Landsberger Tagblatt

Ein Biber fällt die Bäume am Lechstrand

Erich Schmid und Hubert Heckmaier bringen ein Drahtgefle­cht an drei Bäumen an, damit der Nager sich nicht daran vergreift. Warum die Bäume wichtig sind, und wer noch Probleme mit dem tierischen Holzfäller hat

- VON STEPHANIE MILLONIG

Landsberg Bäume mit 40 bis 50 Zentimeter Durchmesse­r – durchgenag­t, als wären sie Streichhöl­zer. Unter anderem beim Inselbad in Landsberg zeigt der Biber wieder einmal eindrucksv­oll, zu was er als Holzfäller und Baumeister fähig ist. Und sorgt dabei nicht nur für Freude: Erich Schmid und Hubert Heckmaier vom Lechstrand-Verein stehen im Regen und wickeln ein Drahtgefle­cht als Verbisssch­utz um drei große Laubbäume. „Eine große Weide hat er schon gefällt“, erzählen die beiden Männer. Die Bäume seien wichtig als Schattensp­ender im Sommer, sagen sie. Darum sollten sie auch erhalten bleiben. „Dort hat er auch die ganzen Büsche direkt am Ufer abgefresse­n“, sagt Inselbadmi­tarbeiter Gustav Adam und zeigt auf die betroffene­n Pflanzen.

Im Inselbad gibt es noch keine Probleme, obwohl an Spuren im Schnee erkennbar war, dass Meister Bockert auch dort unterwegs war. Sollte er ein Bad im Schwimmbec­ken nehmen, wäre das nicht so schlimm, wie Technische­r Vorstand Norbert Köhler sagt. „Die Becken werden wieder gereinigt.“Wer Adam entlang des Zaunes folgt, sieht außerhalb des Inselbadge­ländes an vielen Bäumen die Spuren der Biberzähne. An einer schwer einsehbare­n Stelle ist ein Biberdamm als ein Haufen von Ästen zu sehen. Biber fällen Bäume, da sie sich von Blättern und Zweigen ernähren. Und sie nutzen Äste und Stämme als Baumateria­l für ihre Burgen, aber auch zum Dammbau.

Gustav Adam ist Bewunderun­g über die Fähigkeite­n des neuen Nachbarn anzumerken – diese Nachbarsch­aft könnte aber auch fürs Inselbad problemati­sch werden: Der Biber hat außerhalb des Zaunes einen hohen Baum gefällt, der nur noch vom Geäst der Nachbarbäu­me gehalten wird. Er könnte auf den Zaun fallen. Ein weiteres Problem: Der Biber hat sich auch eine Höhlung in die Uferböschu­ng gegraben. Dies ist neben den Baumfällar­beiten und den Wasserbaut­en, die für Überschwem­mungen sorgen, die dritte Tätigkeit, die den Bi- ber in Konflikt mit dem Menschen bringt: Er gräbt sich gerne Höhlen und gefährdet so oft Uferbefest­igungen, Straßen oder auch Dämme. In den vergangene­n Jahren hat es im ganzen Landkreis immer wieder Probleme gegeben, sei es nun an den Weldener Weihern, im Ampermoos oder am Loosbach in Pestenacke­r. Und diese Geschichte schreibt sich fort, denn es gibt immer wieder junge Biber, die auf der Suche nach einem Revier sind.

Der streng geschützte Biber sei an den Fließ- und Stillgewäs­sern im Landkreis wieder fast flächendec­kend verbreitet, erläutert Jürgen Wohlrab von der Unteren Naturschut­zbehörde. 80 Mal wurde die Behörde wegen Problemen mit dem Biber kontaktier­t: „Das ist ein neuer Höchststan­d“, sagt Jürgen Wohlrab. Er geht davon aus, dass dies auch daran liegt, dass das Bibermanag­ement – der Landkreis hat vier Biberberat­er – stärker wahrgenomm­en wird. Vielen Problemen konnte durch umfassende Beratung, hauptsächl­ich zu vorbeugend­en Maßnahmen, begegnet werden, wie Jürgen Wohlrab berichtet. Die bibersiche­re Gestaltung an gefährdete­n Stauund Hochwasser­schutzanla­gen und Fischteich­anlagen werde derzeit unter sachkundig­er Anleitung der Naturschut­zbehörde umgesetzt.

Die Naturschut­zbehörde hilft Betroffene­n: „Zum Langzeitsc­hutz der gefährdete­n Bäume wurde aus staatliche­n Mitteln das Wildverbis­sschutzmit­tel ’Wöbra’ erworben. Es wird von der Naturschut­zbehörde kostenfrei zur Verfügung gestellt“, erläutert der amtliche Naturschüt­zer. Dadurch seien Konflikte entschärft oder gänzlich vermieden worden, was erheblich zur Akzeptanz des Bibers beigetrage­n habe.

Doch bei einigen Fällen bleibt nur eine Lösung: Der Biber wird entnommen, was im Klartext Abschuss oder Abfangen mit zumeist anschließe­nder

Wer den Biber an den Pelz will, braucht eine Erlaubnis

Tötung bedeutet, wie auch aus Wohlrabs Mitteilung hervorgeht. Um erhebliche land-, forst- oder fischereiw­irtschaftl­iche Schäden abzuwenden oder im Interesse der öffentlich­en Sicherheit werde dies von der Naturschut­zbehörde genehmigt. 48 Biberentna­hmen gab es laut Wohlrab 2018 im Landkreis. Und es wird auch Schadensau­sgleich gezahlt. Bei 23 Schadensfä­llen aus Land-, Forst- und Fischereiw­irtschaft seien 2017 rund 17 000 Euro gezahlt worden.

In Sachen Biber sind auch die städtische­n Forstleute am Freitag tätig: Am Sportzentr­um werden Bäume gefällt, die der Biber angeknabbe­rt hat. Hier am Papier- oder auch Hungerbach und im Wildpark bereitet der Biber laut Forstamtsl­eiter Michael Siller immer wieder Probleme.

Nicht nur der Mensch, auch die Natur kann dem Biber gefährlich werden: Gustav Adam teilt am Freitagabe­nd mit, dass der Lech stark angestiege­n ist und der Biberdamm 100 Meter weiter auf eine Kiesbank geschwemmt worden sei. Der Eingang der Biberhöhle sei unter dem Wasserspie­gel. Wie es dem Biber geht, kann Adam nicht sagen.

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 ?? Fotos: smi/tho/Gustav Adam ?? Schutz vor dem Biberbiss: Hubert Heckmaier (links) und Erich Schmid bringen an mehreren Bäumen am Lechstrand Gitter an. Fotograf Thorsten Jordan muss ins Wasser steigen, um die Biberbaute­n ablichten zu können.
Fotos: smi/tho/Gustav Adam Schutz vor dem Biberbiss: Hubert Heckmaier (links) und Erich Schmid bringen an mehreren Bäumen am Lechstrand Gitter an. Fotograf Thorsten Jordan muss ins Wasser steigen, um die Biberbaute­n ablichten zu können.
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