Wie endet der Streit ums Baugebiet?
Bürgerentscheid In Dornstetten sollen neue Bauplätze entstehen. Am Sonntag entscheiden die Unterdießener darüber. Befürworter und Gegner machen noch einmal mobil
Dornstetten Der Streit um ein geplantes Baugebiet im Unterdießener Ortsteil Dornstetten gipfelt am Sonntag in einem Bürgerentscheid. Dann sind die rund 1200 Wahlberechtigten gefragt. Seit 2016 versucht die Gemeinde, auf einem rund 14000 Quadratmeter großen Areal Baurecht zu schaffen. Mit Bekanntwerden der Pläne formierte sich in Dornstetten aber Widerstand. Es gründete sich eine Bürgerinitiative um Gerald Büchelmaier, die mittlerweile 72 Mitglieder hat. In Dornstetten leben derzeit rund 100 Bürger. Die Bürgerinitiative sieht in den Bebauungsplänen eine Bedrohung für viele Tierarten wie beispielsweise die Gelbbauchunke oder den Eisvogel und den Uhu.
Während die Gemeinde mit einem Infoblatt, das Bürgermeister Alexander Enthofer in viele Haushalte persönlich bringt, über die Thematik aufklären möchte, hat sich die Bürgerinitiative zu einem Info-Frühschoppen entschieden. Als Gastredner warb der Chef der Grünen-Landtagsfraktion Ludwig Hartmann in der Unterdießener Mehrzweckhalle für MehrgeschossWohnungsbau. Denn nur damit lasse sich die immer größer werdende Wohnungsnot mindern. „Das geht mit einem Baugebiet mit Einfamilienhäusern oder Doppelhäusern“, sagte Hartmann. Er sprach sich dafür aus, die Flächen, die derzeit noch nicht bebaut sind, auch künftig freizuhalten.
Das geplante Baugebiet liegt auf einer freien Lech-Terrasse und soll mit 14 Bauplätzen überplant werden. Wie bereits berichtet, hat die Gemeinde auf Einwände aus der Bevölkerung reagiert und die ursprüngliche Baudichte (21 Bauplätze) reduziert. Auch ist man laut Bürgermeister dem Wunsch nach mehr Grünfläche nachgekommen und habe den Bebauungsabstand im Westen zum Biotop und im Osten wegen Baumwurfgefahr vergrößert. Im Gespräch mit dem LT sagte Alexander Enthofer: „Wir haben 90 Prozent der Anliegen aus der ersten Auslegungsphase umgesetzt. Trotzdem kamen kurz darauf Anwaltsschreiben und eine Petition.“Außerdem seien zahlreiche Untersuchungen und Gutachten in Auftrag gegeben worden, um mögliche Risiken auszuschließen.
Dass die Gemeinde auf die Anliegen der Bürger eingegangen sei, will Gerald Büchelmaier so nicht stehen lassen. Beim Frühschoppen, zu dem rund 50 Gegner und Befürworter des Baugebietes gekommen waren, sagte er: „Es waren allein die Behörden, die Planänderungen erzwungen haben.“Er frage sich, warum die Gemeinde ausgerechnet in Dornstetten Bauplätze für Einheimische schaffen wolle, wo seit 200 Jahren kein einziger Unterdießener nach Dornstetten gezogen sei. Außerdem liege das Baugebiet in einem Wasserloch, was den Bau einer sogenannten „weißen Wanne“für die Bauherren zwingend nötig mache. Und auch ein verstärkter Dachstuhl sei notwendig aufgrund der Gefahr von Baumwurf auf der Ostseite. Das alles würde das Bauen in diesem Bereich immens verteuern. Büchelmaier schloss die Veranstaltung mit den Worten: „Wir sind nicht gegen Bauplätze für Einheimische, aber dieses Gebiet ist das falsche.“
Die Bürgerinitiative wird von Rechtsanwalt Martin Mielke unterstützt. Der sagte beim Info-Frühschoppen, dass er die Pläne der Gemeinde für „städtebaulichen Irrsinn“halte, der „allen städtebaulichen Regeln widerspricht.“Außerdem sieht er eine Verletzung der Sachlichkeitspflicht durch die Gemeinde, weil der Bürgermeister in seinem Informationsblatt von Vernicht leumdung schreibe. „Die Gemeinde Unterdießen wird die Bauplätze zu erschwinglichen Preisen zum Verkauf anbieten. Die Behauptung der Bürgerinitiative (600 bis 800 Euro pro Quadratmeter) ist eine Verleumdung“, ist darin zu lesen. Die Gemeinde plane dieses Baugebiet, so Enthofer gegenüber unserer Zeitung, weil es im Gemeindegebiet keine freien Grundstücke mehr gebe, die vor allem Einheimischen angeboten werden könnten.
Mittlerweile fordert die Bürgerinitiative einen kompletten Planungsstopp. Einen Kompromissvorschlag mit nur sieben Bauplätzen habe die Gemeinde abgelehnt. Der Vorschlag war bei einer Ortsbegehung mit Vertretern des Petitionsausschusses des Landtags gemacht worden. „Das macht keinen Sinn“, sagt Enthofer. Die Gemeinde möchte ein alternatives Energiegewinnungskonzept realisieren, um fossile Brennstoffe zu vermeiden. Dazu brauche es aber eine gewisse Anzahl an Abnehmern.
Am Sonntag haben die Unterdießener das letzte Wort. Entscheidet sich die Mehrheit der Wähler gegen eine Weiterführung der Planungen, ist die Gemeinde für ein Jahr an dieses Votum gebunden. Gibt es eine Mehrheit für das Baugebiet, kann weiter geplant werden.
Pläne widersprechen „allen städtebaulichen Regeln“