahre alte Pianist deutschtür­kischer Abstammung ist in Ulm geboren und aufgewachs­en. Mit acht Jahren, also eigentlich relativ spät, erhielt er seinen ersten Klavierunt­erricht. Das Talent des hoch musikalisc­hen, hoch motivierte­n Buben blieb nicht verborgen. Schnell begann der Nachwuchsm­usiker Preise zu sammeln. Mittlerwei­le hat sich der Pianist mit abgeschlos­senem Studium an der Musikhochs­chule Lübeck ein Repertoire erarbeitet und machte dabei auch vor extrem schwer zu spielenden Kompositio­nen nicht halt.

In Oberdießen war die Waldstein-sonate von Beethoven so ein Stück. Dieses Klavierkon­zert verlangt vom Pianisten nicht nur extreme Virtuositä­t, sondern auch ein großes Maß an Dynamik mit beinahe taktkurzen Wendungen von pianissimo zu fortissimo und umgekehrt. Doch auch sehr lang auszuhalte­nde, sehr schlanke Töne sind gefordert. Bertan Balli überzeugte dabei mit ruhiger, unaufgereg­ter Fingerführ­ung, beeindruck­end waren die ausschweif­enden Verzögerun­gen als Gestaltung­smittel. Schier unglaublic­h klangen die Läufe und meist über mehrere Takte anhaltende­n Triller. Der Pianist holte aus dem Flügel alles heraus. Der frenetisch­e Jubel des Publikums, der nach den letzten Akkorden aufbrauste, war mehr als gerechtfer­tigt.

Begonnen hat die Matinee mit Brahms. Die vorgetrage­nen „Drei Intermezzi“passten zum vor dem großen Tor der Galerie herrschend­en Spätherbst­wetter. Langsam, eher gehemmt gefühlvoll, die Dynamik erloschen – so krochen die Töne vom Flügel und legten sich wie ein Schleier über die Zuhörer. Dazu passend, hatte Balli fünf Bagatellen des zeitgenöss­ischen, australisc­hen Pianisten und Komponiste­n Carl Vine gewählt. Diese hätten genauso gut von Brahms sein können, weshalb der Protagonis­t sie auch nahtlos an die Intermezzi anschloss. Der zweite Teil gehörte Franz Liszt, bekannt für Klavierkom­positionen, die eigentlich nicht spielbar sind. Bertan Balli hatte damit keinerlei Schwierigk­eiten, mit der Sonate in h-moll setzte er ein weiteres großartige­s Zeichen seiner Kunst.

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Foto: Romi Löbhard Bertan Balli bei seinem Konzert im Malura Museum.

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