Der Kuckuck unter den Bienen
Nicht alle Wildbienen bauen selbst Nester und sammeln Nahrung für den Nachwuchs. Sie nisten sich einfach ein. Wie sich Artgenossen vor den betrügerischen Verwandten schützen
Das vom Landkreis ausgerufene „Jahr der Biene“ist zwar schon vorbei. Aber momentan, während der Eintragungsfrist fürs Volksbegehren „Rettet die Bienen“, sind die Bienen und die Artenvielfalt landesweit das große Thema. Anlass für den Botaniker Andreas Fleischmann zu seiner Zugabe für seine Wildbienenserie, die hiermit endet. Zum Schluss eine ganz besondere Biene, die dem Klischee der fleißigen Honigsammlerin so gar nicht entspricht.
Landkreis Nicht alle Bienen zeigen den typischen Bienenfleiß: Etwa ein Viertel unserer heimischen Wildbienen sind sogenannte Kuckucksbienen, das heißt, sie bauen selbst keine Nester und sammeln auch keinen Nahrungsvorrat für ihre Nachkommen. Stattdessen legen sie ihre Eier in fremde Nester anderer Bienen – ihrer Wirtsarten – ganz wie der Kuckuck seine Eier in die Nester anderer Vögel legt.
Dabei haben die meisten Kuckucksbienen ein ganz enges Wirtsspektrum, das heißt, sie legen ihre Eier nur in die Nester ganz weniger Wirtsarten, manche Kuckucksbienen haben sogar nur eine einzige
Die buntesten und schönsten heimischen Bienen
Wildbienenart als Wirt. Daher sind Kuckucksbienen auch unter den seltensten unserer heimischen Bienen, denn wenn die Wirtsbiene selbst schon selten ist, dann ist der Kuckuck noch viel seltener zu finden. Dabei sind unter den Kuckucksbienen übrigens unsere buntesten und schönsten heimischen Bienen.
Zu den auffälligsten Kuckucksbienen bei uns zählen die Wespenbienen. Sie sehen mit ihrer gelbschwarzen Zeichnung und ihrem fast unbehaarten Körper eher aus wie Wespen. Kuckucksbienen sind trotzdem regelmäßig auf Blüten anzutreffen. Allerdings nutzen sie diese nur, um dort selbst Nektar zur Eigenversorgung zu tanken. Für ih- Nachwuchs sammeln sie nichts, auch der Pollen der Blüten interessiert sie nicht. Trotzdem bestäuben auch sie nebenbei bei ihren Besuchen die Blüten, als positiven Nebeneffekt für die Pflanzen. Die meiste Zeit fliegen sie jedoch emsig am Boden oder an den Nisthilfen umher, um ein geeignetes Wirtsnest zu finden. Dieses wird gründlich und vorsichtig inspiziert, ob die Hausherrin (die Wirtsbiene) noch zu Hause ist. Ist sie zum Pollensammeln ausgeflogen, dringt die Kuckucksbiene schnell in ihr Nest ein, zerstört dort das Wirtsei, und legt ihr eigenes Ei ins Nest. Die Larve, die daraus schlüpft, frisst nun den Futtervorrat, den die Wirtsbiene eigentlich für ihren eigenen Nachwuchs angelegt hat.
Dennoch sind die Wirtsbienen ihren betrügerischen Verwandten nicht schutzlos ausgeliefert: Die meisten Bienenweibchen kneten ihren Pollenbrei im Nest nach jeder Rückkehr nochmals kräftig mit den Mundwerkzeugen durch. Irgendwelche Kuckuckseier, die ihnen ins Nest gelegt wurden, werden dabei zerstört. Deshalb müssen die Kuckucksbienen auch immer wieder versuchen, möglichst viele Eier in fremde Nester zu schmuggeln, daren Fotocollage: Andreas Fleischmann mit sie so sichergehen können, dass zumindest ein Teil ihres Nachwuchses gut behütet unter fremden Dächern aufwachsen kann.
Gerade unsere schönen bunten Kuckucksbienen gehören mittlerweile zu den großen Seltenheiten, denn ihr Lebensraum, und auch der ihrer Wirtsarten schwindet immer mehr. Durch Flächenversiegelung (zum Beispiel Asphaltierung von Feldwegen, die oft ausgezeichnete Wildbienen-Nistorte sind), den Mangel an blühenden Wiesen und durch Pestizide verlieren immer mehr Wildbienen und andere Insekten ihre Lebensgrundlage.