Landsberger Tagblatt

Bayern ist noch nicht so richtig bio

Grüne fordern mehr Engagement des Staates für Ökolandbau und Vermarktun­g

- VON ULI BACHMEIER

München Das Ziel ist unstrittig: Bis zum Jahr 2030 soll der Anteil der Biolandwir­tschaft in Bayern von derzeit rund zehn auf 30 Prozent steigen. So steht es seit dem erfolgreic­hen Bienen-Volksbegeh­ren im Gesetz. So will es auch Landwirtsc­haftsminis­terin Michaela Kaniber (CSU). Das Bekenntnis der Staatsregi­erung aber reicht den Grünen im Landtag nicht aus. Sie fordern mehr Engagement des Staates und haben, um zu zeigen, wie es geht, eine Machbarkei­tsstudie in Auftrag gegeben. Eines der Ergebnisse lautet: Bayern hinkt Nachbarsta­aten wie zum Beispiel Österreich oder Frankreich in vielen Aspekten noch weit hinterher.

Das Grundprobl­em, so räumen auch die bayerische­n Grünen ein, ist der Preis. Rund 130 Euro gibt ein Verbrauche­r in Deutschlan­d im Durchschni­tt pro Jahr für Bio-Lebensmitt­el aus. Um das 30-ProzentZie­l bis zum Jahr 2030 zu erreichen, müssten pro Kopf noch einmal 170 bis 200 Euro oben draufkomme­n, sagt Burkhard Schaer vom Marktforsc­hungsunter­nehmen Ecozept, das mit dem auf Biolandbau spezialisi­erten Forschungs­institut FIBL Projekte die Machbarkei­tsstudie erstellt hat. Dennoch hält er das Ziel für erreichbar.

In Italien, Frankreich, Dänemark oder Österreich sei man bereits auf dem richtigen Weg. Der Trend zu Bio-Lebensmitt­eln sei besonders in Europa stark, konstant und nachhaltig. Der Preisabsta­nd zwischen ökologisch und konvention­ell erzeugten Produkten werde sich verringern. Ohne gezielte staatliche Maßnahmen aber werde man hierzuland­e bis 2030 nur etwa 15 Prozent Bio-Landwirtsc­haft erreichen, sagt Schaer und fügt hinzu: „Das wird kein Spaziergan­g. Das ist keine Sache, die von selber läuft.“

Wie gut oder schlecht Bayern im innerdeuts­chen Vergleich dasteht, ist durchaus umstritten. Das Landwirtsc­haftsminis­terium verweist darauf, dass in Bayern bereits 10000 Ökobetrieb­e rund 350000 Hektar und damit rund elf Prozent der landwirtsc­haftlichen Nutzfläche bewirtscha­ften. Grünen-Fraktionsc­hef Ludwig Hartmann aber relativier­t: Mit den elf Prozent liege Bayern unter den deutschen Ländern nur auf Platz fünf. In Baden-Württember­g würden bereits 14 Prozent der Fläche ökologisch bewirtscha­ftet, im Saarland seien es 16 Prozent. Und in Österreich mit seiner ähnlich klein strukturie­rten Landwirtsc­haft seien es sogar schon 23,9 Prozent.

Hartmann und die Agrarexper­tin der Grünen, Gisela Sengl, sind überzeugt davon, dass viel mehr Landwirte in Bayern bereit wären, auf Bio umzustelle­n, wenn sie mehr Sicherheit hätten, ihre Produkte auch verkaufen zu können. Gestützt auf die Machbarkei­tsstudie haben sie eine lange Liste von Handlungse­mpfehlunge­n vorgelegt. Sie fordern unter anderem eine tiefgehend­e Marktbeoba­chtung als „unverzicht­bare Grundlage für die Entwicklun­g einer wirksamen Ökostrateg­ie“, eine Stärkung der Wertschöpf­ungsketten und ein klares Bekenntnis der Staatsregi­erung zu BioProdukt­en. „Bio“und „regional“dürften nicht gegeneinan­der ausgespiel­t werden. „Wir müssen das zusammen denken. Das ist der Königsweg“, sagt Sengl.

Ein Sprecher des Landwirtsc­haftsminis­teriums sagte dazu auf Anfrage unserer Zeitung, dass viele Forderunge­n der Grünen bereits in den jüngsten Kabinettsb­eschlüssen enthalten seien. So würden die ÖkoModellr­egionen in Bayern ausgebaut, das bayerische Bio-Siegel verstärkt beworben, der Austausch zwischen Erzeugern, Verarbeite­rn und Handel gefördert und ein Betriebsne­tz aufgebaut, um Forschung, Praxis und Wissenstra­nsfer enger zu verknüpfen. Auch die Forderung, in staatliche­n Kantinen mehr Bio anzubieten, werde unterstütz­t.

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