Samurai in Lebensgröße
München Die Pracht der japanischen Ritter
Nirgendwo sonst auf der Welt entwickelte sich ein Krieger- und Waffenkult wie im mittelalterlichen Japan. Und das, obwohl die Krieger fast nur inländische Konflikte zu bestreiten hatten. Ursprünglich bezeichnete man sie als Bushi, „Mann mit Waffen“. Viel später erst kam der Begriff der Samurai auf, wörtlich der „Dienende“. Als Krieger und politische Elite prägten die Samurai über Jahrhunderte die Geschichte Japans.
Nicht der Kaiser war damals Herr über Japan, sondern der Shogun: Als Oberhaupt des „Kriegsadels“befehligte er Millionen ausgebildeter Kämpfer. Sie waren von größter Tapferkeit und Selbstdisziplin, bedingungslos loyal und selbstaufopfernd. Bushido, der Weg des Kriegers, beschreibt als ritterlicher Ehrenkodex ihre Tugenden. Nichtsdestotrotz gehörten auch Intrigen und Verrat zur sozialen Realität.
Die Samurai-Kultur ist seit 150 Jahren erloschen, faszinierend ist sie bis heute. Kostbare Rüstungen, kunstvolle Schwerter, fantasievolle Helme und Masken wie auch schmuckvolle Pferde-Ausrüstungen erzählen von dieser Zeit. Eine der weltweit hochkarätigsten Sammlungen ist bis Ende Juni in der Kunsthalle München zu sehen. Sie gehört dem Ehepaar Ann und Gabriel Barbier-Mueller und zeigt über 100 Samurai-Exponate aus edlen Metallen und kostbaren Stoffen.
Höchste Handwerkskunst ist das. Die Rüstungen waren Schutzpanzer, gleichzeitig aber auch Statussymbole. Die Samurai wollten ihre Betrachter zum Staunen bringen und die Feinde abschrecken – mit Dämonen, mythologischen Wesen und gefährlichen Tieren als Dekore. Übersinnlichen Schutz sollten Verzierungen mit buddhistischen Göttern und Glückssymbolen bieten. Kurzweilig führt der Audio-Guide durch die Geschichte des japanischen Rittertums. Wer sie noch lebendiger erfahren möchte, kann Otsuka Ryunosuke dienstags oder donnerstags dazu befragen. Er ist Meister der Samurai-Kampfkünste. Andrea Schneider