Seelenloser Belag
Zum Leserbrief „Schützt, was gut ist!“vom 11. Mai:
Da schreibt ein Bürger aus dem Landkreis einen engagierten Leserbrief zur Bewahrung erhaltenswerter Bauten in Landsberg . . .
Man würde sich wünschen, dass die Entscheider im Landsberger Stadtrat und Bauaumt einer über Jahrhunderte gewachsenen Baukultur ähnlich viel Bedeutung beimessen würden. Die vergangene Dekade zeigt ein anderes Bild: Der Platz des himmlischen Pflasters aka Hauptplatz. Wenn man weiß, wie heiß über jedes Detail bei der Sanierung historischer Gebäude zwischen Bauherren und Denkmalpflege diskutiert wird, dann wundert man sich, wie es möglich ist, den zentralen Platz unserer Stadt mit einem derart seelenlosen Belag aus Fernost zu verunstalten?
Genauso fassungslos nimmt man die eigenartige Interpretation von Denkmalschutz zur Kenntnis, wenn man den Netto am nordöstlichen Eingang zur Altstadt sieht. Wie konnte es dazu kommen, dass ein um 1890 erbautes Zeugnis von Industriekultur der Gründerzeit abgerissen werden durfte, um einem austauschbaren Supermarkt auf dem Niveau der heute üblichen Gewerbegebiets-Ästhetik zu weichen?
Die Schändung der Brudergasse: Verständnislosigkeit herrscht auch bei einer überwältigenden Mehrheit Landsberger Bürger über das monströse Gebilde, welches nun seit einigen Jahren mitten in der Altstadt vor sich hin rottet. Diese unsäglich hässliche, alle Dimensionen sprengende Ansammlung von Hausschachteln lässt jeglichen Respekt – nicht nur vor der Ruhe der Toten, sondern auch vor dem Empfinden der Lebenden – vermissen. Warum durfte auf einem historischen Friedhof im sensiblen Stadtkern ein einzigartiges Ensemble zerstört und durch einen unglaublich dilettantischen Neubau ersetzt werden? Die Katastrophe am Katharinenberg: Ein nächster Anbzw. Kahlschlag droht am südwestlichen Eingangstor zur Innenstadt. Die kruden Planungen und Aktionen auf dem Ensemble des Kratzerkellers – geleitet von der bekannten Bauträger-Denke – lassen wieder einmal nur das Schlimmste befürchten.
Diese kurze Liste stellt leider keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Gemeinsam haben alle aufgeführten Beispiele, dass sie die Landsberger Bürger, die ihre Stadt lieben und ihren historischen Charme bewahren wollen, verständnislos und traurig zurücklassen. Stefan Oevermann, Landsberg