Hexen, Düsternis und Magie
Stadttheater „Macbeth“des TNT Theatre überzeugt durch klare Linie und kreative Umsetzung
Landsberg Macbeth, die große Tragödie von William Shakespeare in Originalsprache, auch so etwas kann man im Landsberger Stadttheater sehen. Der Saal war komplett gefüllt, wenn auch zu 90 Prozent mit Schülern der Oberstufe, als das TNT Theatre Britain Macbeth unter der Regie von Paul Stebbings und Christian Flint auf die Bühne brachte. Eine Inszenierung, die überzeugte, klug gerafft, aber dennoch mit der charakteristischen Düsternis und Magie ausgestattet.
Die Regisseure des TNT Theatre haben sich für eine werkgetreue und historisch ungefähr mittelalterlich angesiedelte Version entschieden. Das ist doppelt zu begrüßen: Wer hierzulande eine Shakespeare-Tragödie in Originalsprache ansieht, will sich nicht noch mit anstrengen- den Verfremdungen der Regie auseinandersetzen, sondern das pure Werk genießen. Und das Setting „ungefähres Mittelalter, irgendwo im angelsächsischen Raum“ist in unserer Zeit vertraut und beliebt, siehe die Filmerfolge „Game of Thrones“oder „Herr der Ringe“. Seltsam vertraut erscheint dann auch das blutrünstige gegenseitige Abschlachten der Mächtigen, wie es Shakespeare beschreibt.
Ein schlichtes, kreatives Bühnenbild verwandelt sich mit einer Drehung in Wald oder Palast: Drei Pfeiler, auf der einen Seite efeu-bewachsene Bäume, auf der anderen Steinsäulen, ergänzt durch mystisch-grüne oder blutrote Beleuchtung und entsprechende Geräusche, sorgen für perfekte Illusion. Hier treten die Hexen auf (Kelly Griffiths, Gareth Fordred, Stephanie Crome), kriechen wie Echsen, verrenken sich wie Moriskentänzer. In unwirkliches Licht und unförmige Lumpen gehüllt, geben sie grusliges Gekreische, Gekicher und Geraune von sich und schaffen eine geisterhafte Atmosphäre.
Die Darsteller leisten allesamt Hervorragendes. Martin Christopher als Macbeth schafft es, den Zwiespalt der Hauptfigur zwischen Skrupeln und Machtgier, gepaart mit Schwäche gegenüber seiner Frau, zu vermitteln. Kelly Griffiths ist eine königliche Lady Macbeth, stark, schön und bösartig. In den Nebenrollen brillierte vor allem Gareth Fordred mit Stephanie Crome als Trunkenbold in einer Rauf-, Tanz-, Akrobatik- und Sexszene, die für Auflockerung in der düsteren Handlung sorgt.
Die Schwierigkeit der komplexen Handlung des Macbeth bekommen die Regisseure Stebbings und Flint hervorragend in den Griff. Durch konsequentes streichen von Nebenfiguren und nicht direkt handlungsführenden Szenen brachten sie Tempo ins Stück, durch die Mehr-
Nebenfiguren wurden konsequent gestrichen
fachbesetzung der Rollen ohne Beachtung der Geschlechter gelang es, das Stück mit nur sechs Darstellern unglaublich zu bevölkern. Zum Schluss baut die Truppe ein eindrucksvolles Bild auf: Die grün beleuchteten Hexen türmen sich im Hintergrund auf, davor kniet der neue König Malcolm, strahlend im goldglänzenden Mantel, wie eine Heiligendarstellung. Eine Inszenierung mit starken Bildern, starken Schauspielern, klarer Linie und kreativer Umsetzung.