Die düstere Nacht
Konzert Salome Kammer trifft Maria Reiter
Oberdießen Ein „Ereignis“ist es allemal, wenn die „Stimmartistin“Salome Kammer die Bühne betritt – doppelt aufregend, wenn die Akkordeonvirtuosin Maria Reiter sie begleitet. Diesmal haben sich die beiden ein abendfüllendes Programm rund um die düsteren wie die zauberhaften Geheimnisse der Nacht ausgedacht. Das Publikum, im Malura Museum in Oberdießen wurde mit einer poetisch-musikalischen Premiere belohnt.
Von Anfang bis Ende war für Spannung, mitunter für Überraschung gesorgt. So zum Beispiel, wenn das Grauen des verhalten-zarten brahmsschen Lieds „Das Mädchen und der Tod“abgefangen wurde durch einen jähen Übergang zu Pietro Trombettas „Kriminaltango“. Insgesamt verblüffte die Variationsbreite der gewählten Stücke: von Henry Purcell und Felix Mendelssohn Bartholdy über Kurt Weill und Eric Satie bis zu Glenn Miller, Xavier Montsalvatge, Friedrich Hollaender und Leo Leandros.
Vor der Pause setzten die beiden Künstlerinnen einen Schwerpunkt mit einigen der bekanntesten Lieder von Bert Brecht und Kurt Weill. Mitreißend „inszenierte“Salome Kammer, die ja nicht nur Sängerin, sondern auch ausgebildete Schauspielerin und Performerin ist, die furiose Ballade der Seeräuber-Jenny aus der „Dreigroschenoper“sowie den eher elegischen Song vom grünen Bilbao-Mond und den HassLiebe-Gesang vom Surabaya-Johnny aus „Happy End“.
Der zweite Teil des Abends geriet dann etwas „bewegter“: der Fokus lag nun auf dem Thema Tanz – und da vorwiegend auf französischen Tango- und Walzerweisen. Aber auch Spanisches, ja sogar BayerischGejodeltes stand mit im Programm und wurde vom Publikum jubelnd beklatscht. Ein Höhepunkt des Abends war dann das grotesk-humoristische Chanson „Ach, lege deine Wange doch mal an meine Wange“– ein meisterhaftes Psychodramolett von Kurt Tucholsky, vertont von Friedrich Hollaender.
Ein bedeutender Anteil am Gelingen des Abends im Malura Museum kam der lückenlosen Harmonie zwischen Gesang und Begleitung zu, wobei die Instrumentalistin nicht nur am Akkordeon, sondern mitunter auch stimmlich am „nächtlichen Ereignis“mitwirkte. Maria Reiter hat in Salome Kammer eine Partnerin gefunden, mit der sie dieselbe Liebe zur professionellen Perfektion und - bei allem Ernst - denselben unwiderstehlichen Hang zu hintergründigem Humor bis hin zur Groteske teilt.