Landsberger Tagblatt

Spannung ist schlecht für die Job-Sicherheit

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger-allgemeine.de

Als Journalist ist man ja angehalten, einen objektiven und folglich auch distanzier­ten Blick auf die Dinge zu bewahren. Dennoch sei dieser Einwurf zum Ende der Bundesliga erlaubt: Was für eine Spannung! Was für eine Dramatik!

Und um zu den nüchternen Fakten zurückzuke­hren: Erstmals seit zehn Jahren wird die deutsche Meistersch­aft wieder am letzten Spieltag entschiede­n. Zur Erinnerung: Im Sommer 2009 fiel die Entscheidu­ng um den Titel zwischen dem VfL Wolfsburg und dem FC Bayern. Seitdem herrschte an der Tabellensp­itze zum Schluss hin immer gähnende Langeweile.

Teilweise mussten die Bayern schon an Ostern gelangweil­t die schlaffen Jubelfäust­e ballen. So richtig Stimmung ist dann nicht mal bei den Münchnern selbst aufgekomme­n. Für eine Weißbierdu­sche war es noch viel zu kalt und außerdem standen meistens noch total wichtige Spiele in Pokal und Champions League an. Alles in allem sind das keine guten Voraussetz­ungen für exzessive Partys.

Allerdings ist Langeweile auch eine gute Voraussetz­ung für die jeweiligen Trainer, den Job behalten zu dürfen. Niko Kovac ist mit den Bayern zwar Tabellenfü­hrer, wirkt

aber seit Wochen reichlich angezählt. Spannung im nationalen Titelrenne­n ist an der Säbener Straße eben nur in homöopathi­schen Dosen erwünscht.

Ohnehin scheint gerade eine äußerst packende Bundesliga-Spielzeit zu Ende zu gehen, wenn man die allgemeine Fluktuatio­n betrachtet. Acht der 18 Bundesliga­Trainer werden am Samstag ihr Team das letzte Mal betreuen – und in dieser Statistik sind Wackelkand­idaten wie Kovac oder der Hannoveran­er Trainer Thomas Doll gar nicht mit eingerechn­et. Von den 36 Klubs der ersten und zweiten Liga werden aller Voraussich­t nach nur zehn den Trainer nach Saisonende behalten, der auch zu Beginn auf der Bank saß. Zwei Mitglieder dieses erlesenen Kreises sind Eintracht Frankfurts Adi Hütter und Borussia Dortmunds Lucien Favre. Die könnten mit Siegen ihrer Teams dafür sorgen, dass Niko Kovac seine Stelle bei den Bayern verliert.

Das wäre für Kovac selbst ärgerlich – doch gehören die Diskussion­en um Personalie­n nicht ebenso zum Spannungsb­ogen dazu wie Siege und Niederlage­n der Mannschaft­en? Es ist eben ein Kreuz mit dieser Spannung. Gut nachvollzi­ehbar ist in diesem Zusammenha­ng die Aussage des scheidende­n Schalke-Trainers Huub Stevens: Der ist froh, dass es für ihn nun vorbei ist.

Ist aber auch nervenaufr­eibend.

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Foto: dpa Lucien Favre könnte zum ersten Mal deutscher Meister werden.
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