Sie gelten als Experten für Problemdächer
Die Spenglerei Engel aus Leeder wagt sich auch an schwierige Projekte. Unter anderem war sie am Wiederaufbau von Schloss Elmau beteiligt. Jetzt darf sich das Unternehmen über eine besondere Auszeichnung freuen
Leeder „Wir betreten mit unserer Firma gerne auch Neuland“, stellt Thomas Engel aus Leeder fest. Der 57-jährige Innungsobermeister hat mit seinem Spenglereibetrieb ein Projekt verwirklicht, bei dem andere Mitbewerber zuvor nur abgewunken hatten. In einer Bauzeit von rund acht Monaten deckte man das 2600 Quadratmeter große Dach des Altenpflegeheims Marthashofen in Grafrath, das aufgrund seiner unregelmäßigen Form eine ganz besondere Herausforderung darstellte. Dafür wurde der Fuchstaler Handwerksbetrieb kürzlich mit dem deutschen Sanierungspreis eines Fachverlags im Bereich Metall ausgezeichnet. Bei einer Gala in Köln nahm Sohn Matthias Engel, der 32-jährige Mitinhaber der Spenglerei, die Auszeichnung entgegen.
Welchen Stellenwert dieses Projekt hatte, zeigt sich auch daran, dass ihm das Fachmagazin der Branche in seiner jüngsten Ausgabe ganze 14 Seiten widmete. In dem erst 1990 errichteten Altenheim hatte es immer wieder Probleme mit der Dichtigkeit des Dachs gegeben, zuletzt hatte man es erfolglos mit Bitumenbahnen versucht. Nun wurde eine Metalleindeckung mit 0,7 Millimeter starken Aluminiumbahnen in der Farbe Steingrau gewählt. Hierzu mussten 2600 Meter an konisch zulaufenden Blechen geschnitten und verarbeitet werden. Hand in Hand arbeitete die Firma Engel dabei mit dem Zimmereifachbetrieb Helmut Scholz aus Reichling. Das Besondere an diesem Vorhaben war auch, erinnert sich Thomas Engel, dass man dabei ausnahmsweise nicht unter Zeitdruck stand. Der Bauherr habe ihnen freie Hand gelassen, sodass sie die Muße dazu hatten, sich in Ruhe an diese anspruchsvolle Aufgabe zu machen.
Diesen Preis gewonnen zu haben, erfülle ihn mit großem Stolz, meint Thomas Engel. Schließlich sei man unter einer Vielzahl an Projekten ausgewählt worden und in der Jury sei eine Reihe von Architekten gesessen. Schon zuvor habe man derartige komplexe Sanierungen gemeistert, wie etwa am Studienseminar Albertinum in München. Auch dort hatte sich die Spenglerei beworben – seinerzeit jedoch noch ohne Erfolg. Derzeit arbeite man an der Fassade der Polizeischule in Königsbrunn, für die sich lange Zeit kein anderer Betrieb gefunden hatte. Überhaupt gehe der Trend in seiner Branche in Richtung Fassadengestaltung, wobei unterschiedliche Materialien, wie etwa auch Keramik, Verwendung fänden.
Selbstständig gemacht hatte sich Spenglermeister Thomas Engel mit geringen Eigenmitteln im Jahr 1987. Bereits zwei Jahre später meisterte der junge Betrieb mit insgesamt nur drei Mitarbeitern seine erste Herausforderung mit der Dachsanierung am Fuchstaler Rathaus. 2006 wurde man mit den Spenglerarbeiten beim Wiederaufbau des durch einen Brand zerstörten Schlosses Elmau beauftragt. 2008 trat Matthias Engel in den Handwerksbetrieb des Vaters ein. Bei seiner Meisterprüfung war er nicht nur Kammersieger, sondern sogar Zweitbester in ganz Bayern. 2016 wurde ein neues Bürogebäude errichtet. Mittlerweile ist man in einem Umkreis von etwa 100 Kilometern tätig und beschäftigt 25 Mitarbeiter. „Mehr können wir zwei Führungskräfte nicht stemmen“, treten die Engels Erweiterungsplänen entgegen. Doch in Bezug auf die Größe eines Auftrags traue man sich mittlerweile praktisch alles zu.
Für die Planungen am Computer ist vor allem Sohn Matthias Engel zuständig. „Ich möchte aber nicht nur den ganzen Tag im Büro sitzen“, sagt er. Deshalb sei er auch viel auf den Baustellen unterwegs. Mittlerweile sei es häufig so, dass Architekten nur noch eine Baubeschreibung abgeben und man sich zur Erstellung eines Angebots selbst die einzelnen Leistungen erarbeiten
Ein Fachmagazin bringt die Engels groß raus
Auch an der Stadtpfarrkirche arbeitete man mit
müsse. Hier seien kleinere Firmen überfordert und könnten es sich auch nicht leisten, hierin eine Woche zu investieren, so firmenchef Thomas Engel.
Trotz der Großaufträge habe man aber den Bezug zum Ort nicht verloren. Denn wenn der Bauherr eines Eigenheims zu ihnen komme, helfe man auch ihm weiter. Man betrachte diese kleinen Vorhaben als Chance für junge Gesellen im Betrieb, sich alleine Gedanken zu machen und sich auf diese Weise zur Selbstständigkeit zu entwickeln.
Die Krönung in der Tätigkeit eines Spenglers sei es seiner Meinung nach, auch einmal einen Zwiebelturm einer Kirche zu fertigen, meint Thomas Engel. Dies hat er schon vor etlichen Jahren erlebt, als er an der Sanierung der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Landsberg mitwirkte. Es sei schon ein besonderes Arbeiten in 70 Metern Höhe, stellt er fest. Zudem schaffe man ein Objekt, zu dem man aufschaue und das für die nächsten 100 Jahre bestehe.