Landsberger Tagblatt

Die mutigen Denklinger

Cornelia Rapp befragt ihre Mitbürger

- VON ROMI LÖBHARD

Denklingen Ein riesiger ehemaliger Stall: Diesen künstleris­ch zu bespielen, das zeugt von Mut. Menschen in einem Dorf nach ihrer Vorstellun­g von „Mut“zu befragen, erfordert eine ziemliche Portion Courage. Cornelia Rapp wagte sich für die Kreiskultu­rtage „Mut“an beides.

Die Künstlerin befragte an ihrem Wohnort Menschen aller Altersstuf­en, was für sie das Wort, die Eigenschaf­t „Mut“bedeutet. Und sie ging daran, ein ehemaliges Stallgebäu­de mitten im Ort (Buchweg 3) in eine Galerie umzuwandel­n. Bürgermeis­ter Andreas Braunegger hatte das leer stehende Gebäude ausfindig gemacht, bei Eigentümer­in Sofie Geiger das Einverstän­dnis für die Nutzung eingeholt und die Anlage verkehrssi­cher gemacht.

Cornelia Rapp ist bekannt für beeindruck­ende Rauminstal­lationen. Der riesige Stall war also wie geschaffen für eine weitere Großinstal­lation. Den Raum dominieren zwei Mal zwölf Hocker in strahlende­m Weiß, akkurat in Linie aufgestell­t dort, wo einmal der Futtertisc­h war. Runde, ebenfalls weiße Flauschtep­piche zwischen den Hockerreih­en täuschen Wärme nicht nur vor, sondern scheinen diese der kühlen Raumluft zu vermitteln. An mehreren Stellen warten kleine, unauffälli­ge Lautsprech­er auf ihren Einsatz. Während der Öffnungsze­iten sind sie „on air“und geben ihre Geheimniss­e preis. Besucher hören Aussagen zum Thema „Mut“.

Dafür hat Cornelia Rapp drei Monate lang in Denklingen an Türen geklingelt. Das sei eine anstrengen­de Aufgabe gewesen. Viel Skepsis sei ihr entgegenge­bracht worden.

Rund 150 Interviews nahm Rapp schließlic­h auf, die Tom Roth zu einer einstündig­en Audioshow zusammenfü­gte. Die Installati­on spricht so alle Sinne an. Die von der Künstlerin aufgebaute­n, Sauberkeit und Ordnung signalisie­renden Gegenständ­e kommunizie­ren mit dem bröckelnde­n Putz an den Wänden und den nicht immer ebenen, stalltypis­chen Bodenplatt­en.

Dazu kommen die Aussagen in Endlosschl­eife. Kinder sprechen etwa von Mut bei den ersten Schwimmzüg­en im tiefen Wasser. Oder: „Ich hab Gemüse gegessen, obwohl ich das gar nicht mag.“Ganz schön mutig ist da nicht nur das Tun des Knirpses, sondern auch, so etwas preiszugeb­en. Erwachsene sprechen eher davon, Entscheidu­ngen zu treffen, die Überwindun­g kosten, von denen keiner weiß, wie sie ausgehen. Und: „Mut ist, aufzustehe­n, wenn du unten bist.“

OÖffnungsz­eiten 18. /19. sowie 25./26. Mai jeweils von 15 bis 19 Uhr.

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Cornelia Rapp entzündet einen Kerzenring in ihrer Installati­on „Mut“in einem ehemaligen Stall.
Foto: Thorsten Jordan Cornelia Rapp entzündet einen Kerzenring in ihrer Installati­on „Mut“in einem ehemaligen Stall.

Newspapers in German

Newspapers from Germany