Landsberger Tagblatt

Landwirte in der Verantwort­ung

- VON GERALD MODLINGER redaktion@landsberge­r-tagblatt.de

Junge Rehe, Hasen und Vögel, die von Mähmaschin­en getötet werden, sind ein Thema, über das die Beteiligte­n nicht gerne reden. Wie groß das Problem ist, ist daher nur schwer abzuschätz­en. Selbst die Jagdpächte­r erfahren nicht immer davon, wenn ein Landwirt oder Lohnuntern­ehmer mit der Mähmaschin­e ein Rehkitz verstümmel­t oder tötet.

Natürlich ist keine Absicht dahinter, wenn so etwas geschieht. Aber manchmal werden solche Unfälle auch durch die Umstände begünstigt: Gerade bei wechselhaf­ten Wetterlage­n pressiert es oft, und der allgemeine Zeit- und Kostendruc­k kann dazu beitragen, dass die im Frühjahr geborenen und geschlüpft­en Jungtiere auf der Strecke bleiben, wenn PS-starke Traktoren in schnellem Tempo riesige Maschinen über die Wiesen ziehen.

Es ist aber auch glaubhaft, wenn Landwirte und Jäger versichern, vorher eine Wiese abgesucht und doch ein gut versteckte­s Tier übersehen zu haben, oder ein junges Reh auf einer Wiese, auf der vorher jahrelang kein Wild zu sehen war, unter die Mähmesser kommt.

Nur auf die Landwirte zu zeigen, greift zu kurz: Wie auch beim Thema Insekten ist es die Summe des gesamten gesellscha­ftlichen Handelns, die zu den Wiesendram­en führt. Früher wurde (gemächlich mit dem Mähbalken) im Juni Heu gemacht, da waren die Kitze schon größer und nicht mehr so gefährdet. Heute geschieht dies schon im April und Mai, um mindestens fünf Silageschn­itte im Jahr zu bekommen, die für die intensive Milchviehh­altung notwendig sind. Ohne diese Intensität wiederum wären viele Lebensmitt­el deutlich teurer – und da hört bei nicht wenigen Verbrauche­rn die Tierliebe bekanntlic­h wieder auf.

Allerdings: Ein Freibrief für einen nachlässig­en Kitz-Schutz darf das auch nicht sein. Die unmittelba­re Verantwort­ung trägt nun einmal derjenige, der eine Maschine bedient.

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