Landwirte in der Verantwortung
Junge Rehe, Hasen und Vögel, die von Mähmaschinen getötet werden, sind ein Thema, über das die Beteiligten nicht gerne reden. Wie groß das Problem ist, ist daher nur schwer abzuschätzen. Selbst die Jagdpächter erfahren nicht immer davon, wenn ein Landwirt oder Lohnunternehmer mit der Mähmaschine ein Rehkitz verstümmelt oder tötet.
Natürlich ist keine Absicht dahinter, wenn so etwas geschieht. Aber manchmal werden solche Unfälle auch durch die Umstände begünstigt: Gerade bei wechselhaften Wetterlagen pressiert es oft, und der allgemeine Zeit- und Kostendruck kann dazu beitragen, dass die im Frühjahr geborenen und geschlüpften Jungtiere auf der Strecke bleiben, wenn PS-starke Traktoren in schnellem Tempo riesige Maschinen über die Wiesen ziehen.
Es ist aber auch glaubhaft, wenn Landwirte und Jäger versichern, vorher eine Wiese abgesucht und doch ein gut verstecktes Tier übersehen zu haben, oder ein junges Reh auf einer Wiese, auf der vorher jahrelang kein Wild zu sehen war, unter die Mähmesser kommt.
Nur auf die Landwirte zu zeigen, greift zu kurz: Wie auch beim Thema Insekten ist es die Summe des gesamten gesellschaftlichen Handelns, die zu den Wiesendramen führt. Früher wurde (gemächlich mit dem Mähbalken) im Juni Heu gemacht, da waren die Kitze schon größer und nicht mehr so gefährdet. Heute geschieht dies schon im April und Mai, um mindestens fünf Silageschnitte im Jahr zu bekommen, die für die intensive Milchviehhaltung notwendig sind. Ohne diese Intensität wiederum wären viele Lebensmittel deutlich teurer – und da hört bei nicht wenigen Verbrauchern die Tierliebe bekanntlich wieder auf.
Allerdings: Ein Freibrief für einen nachlässigen Kitz-Schutz darf das auch nicht sein. Die unmittelbare Verantwortung trägt nun einmal derjenige, der eine Maschine bedient.