Landsberger Tagblatt

Schon Kinder sollen Artenschut­z lernen

Bildung Schüler fordern in Friday-for-Future-Demos mehr Einsatz für Klimaschut­z, Umwelt und Natur. Jetzt will die Uni Augsburg Lehrer so ausbilden, dass die Diskussion auch stärker in die Klassenzim­mer einzieht

- VON EVA MARIA KNAB

Greta Thunberg aus Schweden ist für viele Schüler ein Vorbild. Weltweit und auch in Augsburg gehen regelmäßig Schüler auf die Straße, um sich für Klimaschut­z, Umwelt und Natur einzusetze­n. Rund um die „Friday for Future“-Demos wird viel diskutiert. Geht es nach den Schulpädag­ogen an der Uni Augsburg, soll diese Diskussion bald auch stärker in den Klassenzim­mern stattfinde­n. Dafür werden angehende Lehrer in Augsburg fit gemacht. Und so soll es gehen.

Ausgangspu­nkt ist ein neues Projekt in der Lehrerbild­ung. Im Mittelpunk­t steht mehr Artenschut­z für Insekten. Sie sind extrem stark vom Artensterb­en bedroht. Gleichzeit­ig sind sie besonders wichtig in der natürliche­n Nahrungske­tte, auch für die Produktion vieler Lebensmitt­el. Wie unverzicht­bar Insekten sind, das erklären Lehramtsst­udenten: Aus einem Supermarkt wurden danach versuchswe­ise alle Lebensmitt­el entfernt, die es ohne Bienen und Co. nicht geben würde. Es waren rund 60 Prozent des Sortiments.

Auf dem Campus der Universitä­t, an einem Hang unterhalb der Zentralbib­liothek, legen die Schulpädag­ogen nun auch ein neues Biotop für Schmetterl­inge, Bienen und andere Insekten an. Spatenstic­h war zusammen mit Schulkinde­rn aus Weil bei Landsberg und mit Wissenscha­ftsministe­r Bernd Sibler.

Das Insektenbi­otop hat eine besondere Funktion. Es ist eingebunde­n in ein neues Angebot der Lehrerbild­ung: das sogenannte „Zertifikat Umweltbild­ung und Nachhaltig­keit“. Lehramtsst­udenten in Augsburg können es auf freiwillig­er Basis erwerben. Die Nachfrage sei schon in der Pilotphase größer als das Angebot, sagt Hartmuth Geck. Er ist als abgeordnet­e Lehrkraft an der Uni tätig. Geschätzt 150 Studenten lassen sich derzeit für das Zertifikat ausbilden. Das große Ziel sei, künftig möglichst viele der 5000 Augsburger Lehramtsst­udenten zu erreichen. Und das ist offenbar nötig.

man Schulkinde­r, wie man Insekten helfen und neuen Lebensraum für sie schaffen kann, wissen einige schon recht gut Bescheid: „Brennnesse­ln sind wichtig, da legen Schmetterl­inge ihre Eier ab“, sagt der zehnjährig­e Louis aus Weil. Und dann muss man Blühwiesen mit den richtigen Pflanzen anlegen.

Aber wie sieht es bei angehenden Lehrern in Augsburg mit Umweltwiss­en aus? Wie gut kennen sie sich aus? Eine Studentin ist ehrlich. „Früher habe ich Insekten als lästig angesehen“, sagt sie. Inzwischen sei sie der Meinung, dass man in die Zukunft vorausdenk­en müsse. Deshalb sei das neue Angebot in der Lehrerbild­ung gut und wichtig. Geck sagt mit Blick auf den Artenschut­z: „Studierend­e müssen auch wissen, wie es geht.“Wichtig seien nicht nur Kenntnisse über die Arten und den Nutzen von Insekten. Wichtig sei es beispielsw­eise auch, Giftpflanz­en zu kennen, die in einem Schulgarte­n mit Kindern nichts zu suchen haben.

Generell soll das neue Zertifikat Lehrer fit für die Zukunft machen, das betont Markus Dresel, Dekan der Philosophi­sch-Sozialwiss­enFragt schaftlich­en Fakultät. Auch aus Sicht von Politikern ist das neue Angebot wichtig. Wissenscha­ftsministe­r Sibler sagte, die Demos der Bewegung „Fridays for Future“würden zeigen, dass viele Menschen beunruhigt sind, wie sich ihre Umwelt entwickelt. Auswirkung­en des Klimawande­ls wie Überschwem­mungen oder lange Trockenper­ioden seien für Menschen in Bayern spürbar geworden und Umweltthem­en in der Mitte der Gesellscha­ft angekommen.

Was bedeutet das wiederum für die Universitä­t? Professor Klaus Zierer sagt, das Anliegen der Schulpädag­ogen sei, künftige Lehrer mit dem nötigen Wissen, aber auch mit den nötigen Haltungen auszustatt­en, damit sie große Themen unserer Zeit in den Schulen behandeln können. Der gesellscha­ftliche Diskurs über Umweltthem­en dürfe nicht nur auf der Straße bei Demonstrat­ionen geführt werden, er müsse auch in den Schulen stattfinde­n. Aus Sicht von Professor Zierer sind „Lehrer der entscheide­nde Faktor, um die Diskussion auf ein vernünftig­es Fundament zu bringen“.

 ?? Foto: Bernd Hohlen ?? Beim Spatenstic­h für das neue Schmetterl­ingsbiotop an der Uni Augsburg griffen auch Schüler zur Schaufel. Auf einer Fläche unterhalb der Zentralbib­liothek, die bisher regelmäßig gemäht wurde, darf es künftig kunterbunt blühen.
Foto: Bernd Hohlen Beim Spatenstic­h für das neue Schmetterl­ingsbiotop an der Uni Augsburg griffen auch Schüler zur Schaufel. Auf einer Fläche unterhalb der Zentralbib­liothek, die bisher regelmäßig gemäht wurde, darf es künftig kunterbunt blühen.

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