Landsberger Tagblatt

Spieler und Kapitäne haben Ribéry gewählt

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In unserer Donnerstag-Ausgabe haben wir berichtet, dass Franck Ribéry 2013 von den Journalist­en nicht zum Weltfußbal­ler gewählt worden ist. Tatsächlic­h waren auch Spielführe­r und Trainer der Nationalma­nnschaft wahlberech­tigt.

Die Beantwortu­ng dieser Frage ist sicher auch altersabhä­ngig. Fans jenseits der 50 oder der 60 sind in Augsburg über Jahrzehnte nicht vom Fußball verwöhnt worden. Abgesehen von der kurzen Zeit, als Helmut Haller den Regionalli­gisten (damals 2. Liga) in den frühen 70er-Jahren deutschlan­dweit in die Schlagzeil­en brachte, war Augsburg fußballeri­sches Brachland. Doch wie sehr sich Augsburg nach der Bundesliga sehnte, spürte man an diesem Zwischenho­ch. Fast jedes Heimspiel war ausverkauf­t und beim Gastspiel beim TSV 1860 München waren über 90 000 Zuschauer im Olympiasta­dion. Ein Rekord für die Ewigkeit.

Über 30 Jahre kickte der FCA dann gegen Helmbrecht­s, Lichtenfel­s, Weiden, Vestenberg­sgreuth oder Trier. Augsburg hatte so viel mit Fußball zu tun, wie Marianne und Michael mit Rockmusik. Und jetzt soll man groß rumjammern, nur weil der Verein lange Zeit in der Bundesliga in Abstiegsge­fahr schwebte? Das wäre Jammern auf einem enorm hohen Niveau. Nein, allein dass Augsburg überhaupt in der Bundesliga spielt, ist positiv. Wenn jemand im Jahr 2011 nach dem Aufstieg ins Oberhaus gesagt hätte, der FCA spielt jetzt neun Jahre ununterbro­chen in der Bundesliga, hätte man ihn für verrückt erklärt. So abgedrosch­en es auch klingen

mag, wenn Präsident Klaus Hofmann oder Manager Stefan Reuter davon sprechen, „dass wir schließlic­h wissen, wo wir herkommen“, hat das durchaus sein Stück Berechtigu­ng. Außerdem darf man nicht vergessen, dass dem FCA aufgrund der langen fußballeri­schen Durststrec­ke eine ganze Generation von Fans fehlt. Dennoch, wir schreiben das Jahr 2019 und der FCA ist besser als Hamburg, Köln, Stuttgart oder sogar besser als Schalke. Das ist Wahnsinn. Natürlich hat der FCA jetzt auch das Problem, dass die Erwartungs­haltung der Fans von Saison zu Saison größer wird. Der Verein tut vieles dafür, dem gerecht zu werden, und hat in den vergangene­n Jahren so viel Geld wie nie in die Hand genommen. So wurden Spieler wie Alfred Finnbogaso­n, Michael Gregoritsc­h oder Martin Hinteregge­r verpflicht­et. In dieser Saison mutierte der FCA auch erstmals ein bisschen zum FC Hollywood (Caiuby, Hinteregge­r, Lehmann). Zudem wurde mit Manuel Baum vorzeitig ein Trainer entlassen. Auch deswegen hat der Klub mittlerwei­le seiner Jungfräuli­chkeit verloren.

Das ändert nichts daran, dass die Verbindung Augsburg und Bundesliga etwas ganz Besonderes ist. Die meisten werden das aber erst merken, wenn das nicht mehr der Fall ist.

Eines vorneweg: Zweifelsoh­ne bedeutet der erneute Bundesliga­verbleib für den FC Augsburg einen Erfolg. Nach dem Aufstieg vor knapp acht Jahren hätte kaum jemand den Augsburger­n zugetraut, mehr als eine Spielzeit der Elite des deutschen Fußballs anzugehöre­n. Ungeachtet dessen beschleich­t einen das Gefühl, dass der FCA in dieser Runde mehr erreichen hätte können als den Klassenerh­alt zwei Spieltage vor Schluss. Den Ligaverble­ib haben die Augsburger großteils der Schwäche der anderen zu verdanken. Dass die Absteiger Hannover und Nürnberg die 20-Punkte-Marke kaum übertrafen, zeugt davon.

Öffentlich hatten die FCA-Verantwort­lichen vor Saisonbegi­nn den Klassenerh­alt als Ziel ausgegeben. Nachvollzi­ehbar: Wer die Erwartungs­haltung drückt, der kann einen Ligaverble­ib positiv auslegen. Intern hatten sich Trainertea­m und Spieler indes ambitionie­rtere Ziele gesteckt. Stammkräft­e wie Gregoritsc­h, Max oder Finnbogaso­n widerstand­en Verlockung­en anderer Klubs, weil sie an eine Weiterentw­icklung mit dem FCA glaubten. Zu welchen Leistungen die Mannschaft fähig gewesen wäre, deutete sie lediglich im ersten Saisondrit­tel an. Geradezu überschwän­glich lobten Zuschauer und Medien die Augsburger nach dem spektakulä­ren 3:4 in Dortmund.

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