Die dunkle Seite Berlins
Energie Wenn in der Hauptstadt plötzlich die Lichter ausgehen
Der Berliner ist Kummer gewöhnt. Seinen neuen Flughafen kann er bisher nur auf dem Landweg erreichen, seine S-Bahnen kapitulieren, sobald es einen Tag schneit – und bis er einen neuen Pass bekommt, können schnell zwei, drei Monate vergehen.
Was in anderen Städten wie selbstverständlich funktioniert, ist in der Hauptstadt alles andere als selbstverständlich. Bald vier Millionen Einwohner – aber nur zwei KfzZulassungsstellen? Boris Palmer, Tübingens streitbarer Oberbürgermeister, hat das Berliner Dilemma auf die bislang griffigste Formel gebracht. „Wenn ich dort ankomme“, stichelte er, „denke ich immer: Vorsicht, Sie verlassen den funktionierenden Teil Deutschlands.“
In Köpenick hat das sonst so energiegeladene Berlin seinem Ruf als Pleiten-Pech-und-Pannen-Metropole jetzt wieder alle Ehre gemacht. Auch im funktionierenden Teil Deutschlands, nennen wir ihn Bayern, kann ein Bagger bei Bauarbeiten mal ein Kabel anbohren. Aber dass deshalb 30000 Häuser und Wohnungen eineinhalb Tage ohne Strom sind? Dass Schulen und Kindergärten geschlossen bleiben, Heizkraftwerke vom Netz genommen und Patienten von den Intensivstationen verlegt werden müssen, dass in Supermärkten Tonnen von Lebensmitteln in den Kühltruhen vergammeln und die Polizei Notunterkünfte einrichtet: Das hat es in Deutschland lange nicht gegeben.
Und wenn eine Stadt schon kein Glück hat, kommt frei nach dem früheren Fußballprofi Jürgen Wegmann auch noch Pech hinzu: Kaum war Köpenick wieder am Netz, gingen im nahegelgenen Rudow in 3000 Haushalten die Lichter aus.