Plastik-Geschirr verschwindet
Umwelt Strohhalm, Teller und Besteck: Bis 2021 verbannt die EU Einweg-Produkte aus den Regalen. Erst mal jene, für die es eine Alternative gibt. Aber auch der Rest muss weichen
Brüssel 26 Millionen Tonnen Plastikmüll fallen jedes Jahr in den 28 EU-Mitgliedstaaten an. Ein Großteil davon landet im Meer. Am frühen Mittwochmorgen haben die Kommission, das Parlament und die Vertreter der Regierungen beschlossen: In zwei Jahren werden die ersten Kunststoff-Artikel verboten. Verbraucher können Milliarden sparen. Ein Überblick:
Welche Kunststoff-Artikel verbietet die EU?
Im ersten Schritt sind Produkte betroffen, für die es längst bessere Alternativen gibt. Dazu gehören Plastik-Geschirr und -Besteck, Trinkhalme aus Kunststoff, LuftballonHalter, Wattestäbchen und Lebensmittelbehälter aus expandiertem Polystyrol. Daraus bestehen zum Beispiel Tüten, um Obst oder Gemüse zu verpacken.
Werden Luftballons auch verboten?
Tatsächlich war das zunächst erwogen worden. Aber das Europäische Parlament hat diesen Gedanken verworfen. Den Luftballon soll es auch künftig geben, weil es noch keinen ökologisch besseren Ersatz gibt.
Wenn das nur der erste Schritt ist – was folgt dann?
Die Unterhändler der drei EU-Institutionen haben auch die nächsten Maßnahmen bereits verabschiedet. So dürfen in fünf Jahren Einwegflaschen aus Kunststoff nur noch dann verkauft werden, wenn die Deckel mit der Flasche fest verbunden sind. Damit will die EU verhindern, dass diese Deckel in der Umwelt landen. Deutschlands Umweltministerin Svenja Schulze scheiterte mit dem Versuch, für solche Behältnisse ein Pfandsystem aufzubauen. Auch an- dere Einmal-Produkte, für die es noch keine bessere Alternative gibt, müssen bis dahin um mindestens 25 Prozent reduziert werden. Dazu zählen zum Beispiel: Wegwerf-Bur- gerschachteln, Sandwich-Schach- teln, Behälter für Obst oder Eis- creme.
Werden die Hersteller an den Kos- ten für die Beseitigung beteiligt?
Ja. Das ist ebenfalls am Mittwoch- morgen beschlossen worden. Ziga- rettenstummel enthalten zum Beispiel auch Plastikteilchen. In der EU gibt es konkrete Überlegungen, die Tabakindustrie zu verpflichten, für die Entsorgung der Kippen-Reste aufzukommen. Die Produzenten würden dann am Aufwand für die Reinigung von Wegen und Straßen beteiligt. Für eine Reihe weiterer Produkte (zum Beispiel Feuchttücher und Kosmetika wie EpilierCremes) wird es eine strenge Kennzeichnungspflicht geben. So sollen die Verbraucher besser darüber informiert werden, dass diese Artikel Kunststoff-Partikel enthalten, die negative Auswirkungen auf die Umwelt haben. Auf den Verpackungen soll außerdem stehen, wie solche Produkte entsorgt werden müssen.
Und was bringt das Ganze?
Die Brüsseler EU-Kommission hat ausgerechnet, dass durch dieses Verbot der Ausstoß von 3,4 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr verhindert würde. Verbraucher dürften bis zu 6,5 Milliarden Euro im Jahr sparen. Um das ganze Ausmaß zu veranschaulichen, helfen diese Zahlen: Ein Trinkhalm scheint kaum der Erwähnung wert. Aber jeder EU-Bürger verbraucht pro Jahr 71 Strohhalme, macht zusammen 3,6 Billionen im Jahr. Und die werden kaum länger als ein paar Minuten benutzt, könnten aber leicht ersetzt werden.
Warum dauert es noch zwei Jahre, bis das Verbot in Kraft tritt?
Zum einen brauchen die Mitgliedstaaten noch Zeit, um die Kunststoff-Strategie in nationales Recht zu übernehmen. Zum zweiten will die EU den Herstellern Zeit geben, ihre Produktion umzustellen. Diese wissen jetzt, was auf sie zukommt.
Warum werden Plastiktüten nicht auch verboten?
Es gibt ja bereits EU-Vorschriften zum Umgang mit Plastiktüten. Für Einkaufstaschen aus Kunststoff muss der Kunde im Supermarkt einen Aufpreis zahlen. Die dünnen Tüten, die vor allem für Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch benutzt werden, sollen ebenfalls verschwinden. Der Handel braucht aber noch geeignete Alternativen. Das Gleiche gilt auch für Mehrweg-Kaffeebecher.