Rohrpost für Autos
Verkehr Auf Schienen durch den Untergrund: Elon Musks neueste Idee
Schmal ist die Grenze zwischen Genie und Größenwahn. Elon Musk baut Elektroautos, er schießt Raketen ins All, er hat eine Batteriefabrik aufgebaut, die er ganz unbescheiden die „Gigafactory“nennt – und er ist auch sonst nie um eine neue Idee verlegen. Straßen, zum Beispiel, hält der Tesla-Gründer zwar nicht gerade für überflüssig. Aber müssen darauf so viele Autos fahren?
Das Auto der Zukunft, wie Musk es sich vorstellt, ist erstens natürlich ein Tesla – und fährt, zweitens, unterirdisch wie eine U-Bahn. In der Nähe von Los Angeles hat der Selfmade-Milliardär unter dem Gelände seiner Raketenfirma Space X einen 1,8 Kilometer langen Tunnel graben lassen, in dem er Autos von A nach B schickt. Wie einst bei der guten, alten Rohrpost im Büro sollen sie mithilfe eigens angeschraubter Räder auf einem Schienensystem durch eine Röhre donnern, die kaum breiter ist als einer von Musks Teslas – nicht nur für klaustrophobisch veranlagte Fahrer eine Herausforderung. Auch in puncto Tempo fährt der Geschwindigkeitsfanatiker Musk den eigenen Ansprüchen noch weit hinterher. Anstatt, wie geplant, mit 250 Stundenkilometern von Stadt zu Stadt zu rasen, schaffen seine Autos im Testbetrieb bisher nur knappe 80 Sachen. Angeblich ist der Untergrund noch zu holperig.
Zwei Ziele hat Musk für seine automobile Rohrpost schon im Auge: den Flughafen in Chicago und das Baseball-Stadion der Los Angeles Dodgers. In den meisten Metropolen allerdings wird der umtriebige Erfinder vermutlich schnell an eine natürliche Grenze stoßen: Unter den Straßen, die er entlasten will, fährt meistens schon eine U-Bahn.