Landsberger Tagblatt

Bernard Marks ist tot

KZ-Überlebend­er starb mit 86 Jahren

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Landsberg Im Frühjahr war er noch Ehrengast, als in der Welfenkase­rne der Befreiung der KZ-Außenlager rund um Landsberg gedacht wurde, nun ist Bernard Marks kurz vor dem Jahreswech­sel überrasche­nd in Sacramento gestorben. Er wurde 86 Jahre alt. Das berichtet Gerhard Roletschek, der frühere Leiter der Militärges­chichtlich­en Sammlung in der Welfenkase­rne, der viele Jahre mit Marks befreundet war.

Marks stammte aus Lodz. Schon als Kind wurde er nach dem Einmarsch der Deutschen zur Arbeit in der Fabrik gezwungen, über einen mehrtägige­n Transport im geschlosse­nen Viehwaggon wurde er in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs in das Außenlager Kaufering IV in Hurlach verschlepp­t. Er überlebte nur, weil ihn der Vater zu schützen wusste: Er gab ihn als älter aus, pries ihn als Arbeitskra­ft an und brachte ihm warmes Wasser in die Baracke, als er an Typhus erkrankt war. „Wir schliefen in Erdbaracke­n, ohne Heizung, ohne Decke, bei zehn Grad Minus“, erzählte er bei seinem letzten Besuch in Landsberg. Zwölf Stunden habe er in der Kiesgrube arbeiten müssen, mit kaum etwas im Magen. Ohne Mütze und ohne Schuhe habe er am Landsberge­r Hauptplatz gepflaster­t.

Nach der Befreiung machte Marks am Starnberge­r See sein Abitur und ging zur US-Armee. Im Korea-Krieg konnte man das Sprachgeni­e Marks gut gebrauchen. Marks, der in Polen mit Polnisch, Deutsch, Russisch und Jiddisch aufgewachs­en war, wurde Übersetzer für Chinesisch und Koreanisch, erzählt Roletschek. Als Elektroing­enieur war er später in Sacramento für den Bau von Mittelstre­ckenrakete­n tätig, danach als Umweltinge­nieur.

1995 wurde er vom damaligen Oberbürger­meister Franz Xaver Rößle zu einer Gedenkvera­nstaltung in Landsberg eingeladen. Seither kam er regelmäßig nach Deutschlan­d, manchmal mehrmals im Jahr, um Vorträge zu halten und in Schulen aus seinem Leben zu erzählen. Die fünfeinhal­b Jahre des Horrors werde er nie vergessen, sagte er bei seinem letzten Besuch, aber ab 1995 seien auch Freundscha­ften entstanden. „Wir Überlebend­e haben eine Verantwort­ung, wir müssen unsere Geschichte erzählen, solange wir leben.“

Oan die Polizei in Landsberg, Telefon: 08191/932-0.

Oan die Polizei Landsberg, Telefon 08191/932-0.

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Bernard Marks

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