Von Prinzen und pfiffigen Hexen
Auf dem Kaltenberger Weihnachtsmarkt kann man Grimms Märchenwelt erleben. Heuer zum ersten Mal an allen vier Adventswochenenden. Der Schlosshof ist ein Teil des märchenhaften Treibens
Kaltenberg Wenn Rumpelstilzchen übers Gelände fegt, der böse Wolf so gar nicht böse ist und sogar Witze erzählt, wenn Frau Holle das macht, was sie am besten kann, nämlich es schneien lassen, und Hexen lediglich die Stimmung verzaubern, dann, ja dann beginnt die Adventszeit auf Schloss Kaltenberg. Zum dritten Mal laden ab Samstag Heinrich Prinz von Bayern und seine Mitstreiter zum Weihnachtsmarkt. Heuer erstmals an allen vier Adventswochenenden, und es wartet tatsächlich ein Märchen auf die Besucher.
Märchen sind es nämlich, die sich wie ein roter Faden durch das Schlossgelände ziehen. Dabei hat sich Prinz Heinrich einst die Werke der Gebrüder Grimm als Inspiration ausgesucht, und deshalb erwarten die Besucher, vor allem die kleinen Gäste auch der Froschkönig, ein Prinzenkollege, aber auch die böse Schwiegermutter von Aschenputtel, Rosenrot und viele andere mehr. „Unser Anspruch ist es, kein reiner Verkaufs-, sondern ein Erlebnismarkt zu sein“, erklärt der Prinz seine vorweihnachtlichen Ansprüche. Und was ist da als Basis prädestinierter als das Schlossgelände, das aufgrund seiner eigentlichen Bestimmung als Mittelalterareal des sommerlichen Ritterturniers naturgemäß schon ein hohes Potenzial an Romantik, aber auch Mystik aufweist.
91 Marktstände sind rund um Schloss Kaltenberg verteilt, vom traditionell anspruchsvollen Kunsthandwerk über die Gastronomie bis hin zu den Erlebnisbereichen. So sind im Wald neben dem großen Eingangstor unter anderem eine Wildererhütte, eine Märchenjurte, eine Märchenhütte und ein Märchenzelt zu finden. Da werden die Kinder mit Feenstaub geschminkt, können den Erzählungen im Märchenzelt lauschen – das übrigens immer in der jeweils letzten Veranstal- des Tages oder besser des Abends ausschließlich Erwachsenen vorbehalten bleibt, da dann die Geschichten schon etwas blutrünstiger und noch spannender werden. Florentine Hoffmann, persönliche Assistentin des Prinzen und für die Marktorganisation zuständig: „Im Jahr waren gerade diese Spätvorstellungen immer ausverkauft.“
Der als Köhler von Kaltenberg bekannte Pädagoge Holger Lauerer hat sich das Grimm’sche Märchen „Das Waldhaus“zum Thema gemacht. Kinder sollen bei ihm natürtung lich mitmachen, durchs MärchenSchlüsselloch schauen und Rätsel lösen. Florentine Hoffmann: „Am Ende gibt es zur Belohnung dann vom Köhler selbst gebackene Elisenlebkuchen – garantiert lactoseund glucosefrei und ausschließlich mit Mandeln zubereitet.“Eine bevergangenen sondere Rolle kommt auch Sophie Laura, der Tochter des Köhlers zu. Sie ist ausgebildete Opernsängerin und wird im Schlosshof auftreten. Der ist erstmals in den Weihnachtsmarkt integriert und bietet gleichzeitig einen der Höhepunkte des Märchenlandes: Die sagenumwobene Bohnenranke, die weit hinauf in den Himmel rankt, bis zum Schloss
Ein hohes Potenzial an Mystik und Romantik
13 Meter steigt die Bohnenranke in den Himmel
eines Riesen. Noch liegt die Ranke in einem der Arbeitsschuppen auf dem Gelände. Über 500 Meter Kunststoff-Rohr hat Florentine Hoffmann zusammenkleben und mit Glasfieber verkleiden lassen. Nun fehlten nur noch die blattgrüne Lackierung und die Bohnenblätter. Dann wird sie sich im Schlosshof über 13 Meter hoch in den Himmel ranken, von vielen Hundert LEDLichtern beleuchtet. „Insgesamt kommen wir in diesem Jahr auf 4,9 Kilometer Lichterketten“, rechnet Prinz Heinrich vor.
Und wenn er gerade bei Zahlen und Daten ist: 40000 erwachsene Besucher zählte die Veranstaltungs GmbH im vergangenen Jahr, die Kinder (bis zwölf) haben ja freien Eintritt. Das bedeutete einen 25-prozentigen Zuwachs gegenüber der Premiere 2016. Prinz Heinrich: „Wir sind teilweise besser verkauft als so mancher Ritterturnier-Sonntag“. Zur Gewohnheit ist ihm inzwischen der regelmäßige Blick auf die Wetter-App seines Smartphones geworden – Schnee kündigt die leider nicht an. „Aber wir haben einen so stimmungsvollen, liebevoll gebauten und bespielten Weihnachtsmarkt, der vor allem auf festen Wegen gut zu erleben ist“, wirbt er für seine Veranstaltung.
Gleiches gilt für die vielen Tausend Parkplätze vor dem Schlossgelände, die heuer erstmals – wie beim Ritterturnier auch – von Personal betreut und daher eine Gebühr in Höhe von zwei Euro kosten werden. Der Eintritt ist mit fünf Euro für Erwachsene unverändert, Kinder bis zwölf Jahre sind frei, bis 16 Jahre kostet der Eintritt zwei Euro.