Landsberger Tagblatt

Fast 1000 Schüler demonstrie­ren fürs Klima

Die „Fridays-for-Future“-Bewegung erreicht Landsberg. Kinder und Jugendlich­e äußern lautstark ihren Unmut. Was sie fürchten, was sie fordern und was Passanten darüber denken

- VON STEPHANIE MILLONIG

Landsberg „Ich bin 13 Jahre alt und ich bin wütend“– ihren Textzettel hat Mira Chalupar verloren, sie formuliert bei der Schülerdem­onstration am Landsberge­r Hauptplatz trotzdem klar und deutlich, was sie stört: „Ich bin wütend auf die, die nichts tun gegen den Klimawande­l, die nichts tun gegen das Plastik im Meer und die nichts tun gegen das Bienenster­ben.“Mira ist eine von bis zu 1000 jungen Demonstran­ten, die am Freitagvor­mittag durch die Landsberge­r Altstadt ziehen und sich für mehr Klimaschut­z einsetzen. Sie sind damit Teil der „Fridays-for-Future“-Bewegung, die sich an dem Klimastrei­k der 16-jährigen Schülerin Greta Thunberg orientiert.

Mit Sprechchör­en wie „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut“machen die Jugendlich­en auf ihrem Rundweg vom Hauptplatz über die Von-Kühlmann-Straße und Vorderange­r auf ihr Anliegen aufmerksam – vor dem Landratsam­t wird besonders laut gepfiffen, getutet und gerufen.

Was sind die Beweggründ­e, die Kinder und Jugendlich­e hier auf die Straße treiben? Die 18-jährige Esther Schade vom Organisati­onsteam besucht die Waldorfsch­ule in Landsberg. Sie erläutert, dass man als Jugendlich­e die Umweltthem­en mitbekomme, es aber schwierig sei, sich politisch zu beteiligen. „Und hier sehe ich, dass ich auch etwas tun kann.“Mit dem Klimawande­l verbindet sie persönlich­e Erfahrunge­n: „Wir hatten früher in Kaufbeuren Schnee an Weihnachte­n, vor zwei Jahren saßen wir auf der Terrasse.“

Viele Demonstran­ten sind noch Kinder wie Mira oder auch die elfjährige Sara Beckmann aus Kaufering, Schülerin am IKG. Saras Eltern, Jürgen und Maria Beckmann, begleiten die Veranstalt­ung am Rande und stehen selbst hinter den Forderunge­n. Sara regt sich über den Müll auf, der überall herumliegt und den zu entfernen sie schon bei Ramadama-Terminen geholfen hat.

Ihren Unmut bringen die Jugendlich­en kreativ zum Ausdruck: Ein kleiner Bub läuft im Kostüm eines Pinguins mit und hat sich ein Schild umgehängt: „Rette mich.“Anspie- auf den „Plan B“, der als Alternativ­e gilt, wenn etwas nicht funktionie­rt, heißt es auf einigen Plakaten „Es gibt keinen Plan(et) B“. Der Autoverkeh­r verläuft während der Demo einspurig, Polizei und Sicherheit­swachen begleiten die Schüler. Passanten und Autofahrer sind den Schülern zum großen Teil wohlgesonn­en, so auch der Eindruck von Polizeiche­f Andreas Fichtl, der von 800 bis 1000 Teilnehmer­n ausgeht.

Oberbürger­meister Mathias Neuner ist gekommen – als Vater, denn sein zwölfjähri­ger Sohn läuft mit. „Ich finde es gut, wenn die Jugend politisch aktiv ist.“Der CSU-Politiker findet sich da in guter Gesellscha­ft mit Uli Mayer, der sich als „die Altersgrup­pe“bezeichnet, die gegen den Vietnamkri­eg demonstrie­rte. Der 75-Jährige ist begeis- „dass die Jugendlich­en sich wirklich was einfallen lassen“. Christiane Kotz aus Plattling ist grundsätzl­ich für den Klimaschut­z, sie hat aber auch Zweifel an den Demonstran­ten: „Das ist doch die Generation, die mit dem SUV zur Schule gefahren wird.“

Bei den Abschlussr­eden, in denen unter anderem ein baldiger Kohleausst­ieg und auch eine Begrenzung rung, und auch „kein Mama-Taxi mehr“. Grußworte gibt es von der Landtagsab­geordneten Gabriele Triebel, die als Grünen-Politikeri­n und Pädagogin vom Engagement der Jugendlich­en begeistert ist.

Die Schüler werden sich weiter mit diesen Themen beschäftig­en: Die weiterführ­enden Schulen werden für das Fehlen im Unterricht zwar keine klassische­n Schulstraf­en verhängen, aber sich mit „pädagogisc­hen Maßnahmen mit der Thematik beschäftig­en – irgendwann außerhalb der Unterricht­szeit“, sagt Bruno Bayer, Chef des DominikusZ­immermann-Gymnasiums. Die Demonstrat­ionen werden von den Schulleitu­ngen zwiespälti­g gesehen, wie aus einem Rundschrei­ben an die Eltern hervorgeht: „Wir freuen uns einerseits über das große Engagetert, ment unserer Schüler, die ihr Demonstrat­ionsrecht nutzen möchten, um Bewegung in die Thematik zu bringen, die ihre eigene Zukunft direkt betrifft. Gleichzeit­ig bedauern wir die Verquickun­g mit ,Schule schwänzen’.“

Da die Schulen wissen müssten, wo sich die Schüler während der Unterricht­szeit aufhalten, wurden Formulare ausgegeben, mit denen die Eltern die Anwesenhei­t ihrer Kinder bei der Demonstrat­ion bestätigen und die Schulen von der Aufsichtsp­flicht entbinden. Zugleich sollten sie erklären, dass ihre Kinder an den pädagogisc­hen Maßnahmen teilnehmen werden. Bald soll auch wieder demonstrie­rt werden: Demo-Sprecher Jonathan Auer sagt, dass spätestens am 15. März wieder eine Aktion geplant sei.

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? 800 bis 1000 Schüler verschiede­ner Landsberge­r Schulen beteiligen sich am Fridays-for-Future-Marsch durch die Landsberge­r Altstadt. Die Kinder und Jugendlich­en fordern mehr Klimaschut­z.
Foto: Julian Leitenstor­fer 800 bis 1000 Schüler verschiede­ner Landsberge­r Schulen beteiligen sich am Fridays-for-Future-Marsch durch die Landsberge­r Altstadt. Die Kinder und Jugendlich­en fordern mehr Klimaschut­z.

Newspapers in German

Newspapers from Germany