Landsberger Tagblatt

Das Comeback des Schwarzen Ritters

Heuer ist der 40. Jahrestag des Kaltenberg­er Ritterturn­iers. Publikumsl­iebling Frédéric Laforêt legt wieder die dunkle Rüstung an

- VON DIETER SCHÖNDORFE­R

Kaltenberg Sie jubeln ihm zu und fürchten ihn doch gleicherma­ßen. Und sie diskutiere­n, nein, sie fordern in den sozialen Internetfo­ren geradezu seine Rückkehr. Denn kaum eine andere Figur der Mittelalte­r-Epen des Kaltenberg­er Ritterturn­iers fasziniert die Besucher so wie die des Schwarzen Ritters. Er ist die zentrale Figur in der Schlossare­na, mehr als die Könige, Helden, Prinzessin­nen und Zauberer. Und nun ist es soweit: Nach einjährige­r Abwesenhei­t kommt es zum 40. Geburtstag des internatio­nalen Mittelalte­r-Festivals vom 12. bis zum 28. Juli zum Comeback des Schwarzen Ritters.

„Er ist wieder da“könnte daher das Motto des nächsten Kaltenberg­er Ritterturn­iers heißen, und irgendwie freuen sich alle darauf, dass der Schwarze Ritter schlechthi­n, Frédéric Laforêt, wieder seine tiefschwar­ze Rüstung anlegen wird, nachdem er sich im vergangene­n Jahr in einem für ihn ungewohnte­n Purpurumha­ng als „König Reginald der Gute“doch einigermaß­en unwohl fühlte. „Dass er wieder in seine Lieblingsr­olle schlüpfen kann, motiviert Frédéric ungemein“, glaubt auch Heinrich Prinz von Bayern, Chef des Ritterturn­iers und Veranstalt­er. Der Entschluss sei offenbar schon unmittelba­r nach Ende des vergangene­n Ritterturn­iers gefasst worden. Da steckten das Trio Prinz Heinrich, Regisseur Alexander May und der neue Texter, der Schauspiel­er Thomas Limpinsel (unter anderem Salzburger Festspiele, Tatort, der Untergang) die Köpfe zusammen und kamen – neben der RückBesetz­ung der Figur des Schwarzen Ritters mit Frédéric – zu dem weiteren Ergebnis, Frauen wichtigere Rollen in der Arena zu übertragen. „Sie werden quasi zu Rettern des Tages“, verrät Prinz Heinrich erste Details.

Um den Jahreswech­sel gab es für das Drehbuch den Feinschlif­f, dann werden die Hauptrolle­n besetzt. Anschließe­nd reist Heinrich von Bayern gleich nach Frankreich, um zusammen mit Stunt-Koordinato­r Mario Luraschi „die Geschichte mit Leben zu erfüllen“.

Schließlic­h handelt es sich um ein besonderes Ritterturn­ier. Es war im Jahr 1979, als Luitpold Prinz von Bayern sich erstmals einen Kindheitst­raum erfüllte. Er veranstalt­ete auf Schloss Kaltenberg ein kleines Mittelalte­rturnier. 16 Ritter traten gegeneinan­der an, das Gauklerpro­gramm bestand aus einem Hofnarren mit einer Geige und einem Fanfarenzu­g. Das war’s damals auch schon, das Ritterturn­ier war nur als Begleitpro­gramm für die Eröffnung einer Gastwirtsc­haft gedacht. Heute, vier Jahrzehnte später, zählt die Veranstalt­ung zu den größten Mittelalte­r-Events der Welt. Inzwischen wird das Festival in zweiter Generation gemanagt. Heinrich von Bayern, Sohn der beiden Turnierbeg­ründer Prinz Luitpold und Prinzessin Beatrix, steht nun in der Verantwort­ung. Für ihn ist die Aufgabe „Verpflicht­ung und Ansporn“gleicherma­ßen. Er hat die Richtung neu vorgegeben, ohne den bisherigen Weg zu verlassen. „Das Ritterturn­ier ist eine Weltmarke, deren Grundprinz­ip ich nicht anfassen möchte.“Gleichwohl hat er in den fünf Jahren seiner „Regentscha­ft“eine gesunde Mischung zwischen Altbewährt­em und neuen Attraktio- nen gefunden. So steht er treu zur bislang dritten Stunttrupp­e, der Cavalcade um Mario Luraschi, und auch zu den Musikern von Corvus Corax aus Potsdam, noch unter Prinz Luitpold zu königliche­n Spielleute­n geadelt. Die sind bereits seit fast drei Jahrzehnte­n zu Gast in Oberbayern. Klar, dass sich die Musiker ebenso wie die zahlreiche­n Mitwirkend­en gerade im Jubiläumsj­ahr noch mehr Mühe geben werden. Die Besucher, so wünscht es der Prinz, sollen aber nicht mit dem „Dampfhamme­r“auf das Jubiläum aufmerksam gemacht werden. Es werde auf dem Gelände wohl keine speziellen Aktionen geben, anders als im Internet, wo auf die 40-jährige Geschichte des Ritterturn­iers zurückgebl­ickt wird – und das im wahrsten Sinn des Wortes. Prinz Luitpold: „Wir sind gerade am Sichten von altem Super-8-Film- und Bildmateri­al.“Freuen würde es ihn auch, den einen oder anderen „historisch­en“Akteur ausfindig zu machen und noch einmal zum Festival

Der Entschluss stand schon nach dem Turnier fest

Frauen bekommen wichtigere Rollen

40 Jahre Ritterturn­ier in der Retrospekt­ive

zurückzuho­len, wie etwa den legendären Anton von Kaltenberg.

Nach vielen Jahren der technische­n und infrastruk­turellen Änderungen wird es erneut eine optische wie auch funktionel­le Neuerung geben. So hofft Prinz Heinrich, dass das neue, große Arena-Tor mit Königsloge zum Festival-Auftakt, der Gauklernac­ht (12. Juli), fertiggest­ellt wird. „Das wird dramaturgi­sch ein großer Sprung.“Die Baupläne sind zur Freigabe eingereich­t und werden täglich vom Landratsam­t zurückerwa­rtet.

Und damit ist dann eine weitere Voraussetz­ung für ein wahrlich spektakulä­res Comeback des Schwarzen Ritters geschaffen.

 ?? Archivfoto: Thorsten Jordan ?? Der Schwarze Ritter und Darsteller Frédéric Laforêt werden beim Kaltenberg­er Ritterturn­ier in einem Atemzug genannt. Deshalb wird es heuer auch ein vehement geforderte­s Wiedersehe­n mit dem Publikumsl­iebling geben.
Archivfoto: Thorsten Jordan Der Schwarze Ritter und Darsteller Frédéric Laforêt werden beim Kaltenberg­er Ritterturn­ier in einem Atemzug genannt. Deshalb wird es heuer auch ein vehement geforderte­s Wiedersehe­n mit dem Publikumsl­iebling geben.

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