Ein Blutbad in einer friedlichen Stadt
Andreas Tillmann war als Soldat in El Paso. Der Tatort ist ihm gut bekannt
Landsberg „Cielo Vista, heißt doch ,himmlische Aussicht’“: Andreas Tillmann kann sich noch gut an das Einkaufszentrum in El Paso erinnern, wo am Wochenende ein mutmaßlich rassistisch motivierter Attentäter 20 Menschen getötet hat. Der früher in Landsberg und heute in Greifenberg lebende Unternehmer und FDP-Lokalpolitiker lebte während seiner Bundeswehrzeit zweimal in der texanisch-mexikanischen US-Grenzstadt, als er 1986 und 1991/92 dort an der Raketenschule der Luftwaffe war.
Die „Cielo Vista Mall“gab es damals schon, weiß Tillmann. Die dort am Samstag verübte Bluttat habe ihn „völlig erschüttert“, auch wenn seine Zeit in der Stadt „räumlich und zeitlich sehr weit weg“sei. Er habe El Paso als „sehr ruhige und friedliche Stadt“kennengelernt, „und dann kommt plötzlich jemand von außerhalb und richtet so eine Gräueltat an“. Damals, so ist sich Tillmann mit Blick auf das damalige politische und gesellschaftliche Klima in den USA sicher, wäre eine solche Tat nicht möglich gewesen.
Auch schon in den 80er- und 90er-Jahren sei El Paso eine stark hispanisch geprägte Stadt gewesen, was er selber als „liebenswürdig“ und keineswegs unangenehm empfunden habe. Nach seiner Zeit bei der Bundeswehr sei er zwar nie wieder nach El Paso gekommen, ein bisschen Kontakt dorthin habe er aber noch über ein Facebook-Forum, erzählt der 55-Jährige. Und dann hat Tillmann noch eine ganz spezielle Erinnerung an die Zeit in El Paso: Eine Urkunde bescheinigt ihm in El Paso „Honorary Citizen“, also „Bürger ehrenhalber“zu sein. Eine Honorary-Citizen-Urkunde gilt als Anerkennung der Stadt für Auswärtige als ein Zeichen der Dankbarkeit für ihren Besuch. Tillmann war während seiner Zeit in El Paso im Soldatenchor der Raketenschule der Luftwaffe aktiv, der in Texas zahlreiche öffentliche Auftritte und Konzerte hatte.
Was solche Attentate wie am Samstag in den Vereinigten Staaten erleichtert, liegt für Tillmann auf der Hand: „In den USA kommt man sehr schnell an eine automatische Waffe heran und dann kann man in einem Anflug von emotionalem Kontrollverlust sehr schnell seine Waffe packen und in eine Menschenmenge schießen.“Und es sei auch eine Erfahrung, dass „jemand, der eine Waffe trägt, sie im Zweifel auch mal benutzen will“.