Ein (fast) perfektes Comeback
Laura Dahlmeier kehrt nach langer Krankheitspause in den Weltcup zurück, wird auf Anhieb Zweite und von Emotionen überwältigt
Nove Mesto So glücklich war Laura Dahlmeier selbst nach ihren beiden Gold-Triumphen in Pyeongchang nicht. „Ich kann das grad mehr genießen als den Olympiasieg. Das ist wirklich ein besonderer Tag“, sagte die siebenmalige Weltmeisterin nach ihrer beinahe schon unglaublichen Rückkehr in den Biathlon-Weltcup. Als Sprint-Zweite hinter der Norwegerin Marte Olsbu und vor der ebenfalls fehlerfreien Slowakin Paulina Fialkova fehlten der GarmischPartenkirchenerin am Freitagabend in Nove Mesto nur 4,5 Sekunden zum Comeback-Sieg. „Das ist ein total emotionaler Moment für mich“, sagte die 25-Jährige.
Im strömenden Regen in Tschechien kam Dahlmeier, die sich einen Schießfehler leistete, nach ihrem Coup aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus. Lange lag sie nach ihrer Hatz über die 7,5 Kilometer völlig erschöpft im Schnee, dann konnte sie ihr Glück nur schwer fassen. Fast schon nebenbei bescherte sie der Frauenmannschaft den ersten Podestplatz des Winters, zuvor waren neunte Plätze bei den ersten beiden Weltcups in Pokljuka und Hochfilzen die besten Ergebnisse. Der schwächste Saisonstart der DSV-Frauen überhaupt ist nun Geschichte.
„Es war ein brutales Rennen. Ich bin so glücklich und dankbar, dass ich auf dem Podium stehen darf“, sagte Dahlmeier. Noch im Herbst war an Biathlon gar nicht zu denken. „Ende September habe ich im Krankenhaus gelegen für eine Woche und habe nicht aufstehen können. Ich habe nicht spazieren gehen können, ich habe mir nicht vorstellen können, jemals in meinem Leben wieder Leistungssport zu machen, geschweige denn auf ein Podium zu kommen“, sagte die frühere Gesamtweltcupsiegerin.
Im Jagdrennen am Samstag (17 Uhr/ARD und hat Dahlmeier eine perfekte Ausgangsposition und beste Chancen auf ihren 20. Erfolg im Weltcup. „Es ist alles möglich. Die Verfolgung ist mein Lieblingsrennen. Ich muss mal schauen, wie ich mich regeneriere. Ich bin immer noch nicht ganz bei 100 Prozent“, sagte sie.
Für ihre Rückkehr hatte sich die Ausnahmekönnerin einen besonderen Platz ausgesucht. Im Herzen Tschechiens hatte sie 2015 ihren ersten Weltcup-Sieg geholt und war zwei Jahre zuvor erstmals bei einer WM dabei. „Es ist wirklich ein spezieller Ort. Und genau der richtige, um wieder anzugreifen“, sagte sie.
„Comeback! Laura Dahlmeier ist zurück“, brüllte der Stadionsprecher um kurz nach 18 Uhr ins Mikrofon. Die 22000 Zuschauern feierten die junge Deutsche. Unter Flutlicht und bei starkem Schneeregen lief Dahlmeier mit der Startnummer 84 als letzte der sechs DSV-Skijägerinnen los. Das erwies sich als Vorteil. Nachdem es zunächst stark geschneit hatte, wurde es auf der Strecke gegen Ende des Rennens bei Schneeregen schneller.
„Es hätte mit der hohen Startnummer auch anders ausgehen können, aber ich hatte das nötige Glück heute“, sagte Dahlmeier.
Mit jedem Schritt, mit jedem Schuss verflogen die Zweifel. Dahlmeier traf im Liegendschießen alle Scheiben und ging zunächst in Führung, hätte sie auch im stehenden Anschlag alles getroffen, hätte sie auf Anhieb sogar wieder einen Sieg feiern können.