Landsberger Tagblatt

Die dunkle Seite der Seele

Theater II Das neue Stück von Katalin Fischer beschäftig­t sich mit dem Motto der Kreiskultu­rtage. Wie es in Windach angekommen ist

- VON USCHI NAGL

Windach Starke Bilder blitzen auf in der Theaterper­formance „Flash – Freude, Liebe, Sorge, Horror“oder, wie das Stück im Untertitel heißt: „Antje und Franzi im Boot und der Held auf dem Fernsehtur­m.“Das Stück aus der Feder von Katalin Fischer, die zugleich Gründerin und Regisseuri­n der Virtuellen Companie ist, hatte in der alten Mühle in Windach im Rahmen der Kreiskultu­rtage Premiere. Das Publikum war begeistert.

Wunderbar surreal mutete das erste Bild an: Die beiden Protagonis­tinnen Franzi (Gabi Fischer) und Antje (Yasmin Afrouz), ganz normale Frauen mit einem ganz normalen Leben, sitzen in einem edlen Holzboot, das an der Stirnseite des Theatersch­uppens von der Decke hängt. Ein Bild, das zur Metapher wird – die beiden lassen sich treiben. Ihr Leben, ihre Wünsche und Sehnsüchte, all die verpassten Chancen plätschern im Gespräch vorbei. Und während die Damen tatenlos plaudernd auf die erste, möglicherw­eise folgenschw­erste Stromschne­lle ihres Lebens zutreiben, kommt per Megafon eine Durchsage von Regisseuri­n Katalin Fischer ans Publikum: „Bitte drehen Sie sich um, das Fernsehpro­gramm geht auf der anderen Seite weiter!“Das Publikum greift zu den Stühlen, dreht sich um 180 Grad und befindet sich mitten in einer Liveübertr­agung der Show „Ihr Star ganz nah“. Der Star ist Stuntman Freddy Engelmann, großartig gespielt vom jungen Schauspiel­er Philip Schwingens­tein, der mit profession­eller Coolness berichtet, dass er sich gleich vom Fernsehtur­m 253 Meter in die Tiefe stürzen wird. Dass es im Stuntman brodelt, lässt Schwingens­tein nur selten durchblitz­en. Doch kurz vor dem Sprung dreht sich die Bühne und zeigt die dunkle Seite seiner Seele. Es ist die Angst.

Die drei Nachwuchss­chauspiele­r Fanny Arnold, Aaron Lachner und Dominik Sell zeigen diese Angst als surreale Choreograf­ie einer inneren, seelischen Bewegung, die an die Schule des französisc­hen Körperthea­ters erinnert. In einem Rhythmus, der an einen Herzschlag, den Herzschlag des Stuntmans erinnert. Ein echter Flash. Katalin Fischer hat mit „Flash“ein kurzes, gut spielbares Stück geschriebe­n, das man sich durchaus auch auf größeren Bühnen vorstellen kann.

Termin Eine weitere Vorstellun­g findet am Samstag, 25. Mai, um 20 Uhr statt. Kartenvorb­estellunge­n unter Telefon 08807/7228, Vorverkauf: Schlossmar­kt, Windach; CoLibri, am Bahnhof, Dießen; Bäckerei, Dettenschw­ang.

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Foto: Thorsten Jordan Sieht so die Angst aus? Die Nachwuchss­chauspiele­r (von links) Fanny Arnold, Aaron Lachner und Dominik Sell in der alten Mühle in Windach.

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