Woran dein Herz hängt
Ich kann mein Herz verlieren, es kann mir gebrochen werden. Mein Herz kann aufgehen. Ich kann es verschenken. In Sachen Herz geht es immer um das Ganze, mein Leben. Das Herz wird bildlich als Sitz des Lebens, ja sogar der Seele verstanden. Für die Liebe ist das Herz das zentrale Symbol, das in allen möglichen Gestalten verschenkt wird. „Woran du nun, sage ich, dein Herz hängst und worauf du dich verlässt, das ist eigentlich dein Gott“, stellt Martin Luther im Großen Katechismus fest, dem wichtigen christlichen Lehrbuch der Reformation. Nur, mein Herz hängt an vielem, das ich nicht mit Gott gleichsetzen will: an meinem Leben und wie es nach meiner Idee aussehen soll, an der Familie, an den besten Freunden, manchmal sogar am Beruf und der Karriere, am Fußballverein oder anderen schönen Dingen. Wie kann ich unterscheiden, was wirklich wichtig ist? So wichtig, dass ich daran „mein Herz“, meinen Lebensnerv hängen will, es sozusagen vertrauensvoll verschenke?
Luther verlor sein Herz an Gott. Er entdeckte, dass Gott bedingungslos liebt und damit das schaffte, was mit menschlicher Liebe nicht immer gelingt: ohne Bedingung, ohne etwas zu erwarten oder eine Gegenleistung zu berechnen, aus innigstem Herzen zu lieben. Wenn ich an Gott mein Herz hänge, dann werde ich alle anderen Herzensangelegenheiten an seiner Liebe messen. Das befreit ungemein: Ich muss mich nicht dauernd neu entscheiden, wem oder was ich mein Herz schenke. Verschenke ich mein Leben und mein Tun und Lassen dem, der mich liebt, dann brauche ich keine Angst zu haben, dass meine Liebe missbraucht wird, mein Vertrauen enttäuscht wird. Was für eine Befreiung in einer Welt, wo die Angst die Oberhand zu gewinnen droht, wo Misstrauen gesät wird, wo nur noch die Lauten gehört werden. Die Alternative dazu kennt der kleine Prinz: Man sieht nur mit dem Herzen gut.
Und jetzt sind Sie dran: Woran hängen Sie Ihr Herz?