Eine Maus und ihre Geschichte
Die Computermaus wird 50 Jahre alt. Ihre Wurzeln liegen nicht nur im Silicon Valley, sondern auch in Konstanz am Bodensee
Computer waren damals so teuer, dass nur Universitäten, große Unternehmen und das Militär sich die großen Rechenschränke leisten konnten. Und sie waren unglaublich kompliziert zu bedienen: Um mit der Maschine kommunizieren zu können, musste man lange Befehlsfolgen eintippen oder in Lochstreifen gestanzte Befehle einlesen.
In der Vision von Engelbart sollten Symbole auf dem Bildschirm erscheinen, die man mit einem Zeiger ansteuern und aktivieren kann. 1964 baute Engelbart zusammen mit seinem Chefingenieur Bill English den ersten Maus-Prototypen. Diese Originalmaus war in einem Holzgehäuse untergebracht. Ein Mitarbeiter in Engelbarts Labor meinte, das Holzkästchen sehe mit der roten Taste oben und dem Kabel hinten wie eine Maus aus. Der Name blieb hängen. Es dauerte dann bis zum 9. Dezember 1968, bis Engelbart das Konzept der Öffentlichkeit vorstellte. Die 90-minütige Live-Präsentation auf der „Fall Joint Conference“, die in einem Video für die Nachwelt erhalten geblieben ist, ging als „Mutter aller Demos“in die Geschichte ein. in Vergessenheit geraten ist, dass in dieser Zeit auch in Deutschland an dem Konzept einer Computermaus gearbeitet wurde. Für die Bundesanstalt für Flugsicherung entwickelte eine Abteilung des Elektro-Pioniers Telefunken in Konstanz ein System, in dem ein Zeiger benötigt wurde. Eine „Rollkugelsteuerung“sollte den Fluglotsen ermöglichen, auf einem großen Radar-Bildschirm Darstellungen von Flugzeugpositionen zu markieren. Einige Wochen vor den Amerikanern stellte Tele- funken sein Konzept vor. Doch im Gegensatz zu den Deutschen ließ sich Engelbarts Arbeitgeber SRI die Erfindung als Patent eintragen.
Einen Erfolg im Massenmarkt konnten damals aber weder Telefunken noch das Team in Kalifornien feiern. Engebarts Auftraggeber Nasa konnte mit der ersten Maus nicht viel anfangen. Und Telefunken baute die „Rollkugelsteuerung“zwar in seinen Großrechner TR440 ein, doch diese 15 Millionen D-Mark teuren Computerschränke bekam kaum jemand zu Gesicht.
Die Computermaus verschwand für einige Jahre wieder in der Versenkung, wurde dann vom kaliforFast nischen Forschungszentrum Xerox Parc aufgegriffen, wo auch eine grafische Benutzungsoberfläche für den Computer Xerox Alto entwickelt wurde. Aber dieser Rechner war für ein Massenpublikum viel zu teuer. Apple-Mitgründer Steve Jobs sah den Alto 1979 und übernahm das Konzept der grafischen Bedienoberfläche. Apples „Lisa“war der erste Computer, der für die Computermaus ausgelegt war. Mit dem Macintosh erreichte die Maus 1984 dann den Durchbruch. Dieser Erfolg beeindruckte wiederum MicrosoftMitbegründer Bill Gates so sehr, dass er Maus und Icon als Standard einführte.