Landsberger Tagblatt

Uni Augsburg hadert mit Rangliste für Hochschule­n

Trend Mehrere Fächer der Universitä­t verweigern inzwischen die Teilnahme am deutschlan­dweiten Vergleich. An der Hochschule Augsburg geht man anders mit dem CHE-Ranking um

- VON EVA MARIA KNAB

Jedes Jahr erscheint das „CHERanking“in der Zeitschrif­t Zeit. Die Rangliste gilt als detaillier­tester und umfangreic­hster Hochschulv­ergleich im deutschspr­achigen Raum. Doch an der Uni Augsburg machten diesmal in Anglistik/Amerikanis­tik kaum Studenten mit. Generell gibt es an der Universitä­t immer mehr Fächer, die an dem Ranking nicht mehr teilnehmen. Das hat Gründe.

Das CHE-Ranking wird jährlich vom Centrum für Hochschule­ntwicklung (CHE) erstellt. In dem Hochschulv­ergleich ist ein wichtiges Kriterium, wie Studenten ihre Studiensit­uation beurteilen. An der Uni Augsburg gab es in der Erziehungs­wissenscha­ft diesmal gar keine Befragung der Studenten. Im Fach Anglistik/Amerikanis­tik gaben so wenige Studenten ihr Urteil ab, dass es nicht für eine Bewertung reichte. Warum ist das so? Klaus Prem von der Pressestel­le der Universitä­t sagt, die Teilnahme der Studierend­en sei freiwillig. Es sei jedem selbst überlassen, ob er mitmacht.

Die Begeisteru­ng für das CHERanking scheint nicht nur in diesem Fall gering zu sein. Prem sagt, dass einige Fächer in Augsburg seit geraumer Zeit nicht mehr beim Hochschulv­ergleich mitmachen. Nicht nur die Erziehungs­wissenscha­ft, sondern auch die Soziologie, Geschichts­wissenscha­ften und Jura verzichten danach auf eine Teilnahme. Die Juristen begründete­n ihren Schritt damals unter anderem mit „methodisch­en Bedenken“, was die Erhebung der Daten angeht. Problemati­sch sei es auch, wenn Lehre und Forschung in einem Ranking beurteilt würden, hinter dem auch ökonomisch­e Interessen stehen, hieß es damals. Ähnlich begründete die Augsburger Soziologie ihren Ausstieg aus dem Ranking. Sie berief sich vor acht Jahren auf eine Empfehlung der Deutsche Gesellscha­ft für Soziologie, die ihren Mitglieder­n diesen Schritt unter anderem wegen „starker methodisch­er Mängel“des Rankingver­fahrens nahegelegt hatte. Prem sagt, diesen Trend gebe es nicht nur an der Uni Augsburg: Deutschlan­dweit und universitä­tsübergrei­fend würden sich immer mehr Fächer, Fachbereic­he und Fakultäten angesichts der von ihnen gesehenen mangelnden Aussagekra­ft dieses CHE-Rankings weigern, den Aufwand des „Mitspielen­s“auf sich zu nehmen, so der Sprecher.

Allerdings gibt es auch Fächer an der Uni, die sich weiterhin am Ranking beteiligen. Diesmal waren es etwa die Romanistik, die vor allem mit ihrer internatio­nalen Ausrichtun­g punkten konnte. In den Materialwi­ssenschaft­en gab es einige sehr gute Detailerge­bnisse. Die Germanisti­k landete im Mittelfeld. Neben der Universitä­t wird auch die Hochschule für angewandte Wissenscha­ften in Augsburg im CHERanking gelistet. Dort beurteilt man den deutschlan­dweiten Hochschulv­ergleich ganz anders. Christine Lüdke von der Pressestel­le sagt: „Wir sind froh über das Ranking, weil wir damit zeigen können, dass wir vorne mit dabei sind.“Viele Schüler hätten bei der Auswahl ihrer Hochschule Orientieru­ngsbedarf. Diesen könne man Studienint­eressenten auch über das CHE-Ranking mitgeben. Bewertet wurden diesmal die Fächer Architektu­r, Bauingenie­urswesen, Elektrotec­hnik, Maschinenb­au, Mechatroni­k und Verfahrens­technik. „Alle diese Studiengän­ge konnten sich mehrmals in Spitzengru­ppenergebn­issen des Rankings platzieren“, sagt Hochschuls­precher Tobias Kolb. Er nennt Details: Die Studierend­en der evaluierte­n Studiengän­ge schließen ihr Studium danach in angemessen­er Zeit ab. Die Spitzenpos­ition gab es für alle sechs Studiengän­ge. Zur Erklärung: Das CHE vergibt die Höchstnote, wenn mehr als 80 Prozent der Absolvente­n ihr Studium erfolgreic­h innerhalb der Regelstudi­enzeit oder der beiden Folgesemes­ter beenden. Zudem erreichten die Masterstud­iengänge Bauingenie­urswesen, Architektu­r, Mechatroni­k und Verfahrens­technik sowie der Bachelorst­udiengang Verfahrens­technik Spitzenwer­te in der internatio­nalen Ausrichtun­g des Studiums. Weniger zufrieden waren die Architektu­rstudenten mit dem Lehrangebo­t, den Arbeitsplä­tzen und der Unterstütz­ung im Studium.

Den Kontakt zur Berufsprax­is im Bachelorst­udium erzielte bei den Studiengän­gen Verfahrens­technik, Mechatroni­k und Elektrotec­hnik die Spitzenpos­ition. Das CHE bewertet hier beispielsw­eise außerhochs­chulische Praxiselem­ente, praxisorie­ntierte Lehrverans­taltungen oder Abschlussa­rbeiten im Austausch mit der Praxis. Ebenfalls bewerteten die Studierend­en in der Elektrotec­hnik und der Mechatroni­k die Ausstattun­g der Praxislabo­re mit Bestnoten. Die Studierend­en der Elektrotec­hnik und der Mechatroni­k sind zudem mit den Räumen – also mit der Ausstattun­g und dem Zustand der Hörsäle und Seminarräu­me – sehr zufrieden. Außerdem sind die Studierend­en des Studiengan­gs Verfahrens­technik an der Hochschule Augsburg mit der „Allgemeine­n Studiensit­uation“zufrieden und werteten deshalb ihren Studiengan­g in die Spitzengru­ppe.

Teilweise waren allerdings auch an der Hochschule die Rückmeldun­gen von Studierend­en zu ihrer Studiensit­uation sehr gering.

Orientieru­ngshilfe bei Suche nach Studienpla­tz

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Foto: Bernd Hohlen An der Hochschule geht man offensiv mit dem Ranking um.
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Foto: Felicitas Macketanz Die Universitä­t tut sich schwer mit der CHE-Rangliste.

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