Polizisten
Unter uns Stammtischschwestern und Stammtischbrüdern herrscht ja landauf, landab die Meinung, es gebe zu wenig Polizisten. Alle wissen, wo es zuvörderst im Argen liegt: bei der Verfolgung der Internet-Kriminalität etwa oder in gewissen Vierteln von Berlin und Dortmund, in die sich die Staatsgewalt nur mehr in Kompanie-Stärke traut. Einerseits. Andererseits müssen wir aber auch begründet zu dem Eindruck gelangen, dass sich der Ordnungshüter und Wachtmeister – auch ohne die Kraft seiner Lenden – zurzeit wie das Karnickel vermehrt. Wir sind nicht mehr nur ein einig Volk aus Bundestrainern, das es stets besser weiß als der amtierende Coach aus dem schwarzen Wald; wir scheinen mittlerweile auch ein einig Volk aus Polizisten.
Soeben verwies Sigmar Gabriel eine Phalanx aus schwer bewaffneten Humorpolizisten in ihre Grenzen, da fahnden schon andere Polizisten-Trupps nach noch schlimmeren Straftaten, als der Humor eine darstellt. Auch der Sprachpolizist geht seinen Dienstobliegenheiten nach und auf Patrouille und gegen Verstöße vor. Indem er Sternchen, Underline und Schrägstriche auch in Pluralbildungen einführt. Und der Musikpolizist notiert auf seinem Streifengang, dass er aus dem einen offenen Fenster die Musik von diesem Michael Jackson gehört hat, aus dem anderen offenen Fenster eine Opernaufnahme, die James Levine dirigierte, aus dem dritten Fenster eigenhändig komponierte Barockmusik des Mörders Gesualdo. Und die Töne aus dem vierten offenen Fenster waren auch nicht ohne: Sie stammten von Werner Egk!
Das darf doch alles zumindest nicht ohne Beipackzettel genossen werden! Und damit legen wir den Finger in die Wunde der vielen, vielen Humor-, Sprach-, Musikund sonstigen Kunst- und Kinopolizisten: Noch fehlt ihnen ein gerüttelt Maß an Strafen. Verbieten wollen geht zwar. Aber nicht das Durchgreifen. Es fehlen Schlagkraft und Paragrafenwerk. Ist Letzteres erst einmal vorhanden, dann sind wir auch ein einig Volk aus Straftätern – ohne Sternchen, Underline, Schrägstrich.