Eine Bausünde?
Eine Lechphilharmonie wird es in Landsberg nicht geben. Aber die Landsberger diskutieren, welche Raumgröße die passende wäre. Doch wer zahlt die Mehrkosten und liefert ein Konzept für die Nutzung?
Eine Lechphilharmonie wird es in der Stadt nicht geben. Aber die Landsberger diskutieren über eine passende Raumgröße für eine neue Kulturhalle.
Landsberg Ist die geplante Kulturhalle im neuen Stadtviertel „Urbanes Leben am Papierbach“ein „akustisch kastrierter, jämmerlicher Saal“, gar eine „klanglich flachgelegte Bausünde“? So formulierte es jedenfalls der Geigenbaumeister
Martin Schleske. Für ihn ist die aktuelle Planung ein „architektonischer, atmosphärischer und klanglicher Gau“. Er fordert eine Raumhöhe von mindestens zehn Metern. Auch wenn es die anderen Teilnehmer einer Diskussionsrunde in der Aula der Landsberger Mittelschule am Donnerstagabend nicht ganz so drastisch ausdrückten – wirklich zufrieden ist im Moment mit dem mit 4,5 Metern Höhe konzipierten Saal keiner. Nicht einmal mehr die anwesenden Stadträte.
Sie kritisierten, wie beispielsweise
Hans-Jürgen Schulmeister (Landsberger Mitte), dass man bei den Abstimmungen davon ausgegangen war, dass diese Raumhöhe ausreiche. „Ich frage mich, wer diese Zahl in die Auslobung geschrieben hat, wenn es Kritik daran gab. Wir wussten davon nichts.“In der Aula der Mittelschule wurde mit vielen Stadträten, Kulturschaffenden und Bürgern, dem Projektleiter und Investor Michael Ehret und Claudia Flörke vom Kulturbüro intensiv über das Thema diskutiert.
Das Baugebiet am Papierbach wird vieles in Landsberg verändern. Es gibt mehr Wohnraum und dort sollte auch ein kleines Zentrum für Kultur entstehen. Wie groß dieses Zentrum beziehungsweise die Stadt- oder Kulturhalle werden soll, darüber herrscht derzeit Uneinigkeit zwischen der Stadt und vielen Kulturschaffenden (LT berichtete). Und auch die Versammlung brachte zwar viele interessante Wortmeldungen, aber keine Einigung. Die Stadt möchte – so formulierte es Dritter Bürgermeister Axel Flörke (Landsberger Mitte) – egal, welche Höhe nun gebaut wird, vom Projektplaner ehret+klein eine Garantie, dass kein Defizit auf sie zukommt. Michael Ehret gab diese Frage gleich weiter an die Kulturschaffenden. „Können Sie mir einen Be- legungsplan liefern und sagen, wie oft im Jahr Sie diese Halle nutzen wollen?“Wolfgang Hauck (Künstlergruppe „Die Stelzer“), Initiator des Infoabends, gab wiederum diese Aufgabenstellung ans Kulturbüro weiter. „Da müsste man eine beratende Firma hinzuziehen, die diese Aufgabe übernimmt.“Fazit: Jeder möchte vom anderen eine Garantie. Eine Lösung für dieses Dilemma gab es in der Versammlung nicht.
Einige Stadträte und auch Zweite Bürgermeisterin Doris Baumgartl
(UBV) sagten aber, dass sie die Diskussion erneut in den Stadtrat bringen werden. „Vielleicht gibt es einen Kompromiss mit einer Höhe von 7,5 Metern.“Zehn Meter, so Baumgartl, diese Höhe sei nicht durchsetzbar. „Dann müssen wir den Bebauungsplan ändern.“Denn der Investor will bei einer Höhe von zehn Metern eine Ausgleichsfläche für den wegfallenden Wohnraum. Das heißt: Es muss höher gebaut werden. Der Stadttheater-Architekt
Wolf-Eckart Lüps und sein Kollege Roger Mandl (beide Wessobrunner Kreis) bezeichneten die bisherige 4,5 Metern eingeplante Halle sogar als eine „bessere Unterführung“und keinen Saal. „Es wurde schon bei der Auslobung für diesen Raum beim Architektenwettbewerb ein Fehler begangen.“Lüps erinnerte die Anwesenden an die Konflikte beim Umbau des Landsberger Stadttheaters. „Auch hier gab es zwischendrin Skeptiker und massive Kritik an der Finanzierung. Doch wir alle sind doch inzwischen froh, die große Lösung gewählt zu haben. Das Stadttheater ist ein großer Gewinn für Landsberg.“Deshalb solle man optimistisch in die Zukunft blicken. Eine Halle müsse zukunftsweisend errichtet werden. Auch der Filmforumschef Kurt
Tykwer hatte dies in der Diskussion gefordert. „Ich bin ein emotionaler Mensch und will nicht, dass man so kleinkariert nachdenkt.“Man müsse doch mit Visionen in die Zukunft blicken und hier biete sich eine Chance, die man nutzen müsse.
Planer Ehret fand die Halle dagegen als Veranstaltungsraum bestens geeignet. „Es war unsere Aufgabenstellung, einen multifunktionalen Raum zu gestalten. Das haben wir gemacht. Die Halle entsteht direkt am neuen Europaplatz im Wohngebiet mit offenen Toren zum Platz.“Es seien Räume für Vorträge, Workshops und ein Restaurant mit eingebunden. „Wir können das auch noch anders bauen und alles akustisch extrem optimieren. Aber wir brauchen jemanden, der uns diese Kosten absichert. Ohne Nutzungskonzept planen wir nicht um.“
Stadträtin Petra Ruffing (CSU) stellte die Frage, warum Wolfgang Hauck immer sage, er spreche für die Kulturschaffenden. „Wer hat Ihnen den Auftrag gegeben?“Für ihre Kunstausstellung brauche sie keinen so hohen Raum. Sie stellte auch die Frage nach der Infrastruktur. „Wo sollen all die Menschen dort parken? Und finden es die Menschen, die dort wohnen, toll, wenn so viele dort Konzerte besumit chen?“Tykwer wünschte Ruffing für die Bildende Kunst andere, bessere Ausstellungsmöglichkeiten. „Sie müssen doch aus Ihrer Gemüsehalle in der Zederpassage raus.“
Edmund Epple verwies darauf, dass Hauck für die Kulturschaffenden in der Lenkungsgruppe saß und man ihm nicht vorwerfen könne, wenn er diesen Job auch ernst nehme. „Ich denke, wir brauchen einen Saal, der mehr Kapazität hat als das Stadttheater und etwas mehr Charme als das Sportzentrum.“
Stadtrat Felix Bredschneijder
(SPD) betonte, dass Landsberg mit der Bebauung bereits eine Jahrhundertchance ergriffen habe und er die Entscheidung, höher zu bauen, für krass halte. Er habe dagegen massive Bedenken und glaube, auch wenn er es sich wünschen würde, dass der Zug für eine andere Raumhöhe bereits abgefahren ist.“Projektplaner Michael Ehret zeigte sich auch zum Schluss der Veranstaltung für alle Gespräche bereit. „Wir hatten eine tolle Diskussion und haben die Vorgaben der Stadt erfüllt. Wir warten auf ihre neue Bestellung.“
Eine intensive Diskussion zum Thema Raus aus der Gemüsehalle in der Zederpassage