Eine Gruppe wird diffamiert
Zum Artikel „Gstanzln für oder gegen Discounter“vom 14. Mai:
Der Finninger Bürgermeister hat im LT den Gegnern einer DiscounterAnsiedlung unterstellt, es „ginge ihnen nicht um Finning, sondern um grüne Politik“. Weiterhin hat er vor allem Neu-Finningern „Stimmungsmache“vorgeworfen. Er scheint dabei nicht in Erwägung zu ziehen, dass es zwischen „grüner Politik“und „Sorge um Finning“auch Schnittmengen geben könnte. Nach gleicher Logik könnte man – ebenso unsinnig – argumentieren, den Befürwortern eines Discounters ginge es nicht um Finning, sondern nur um schwarz-gelbe Wachstumspolitik. Es sollte jedem freistehen, zu entscheiden, welchen Schwerpunkt er bezüglich seiner Zukunftsvisionen für „sein Dorf“setzt. Eine mögliche Überschneidung mit der politischen Zielsetzung einer Partei ergibt sich dann aus dem jeweiligen Parteiprogramm. Die Diffamierung einer Gruppe, indem ihr die Sorge um Finning abgesprochen und stattdessen eine grüne, parteipolitische Motivation unterstellt wird, ist der weiteren sachlichen Diskussion nicht dienlich.
Weiterhin ist die vom Bürgermeister angestellte Differenzierung zwischen „Neu-Finningern“ und Alt-Finningern hinsichtlich ihrer Stellungnahme contra bzw. pro Discounter und einer angeblichen „Stimmungsmache“nicht nur inhaltlich falsch, sondern stellt eine Diskriminierung von nicht in Finning geborenen Mitbürgern dar. Wie lange ist man „Neu-Finninger“? Fünf Jahre, 20 Jahre oder bis zur zweiten Generation? Ab wann darf man sich über die Zukunft seines Wohnorts Gedanken machen und sich für die Umsetzung oder auch Vermeidung von Projekten einsetzen? Der allseits beschworenen Vermeidung der Spaltung der Finninger Gemeinde in „Discounter-Gegner und -Befürworter“bzw. jetzt neu in „NeuFinninger und Alt-Finninger“wird mit dieser Behauptung ein Bärendienst erwiesen.
Im Übrigen könnte durch weitere Wachstumspolitik der Zuzugsdruck nach Finning weiter befördert werden. Das Problem mit zugezogenen „Neu-Finningern“und ihren speziellen Bedürfnissen nach sogenannter „grüner Politik“dürfte sich nach der oben genannten Logik damit wohl noch verschärfen.
Dr. Stefan Hülmeyer, Finning