Ein Biber fällt die Bäume am Lechstrand
Erich Schmid und Hubert Heckmaier bringen ein Drahtgeflecht an drei Bäumen an, damit der Nager sich nicht daran vergreift. Warum die Bäume wichtig sind, und wer noch Probleme mit dem tierischen Holzfäller hat
Landsberg Bäume mit 40 bis 50 Zentimeter Durchmesser – durchgenagt, als wären sie Streichhölzer. Unter anderem beim Inselbad in Landsberg zeigt der Biber wieder einmal eindrucksvoll, zu was er als Holzfäller und Baumeister fähig ist. Und sorgt dabei nicht nur für Freude: Erich Schmid und Hubert Heckmaier vom Lechstrand-Verein stehen im Regen und wickeln ein Drahtgeflecht als Verbissschutz um drei große Laubbäume. „Eine große Weide hat er schon gefällt“, erzählen die beiden Männer. Die Bäume seien wichtig als Schattenspender im Sommer, sagen sie. Darum sollten sie auch erhalten bleiben. „Dort hat er auch die ganzen Büsche direkt am Ufer abgefressen“, sagt Inselbadmitarbeiter Gustav Adam und zeigt auf die betroffenen Pflanzen.
Im Inselbad gibt es noch keine Probleme, obwohl an Spuren im Schnee erkennbar war, dass Meister Bockert auch dort unterwegs war. Sollte er ein Bad im Schwimmbecken nehmen, wäre das nicht so schlimm, wie Technischer Vorstand Norbert Köhler sagt. „Die Becken werden wieder gereinigt.“Wer Adam entlang des Zaunes folgt, sieht außerhalb des Inselbadgeländes an vielen Bäumen die Spuren der Biberzähne. An einer schwer einsehbaren Stelle ist ein Biberdamm als ein Haufen von Ästen zu sehen. Biber fällen Bäume, da sie sich von Blättern und Zweigen ernähren. Und sie nutzen Äste und Stämme als Baumaterial für ihre Burgen, aber auch zum Dammbau.
Gustav Adam ist Bewunderung über die Fähigkeiten des neuen Nachbarn anzumerken – diese Nachbarschaft könnte aber auch fürs Inselbad problematisch werden: Der Biber hat außerhalb des Zaunes einen hohen Baum gefällt, der nur noch vom Geäst der Nachbarbäume gehalten wird. Er könnte auf den Zaun fallen. Ein weiteres Problem: Der Biber hat sich auch eine Höhlung in die Uferböschung gegraben. Dies ist neben den Baumfällarbeiten und den Wasserbauten, die für Überschwemmungen sorgen, die dritte Tätigkeit, die den Bi- ber in Konflikt mit dem Menschen bringt: Er gräbt sich gerne Höhlen und gefährdet so oft Uferbefestigungen, Straßen oder auch Dämme. In den vergangenen Jahren hat es im ganzen Landkreis immer wieder Probleme gegeben, sei es nun an den Weldener Weihern, im Ampermoos oder am Loosbach in Pestenacker. Und diese Geschichte schreibt sich fort, denn es gibt immer wieder junge Biber, die auf der Suche nach einem Revier sind.
Der streng geschützte Biber sei an den Fließ- und Stillgewässern im Landkreis wieder fast flächendeckend verbreitet, erläutert Jürgen Wohlrab von der Unteren Naturschutzbehörde. 80 Mal wurde die Behörde wegen Problemen mit dem Biber kontaktiert: „Das ist ein neuer Höchststand“, sagt Jürgen Wohlrab. Er geht davon aus, dass dies auch daran liegt, dass das Bibermanagement – der Landkreis hat vier Biberberater – stärker wahrgenommen wird. Vielen Problemen konnte durch umfassende Beratung, hauptsächlich zu vorbeugenden Maßnahmen, begegnet werden, wie Jürgen Wohlrab berichtet. Die bibersichere Gestaltung an gefährdeten Stauund Hochwasserschutzanlagen und Fischteichanlagen werde derzeit unter sachkundiger Anleitung der Naturschutzbehörde umgesetzt.
Die Naturschutzbehörde hilft Betroffenen: „Zum Langzeitschutz der gefährdeten Bäume wurde aus staatlichen Mitteln das Wildverbissschutzmittel ’Wöbra’ erworben. Es wird von der Naturschutzbehörde kostenfrei zur Verfügung gestellt“, erläutert der amtliche Naturschützer. Dadurch seien Konflikte entschärft oder gänzlich vermieden worden, was erheblich zur Akzeptanz des Bibers beigetragen habe.
Doch bei einigen Fällen bleibt nur eine Lösung: Der Biber wird entnommen, was im Klartext Abschuss oder Abfangen mit zumeist anschließender
Wer den Biber an den Pelz will, braucht eine Erlaubnis
Tötung bedeutet, wie auch aus Wohlrabs Mitteilung hervorgeht. Um erhebliche land-, forst- oder fischereiwirtschaftliche Schäden abzuwenden oder im Interesse der öffentlichen Sicherheit werde dies von der Naturschutzbehörde genehmigt. 48 Biberentnahmen gab es laut Wohlrab 2018 im Landkreis. Und es wird auch Schadensausgleich gezahlt. Bei 23 Schadensfällen aus Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft seien 2017 rund 17 000 Euro gezahlt worden.
In Sachen Biber sind auch die städtischen Forstleute am Freitag tätig: Am Sportzentrum werden Bäume gefällt, die der Biber angeknabbert hat. Hier am Papier- oder auch Hungerbach und im Wildpark bereitet der Biber laut Forstamtsleiter Michael Siller immer wieder Probleme.
Nicht nur der Mensch, auch die Natur kann dem Biber gefährlich werden: Gustav Adam teilt am Freitagabend mit, dass der Lech stark angestiegen ist und der Biberdamm 100 Meter weiter auf eine Kiesbank geschwemmt worden sei. Der Eingang der Biberhöhle sei unter dem Wasserspiegel. Wie es dem Biber geht, kann Adam nicht sagen.