Wie groß soll ein Haus sein?
Wer baut oder kauft, muss sich überlegen, wie viel Platz er wirklich braucht
Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden hat seinen Preis, Bauen ist teuer geworden. Dafür gibt es mehrere Gründe: Da sind zunächst die in die Höhe schießenden Grundstückspreise. Fachleute weisen auch darauf hin, dass immer mehr und eine immer aufwendigere Haustechnik in den Wohngebäuden eingebaut wird. Außerdem wachsen die Ansprüche der Bauherren an die Wohnfläche, was die Kosten ebenfalls nach oben treibt.
Seit 1991 stieg in Deutschland die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf von 34,9 Quadratmeter auf 46,5 im Jahr 2017. Im selbst genutzten Wohneigentum beträgt die Durchschnittsfläche pro Person heute sogar rund 52 Quadratmeter. Wenn man bedenkt, dass pro Quadratmeter Wohnfläche mit Bauwerkskosten von über 2000 Euro gerechnet werden muss, wird schnell klar, wie viel Geld sich mit einer kompakteren Bauweise einsparen lässt.
Dabei bedeutet eine geringere Wohnfläche keineswegs zwangsläufig weniger Wohnkomfort. Wichtig ist eine clevere Planung mit gut durchdachten und an den Bedürfnissen der Bewohner orientierten Grundrissen. Das Wohnzimmer muss nicht 40 Quadratmeter groß sein, wenn sich das Familienleben hauptsächlich in der Küche abspielt. Muss das Arbeitszimmer für einen Schreibtisch 20 Quadratmeter haben und warum soll ein Gästezimmer vorgehalten werden, wenn nur zweimal im Jahr ein Besuch übernachtet? Dafür kann auch ein Schlafsofa im Wohnzimmer reichen. Platz sparen lässt sich auch bei den sogenannten Verkehrsflächen wie Gängen, Fluren oder Treppenräumen. Klare Grundrisse ermöglichen einfachere Lösungen bei den Installationen, weil beispielsweise Bäder zusammenliegen und Leitungen nur an einer Stelle des Hauses erforderlich werden.
Was in der Planung häufig nicht bedacht wird: Familienkonstellationen ändern sich. Sind die Kinder ausgezogen, steht viel Wohnraum leer. Und ein großes Haus bedeutet mehr Arbeit für seine Bewohner und höhere Unterhaltskosten. Bei der Hausplanung sind daher clevere Lösungen gefragt, die später eine Nutzungsänderung von Räumen – zum Beispiel als Einliegerwohnung – ermöglichen.
Beim Heizenergiebedarf gilt: Besser an der Wohnfläche sparen. Jeder Quadratmeter Wandfläche bedeutet Wärmeverlust über die Wände. Baufachleute empfehlen zudem, auf eine hochwertige und energieeffiziente Bauweise zu achten und lieber bei Details im Innenausbau zu sparen. Eine gute Gebäudehülle zahlt sich aus, denn nachträgliche Sanierungen sind teuer. Standard-Armaturen im Bad lassen sich dagegen noch mit geringem Aufwand austauschen.
In der Diskussion um die steigenden Baupreise werden auch die strengeren Vorgaben in Sachen Energieeffizienz angeführt. Studien kommen jedoch zum Ergebnis, dass die Verschärfung der Energieeinsparverordnung einen geringen Einfluss hat. Zumal die Wärmedämmung dauerhaft die Energieausgaben spürbar senkt.
Zusammenfassend kann man nur empfehlen, die eigenen Bedürfnisse genau zu hinterfragen und beim Bau oder Kauf lieber auf nicht unbedingt benötigte Fläche zu verzichten. Dies ist die mit Abstand effektivste Art zu sparen – an den Investitionskosten und gleichzeitig an den Betriebskosten.
Martin Sambale ist Geschäftsführer des Energie- und Umweltzentrums Allgäu, kurz eza!