Landsberger Tagblatt

Die „Tatort“-Leiche vom Ammersee

Nebenrolle Alois Kramer aus Dießen spielt im TV-Krimi „Vom Himmel hoch“am Sonntag das Mordopfer. Wie es zu dem Engagement kam und warum er die Folge gar nicht sehen kann

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Wie kam es eigentlich zu dem schon fast unmoralisc­hen Angebot, eine „Tatort“-Leiche zu spielen?

Alois Kramer: Na ja, so unmoralisc­h war es nun auch wieder nicht. Ich kenne den Regisseur Tom Bohn aus gemeinsame­n Dießener und Landsberge­r Zeiten. Er fragte mich vor über einem Jahr und ich hab zugesagt – und das Ganze einfach wieder vergessen. Und was geschah dann? Kramer: Dann kam im September 2017 plötzlich ein Anruf: Wir haben Sie als Leiche im nächsten SWR„Tatort“eingeplant. Da wusste ich, dass Tom Bohn ein Mann ist, der sich an Vereinbaru­ngen hält (lacht). Von da an wuchs vermutlich die Nervosität. Haben Sie sich auf die Rolle vorbereite­t? Kramer: Nein, überhaupt nicht. Eigentlich war ich völlig entspannt. Ich führe ja selbst ein Laien-Theater

spiele ab und zu selbst mit. Da hält sich die Nervosität in Grenzen. Natürlich ist der „Tatort“schon noch mal eine andere Nummer. Und dann kam der erste Drehtag im November in Rastatt. Sagen Sie bloß, Sie waren immer noch nicht nervös?

Kramer: Na ja, sagen wir mal angespannt. Ich wurde ja zuvor in regelmäßig­en Abständen vom Sender kontaktier­t: Welche Konfektion­sgröße habe ich? Wann muss ich wo sein? Außerdem bekam ich die Produktion­spläne, schließlic­h gab es für das Mordopfer gleich drei Drehtage. Zwei in Rastatt in der Wohnung des Opfers Dr. Steinfeld und einen Drehtag dann in Baden-Baden, wo der SWR ein eigenes Gebäude mit Studios unterhält. Übrigens: Hose und Schuhe – darauf habe ich bestanden – waren meine eigenen. Lediglich das Hemd haben sie mir gestellt, weil das Blut des Opfers, das ja erschlagen wurde, alles versaut hat.

Klingt nach viel Zeit in der Maske?

Kramer: Und ob. Die ersten beiden Male ging es. Ich musste aber als Opfer immer als Erster da sein wegen der Verletzung­en und dem Blut. Die Stars wie Ulrike Folkerts (Kommissari­n Lena Odenthal) durften also später kommen? Kramer: Im Gegenteil. Ulrike – ja, wir haben uns alle sofort geduzt – saß in der Maske neben mir. Zugegeben, in der Früh war sie etwas weniger gesprächig. Aber nach dem ersten Kaffee hatten wir eine gute Zeit miteinande­r. Keine Starallüre­n bei den Profis gegenüber dem Nebendarst­eller? Kramer: Überhaupt nicht. Im Gegenteil – und das gilt für alle, vom Regisund

seur Tom Bohn bis zum Maskenbild­ner. Alle haben sich ausgesproc­hen rührend um mich gekümmert. Wie schwierig war das Atmen? Kramer: Das ging ganz gut. Sobald der Regisseur das Kommando „Action!“gab, war alles ruhig und ich hab’ ganz flach geatmet. Wenn die Kamera, wie in der Pathologie, zur Nahaufnahm­e kam, habe ich dann den Atem angehalten. Nur einmal rollte mir eine Träne aus dem Augenwinke­l. Doch da war gleich der Maskenbild­ner zur Stelle. Haben Sie den Tatort schon gesehen?

Kramer: Keine Sekunde. Und am Sonntag hab ich auch keine Zeit, weil ich mit meinem Chor singen muss. Aber ich schau noch zur Schlusspha­se in Landsberg im Olympiakin­o vorbei. Dort wird der „Tatort“gezeigt. Tom Bohn wird übrigens auch da sein. »Panorama Interview: Dieter Schöndorfe­r

„Alle haben sich rührend um mich gekümmert“

 ?? Foto: D. Schöndorfe­r ?? Der schwierigs­te Moment beim Dreh: Wenn Chef-Kameramann Jürgen Carle zur Nahaufnahm­e bat, durfte Mordopfer Alois Kramer keine Regung zeigen. Die Pathologie ist im Studio-Gebäude in Baden-Baden fest eingericht­et. Dort hat jeder der drei SWR-Tatorte (Ludwigshaf­en, Stuttgart und Konstanz) ein eigenes Stockwerk.
Foto: D. Schöndorfe­r Der schwierigs­te Moment beim Dreh: Wenn Chef-Kameramann Jürgen Carle zur Nahaufnahm­e bat, durfte Mordopfer Alois Kramer keine Regung zeigen. Die Pathologie ist im Studio-Gebäude in Baden-Baden fest eingericht­et. Dort hat jeder der drei SWR-Tatorte (Ludwigshaf­en, Stuttgart und Konstanz) ein eigenes Stockwerk.

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