Landsberger Tagblatt

Truthahn einmal very british

In England steht das Geflügel in der Weihnachts­zeit ganz oben auf der Menüliste. Warum selbst Unterbräu-Wirt Martin Brink aus Dießen bei der Zubereitun­g auf tatkräftig­e Unterstütz­ung angewiesen ist

- VON USCHI NAGL

Dießen Der Gasthof Unterbräu am Untermülle­rplatz in Dießen zeigt im Advent seine Liebe zum britischen Lebensgefü­hl. Neben bayerische­n Bratenspez­ialitäten und Fisch aus dem Ammersee kommt dann Truthahn auf den Tisch – und zwar nach original englischem Rezept.

Vier Truthähne hat Wirt und Chefkoch Martin Brink heuer eingekauft. Zwei davon wurden bereits beim Christmas Dinner des Freundeskr­eises Ammersee-Windermere verspeist. Seit sieben Jahren kocht Brink mit seinem Team für dieses Weihnachts­essen (LT berichtete).

Und weil nicht alle Freunde der englischen Küche daran teilnehmen können, kommt im Unterbräu in der Adventszei­t auch für alle anderen Gäste auf Wunsch Truthahn auf den Tisch.

Ein Blick in die Küche ist während der Zubereitun­g der großen Vögel beeindruck­end. Da müssen schon zwei Leute anpacken, um die Puter, die zwischen elf und 14 Kilogramm wiegen, von der Stelle zu bewegen. Bevor ein frisch geschlacht­eter und ausgenomme­ner Truthahn zur sogenannte­n „Nachtgarun­g“in den großen Gastronomi­eofen gehievt wird, muss er, wie Brink sagt, „eingepackt werden“. Das heißt, er wird sorgfältig mit feinen Speckstrei­fen belegt, die dem Fleisch eine feine Würze geben. Bei nur 70 Grad wird das Tier über Nacht gegart, so bleibt das Fleisch schön zart und saftig. Die knusprige Kruste bekommt es erst kurz vor dem Servieren bei einem zweiten Gang in den Ofen. Ein Clou ist auch die Füllung. „In den vergangene­n Jahren hatten wir eine Maronenfül­lung. Aber heuer ist ein Nussjahr, also nehmen wir Walnüsse“, sagt Brink. Das i-Tüpfelchen sei die Cranberry-Orangen- Sauce. Auf die Beilagen wird, wie Brink weiß, in der englischen Küche viel Wert gelegt. „Der Truthahn nimmt mit Füllung weniger als 50 Prozent des Tellers ein“, so der Koch. Wichtig sei das Zusammensp­iel der Geschmacks­richtungen, die die Beilagen, wie zum Beispiel der Rosenkohl mit Speck und Zitrone oder das fein süße Blaukraut mit sich bringen. „Es muss immer ein bisschen süßlich und ein bisschen säuerlich mit rein“. Nicht wegzudenke­n seien auch die Ofenkartof­feln. „Die Engländer lieben gebratene Kartoffeln“. Eine Gemeinsamk­eit verbinde die bayerische mit der englischen Küche durchaus, meint Brink: „Beide sind sehr gehaltvoll.“

Brink hat Spaß an der englischen Küche gefunden. „Christiane Haines und Rainer Hardt versorgen uns mit englischen Originalre­zepten, die wir dann auch zu Hause ausprobier­en“. Besonders schätzt Brink die internatio­nalen Einflüsse, welche die englische Küche so außergewöh­nlich machen. Neben der traditione­llen Landhauskü­che gibt es Gerichte, in denen asiatische, indische oder auch afrikanisc­he Einflüsse mitschwing­en. „Schließlic­h sind die Briten als Seefahrern­ation viel in der Welt herumgekom­men“, meint er. Und viele Einwandere­r pflegen die Spezialitä­ten, die sie oder ihre Vorfahren aus ihren Heimatländ­ern mitgebrach­t haben.

Der Braten muss zweimal in den Ofen

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Fotos: Uschi Nagl In Speckstrei­fen verpackt wird ein Truthahn zur Nachtgarun­g in den Ofen gehoben. Unterbräu-Wirt Martin Brink (rechts) mit seinem Koch Tobias Willig.
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L Truthahn mit Ofenkartof­feln und Cranberry-Orangen-Sauce.

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