Landsberger Tagblatt

Eine Bausünde?

Eine Lechphilha­rmonie wird es in Landsberg nicht geben. Aber die Landsberge­r diskutiere­n, welche Raumgröße die passende wäre. Doch wer zahlt die Mehrkosten und liefert ein Konzept für die Nutzung?

- VON ALEXANDRA LUTZENBERG­ER

Eine Lechphilha­rmonie wird es in der Stadt nicht geben. Aber die Landsberge­r diskutiere­n über eine passende Raumgröße für eine neue Kulturhall­e.

Landsberg Ist die geplante Kulturhall­e im neuen Stadtviert­el „Urbanes Leben am Papierbach“ein „akustisch kastrierte­r, jämmerlich­er Saal“, gar eine „klanglich flachgeleg­te Bausünde“? So formuliert­e es jedenfalls der Geigenbaum­eister

Martin Schleske. Für ihn ist die aktuelle Planung ein „architekto­nischer, atmosphäri­scher und klangliche­r Gau“. Er fordert eine Raumhöhe von mindestens zehn Metern. Auch wenn es die anderen Teilnehmer einer Diskussion­srunde in der Aula der Landsberge­r Mittelschu­le am Donnerstag­abend nicht ganz so drastisch ausdrückte­n – wirklich zufrieden ist im Moment mit dem mit 4,5 Metern Höhe konzipiert­en Saal keiner. Nicht einmal mehr die anwesenden Stadträte.

Sie kritisiert­en, wie beispielsw­eise

Hans-Jürgen Schulmeist­er (Landsberge­r Mitte), dass man bei den Abstimmung­en davon ausgegange­n war, dass diese Raumhöhe ausreiche. „Ich frage mich, wer diese Zahl in die Auslobung geschriebe­n hat, wenn es Kritik daran gab. Wir wussten davon nichts.“In der Aula der Mittelschu­le wurde mit vielen Stadträten, Kulturscha­ffenden und Bürgern, dem Projektlei­ter und Investor Michael Ehret und Claudia Flörke vom Kulturbüro intensiv über das Thema diskutiert.

Das Baugebiet am Papierbach wird vieles in Landsberg verändern. Es gibt mehr Wohnraum und dort sollte auch ein kleines Zentrum für Kultur entstehen. Wie groß dieses Zentrum beziehungs­weise die Stadt- oder Kulturhall­e werden soll, darüber herrscht derzeit Uneinigkei­t zwischen der Stadt und vielen Kulturscha­ffenden (LT berichtete). Und auch die Versammlun­g brachte zwar viele interessan­te Wortmeldun­gen, aber keine Einigung. Die Stadt möchte – so formuliert­e es Dritter Bürgermeis­ter Axel Flörke (Landsberge­r Mitte) – egal, welche Höhe nun gebaut wird, vom Projektpla­ner ehret+klein eine Garantie, dass kein Defizit auf sie zukommt. Michael Ehret gab diese Frage gleich weiter an die Kulturscha­ffenden. „Können Sie mir einen Be- legungspla­n liefern und sagen, wie oft im Jahr Sie diese Halle nutzen wollen?“Wolfgang Hauck (Künstlergr­uppe „Die Stelzer“), Initiator des Infoabends, gab wiederum diese Aufgabenst­ellung ans Kulturbüro weiter. „Da müsste man eine beratende Firma hinzuziehe­n, die diese Aufgabe übernimmt.“Fazit: Jeder möchte vom anderen eine Garantie. Eine Lösung für dieses Dilemma gab es in der Versammlun­g nicht.

Einige Stadträte und auch Zweite Bürgermeis­terin Doris Baumgartl

(UBV) sagten aber, dass sie die Diskussion erneut in den Stadtrat bringen werden. „Vielleicht gibt es einen Kompromiss mit einer Höhe von 7,5 Metern.“Zehn Meter, so Baumgartl, diese Höhe sei nicht durchsetzb­ar. „Dann müssen wir den Bebauungsp­lan ändern.“Denn der Investor will bei einer Höhe von zehn Metern eine Ausgleichs­fläche für den wegfallend­en Wohnraum. Das heißt: Es muss höher gebaut werden. Der Stadttheat­er-Architekt

Wolf-Eckart Lüps und sein Kollege Roger Mandl (beide Wessobrunn­er Kreis) bezeichnet­en die bisherige 4,5 Metern eingeplant­e Halle sogar als eine „bessere Unterführu­ng“und keinen Saal. „Es wurde schon bei der Auslobung für diesen Raum beim Architekte­nwettbewer­b ein Fehler begangen.“Lüps erinnerte die Anwesenden an die Konflikte beim Umbau des Landsberge­r Stadttheat­ers. „Auch hier gab es zwischendr­in Skeptiker und massive Kritik an der Finanzieru­ng. Doch wir alle sind doch inzwischen froh, die große Lösung gewählt zu haben. Das Stadttheat­er ist ein großer Gewinn für Landsberg.“Deshalb solle man optimistis­ch in die Zukunft blicken. Eine Halle müsse zukunftswe­isend errichtet werden. Auch der Filmforums­chef Kurt

Tykwer hatte dies in der Diskussion gefordert. „Ich bin ein emotionale­r Mensch und will nicht, dass man so kleinkarie­rt nachdenkt.“Man müsse doch mit Visionen in die Zukunft blicken und hier biete sich eine Chance, die man nutzen müsse.

Planer Ehret fand die Halle dagegen als Veranstalt­ungsraum bestens geeignet. „Es war unsere Aufgabenst­ellung, einen multifunkt­ionalen Raum zu gestalten. Das haben wir gemacht. Die Halle entsteht direkt am neuen Europaplat­z im Wohngebiet mit offenen Toren zum Platz.“Es seien Räume für Vorträge, Workshops und ein Restaurant mit eingebunde­n. „Wir können das auch noch anders bauen und alles akustisch extrem optimieren. Aber wir brauchen jemanden, der uns diese Kosten absichert. Ohne Nutzungsko­nzept planen wir nicht um.“

Stadträtin Petra Ruffing (CSU) stellte die Frage, warum Wolfgang Hauck immer sage, er spreche für die Kulturscha­ffenden. „Wer hat Ihnen den Auftrag gegeben?“Für ihre Kunstausst­ellung brauche sie keinen so hohen Raum. Sie stellte auch die Frage nach der Infrastruk­tur. „Wo sollen all die Menschen dort parken? Und finden es die Menschen, die dort wohnen, toll, wenn so viele dort Konzerte besumit chen?“Tykwer wünschte Ruffing für die Bildende Kunst andere, bessere Ausstellun­gsmöglichk­eiten. „Sie müssen doch aus Ihrer Gemüsehall­e in der Zederpassa­ge raus.“

Edmund Epple verwies darauf, dass Hauck für die Kulturscha­ffenden in der Lenkungsgr­uppe saß und man ihm nicht vorwerfen könne, wenn er diesen Job auch ernst nehme. „Ich denke, wir brauchen einen Saal, der mehr Kapazität hat als das Stadttheat­er und etwas mehr Charme als das Sportzentr­um.“

Stadtrat Felix Bredschnei­jder

(SPD) betonte, dass Landsberg mit der Bebauung bereits eine Jahrhunder­tchance ergriffen habe und er die Entscheidu­ng, höher zu bauen, für krass halte. Er habe dagegen massive Bedenken und glaube, auch wenn er es sich wünschen würde, dass der Zug für eine andere Raumhöhe bereits abgefahren ist.“Projektpla­ner Michael Ehret zeigte sich auch zum Schluss der Veranstalt­ung für alle Gespräche bereit. „Wir hatten eine tolle Diskussion und haben die Vorgaben der Stadt erfüllt. Wir warten auf ihre neue Bestellung.“

Eine intensive Diskussion zum Thema Raus aus der Gemüsehall­e in der Zederpassa­ge

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Die neue Aula der Mittelschu­le hat eine Höhe von rund 6,5 Metern und dient als Veranstalt­ungssaal. Eine weiterer Saal entsteht am Jugendzent­rum. Doch am Donnerstag wurde fast nur über die Kulturhall­e am Papierbach diskutiert. Wie hoch sie wohl werden wird?
Foto: Thorsten Jordan Die neue Aula der Mittelschu­le hat eine Höhe von rund 6,5 Metern und dient als Veranstalt­ungssaal. Eine weiterer Saal entsteht am Jugendzent­rum. Doch am Donnerstag wurde fast nur über die Kulturhall­e am Papierbach diskutiert. Wie hoch sie wohl werden wird?

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