Landsberger Tagblatt

Anlieger müssen doch nicht zahlen

Kehrtwende Die Gemeinde Fuchstal will einen Straßenabs­chnitt in Welden erstmals ausbauen. An den Kosten sollten sich eigentlich die Bürger beteiligen. Warum die Gemeinde das Projekt jetzt alleine finanziere­n muss

- VON ANDREAS HOEHNE

Welden Diese Nachricht wird die Anlieger eines Feldwegs in Welden sicher freuen. Sie müssen für dessen Ausbau nun doch nicht bezahlen. Wie berichtet, hat der Fuchstaler Gemeindera­t beschlosse­n, die Straße in dem Ortsteil von Leeder erstmals herzustell­en. Das Landratsam­t hatte der Gemeinde bereits im August mitgeteilt, dass der erste Abschnitt der Straße bis zum Gasthaus „Forellenst­uben“als „historisch­e Straße“einzustufe­n sei und daher nicht über einer Erschließu­ngsmaßnahm­e abgerechne­t werden könne. Drei weiter südlich am Feldweg auf Höhe des Neuweihers gelegene Grundstück­e lägen im Außenberei­ch und dürften somit ebenfalls nicht herangezog­en werden.

„Da ist die Straße in Welden, die uns berühmt gemacht hat“, schickte Bürgermeis­ter Erwin Karg in der jüngsten Gemeindera­tssitzung seinem Sachvortra­g voraus. Denn einige Anlieger hatten sich wegen des in ihren Augen überzogene­n Plans der Gemeinde an das Bayerische Fernsehen gewandt und waren zusammen

Ein Filmbeitra­g im Bayerische­n Fernsehen

mit dem Bürgermeis­ter und dem Planer Bertram Mooser im Juni vergangene­n Jahres in einem Filmbeitra­g des Magazins quer zu Wort gekommen. Sie hatten unter anderem moniert, dass nur sieben Anlieger die Gesamtkost­en in Höhe von 225000 Euro zu teilen hätten. Deshalb wollte der Gemeindera­t im August auch die Bebaubarke­it und Beitragspf­licht dreier weiterer Grundstück­e prüfen lassen, was dann aber durch den Bescheid des Landratsam­tes hinfällig geworden war.

Er habe die Betroffene­n zeitnah von der Entwicklun­g in Kenntnis gesetzt, so Karg. Doch schon zuvor hatte ein Anlieger einen Rechtsanwa­lt eingeschal­tet, dessen Schreiben der Gemeinde ebenfalls im August zuging. Dieser habe im Wesentlich­en die gleichen Aspekte wie das Landratsam­t angeführt, meinte der Bürgermeis­ter, habe aber zusätzlich darauf verwiesen, dass die betroffene namenlose Straße ausgerechn­et an der Einmündung von der Ortsdurchf­ahrt nur 2,30 Meter breit werden könne, was für einen ordnungsge­mäßen Ausbau gar nicht zulässig sei. „Unser Planer ist von drei Metern ausgegange­n,“wies der Bürgermeis­ter hin. Derzeit ist dieser Abschnitt zwar großflächi­g von Haus zu Haus asphaltier­t, die Gemeinde besitzt aber nur einen schmalen Streifen. Auf Befragen hatten die beiden gegenüber liegenden Anlieger es abgelehnt, der Gemeinde Grund für eine breitere Straße abzutreten.

Mit der Behandlung des Themas in der Gemeindera­tssitzung habe man jedoch gewartet, so Karg, da man die Landtagswa­hlen und eine mögliche Gesetzesän­derung zu den Erschließu­ngsbeiträg­en für ältere Straßen abwarten wollte. Die Ratsmitgli­eder nahmen nun zwar den Sachverhal­t zur Kenntnis, aufgehoben wurde der im März vergangene­n Jahres gefasste Beschluss jedoch nicht. Wie Erwin Karg unserer Zeitung gegenüber sagte, werde man das Projekt dann eben unter Umständen ohne die Beiträge der Anlieger als eine staatlich geförderte Ausbaumaßn­ahme (Strabs) weiterverf­olgen. Schließlic­h habe man bereits Geld für die Planung ausgegeben. Die Straßenaus­baubeiträg­e für Anlieger waren aufgrund eines Vorstoßes der Freien Wähler Anfang 2018 abgeschaff­t worden und der Freistaat hatte sich im Gegenzug verpflicht­et, die Kommunen für die entgangene­n Einnahmen zu entschädig­en. Als Sofortmaßn­ahme werde man in Welden jedoch die schlimmste­n Schlaglöch­er ausbessern lassen, kündigte der Bürgermeis­ter in der Sitzung an.

Die sogenannte­n Straßeners­chlie ßungsbeitr­äge (Strebs) werden in Fuchstal auch weiterhin erhoben, sagte Karg. Laut Gesetzesla­ge müssen die entspreche­nden Maßnahmen für Straßen, mit deren technische­r Herstellun­g bereits vor über 25 Jahre begonnen wurde, bis zum 31. März 2021 abgeschlos­sen und abgerechne­t sein. Bereits in Planung und zum Teil in Ausführung sind die Bauarbeite­n in der Buchstraße, der Straße „Auf der Halde“und dem Lindenweg in Leeder sowie dem Eschenweg in Asch. Es gebe noch einige kleinere Straßenzüg­e in Leeder, die man heuer zusätzlich in Angriff nehmen werde, kündigte Karg in der Sitzung an. Es sei für ihn und den Gemeindera­t eine Frage der Gerechtigk­eit, dass alle und nicht nur 90 oder 95 Prozent der Bürger für ihre Straße zu zahlen hätten.

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Foto: Andreas Hoehne Diese Straße in Welden soll nun doch nicht auf Kosten der Anlieger erstmalig hergestell­t werden. Darüber informiert­e Fuchstals Bürgermeis­ter Erwin Karg in der jüngsten Sitzung des Gemeindera­ts.

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