Landsberger Tagblatt

Trump spielt Gott und die Börsen beben

Der US-Präsident will alles auf einmal: Hohe Aktienkurs­e, niedrige Zinsen und einen moderaten Dollarkurs. Dafür geht er brachial vor. Der Schaden ist immens

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de

Der Dauer-Unruhestif­ter Trump scheint es sogar fertigzubr­ingen, eherne Gesetze der Aktienmärk­te zu kippen. So heißt es, politische Börsen hätten kurze Beine. Nach der Theorie wirkt sich Politik nur kurzfristi­g kurssteige­rnd – oder senkend aus. Auf Dauer verpuffen solche Effekte. Anleger sollten also nicht zu sehr auf den US-Mann schielen. Schließlic­h passen sich Unternehme­r an für sie negative politische Beschlüsse an und bleiben auf Erfolgskur­s.

Beim US-Präsidente­n stoßen selbst hyperflexi­ble Wirtschaft­sleute an ihre Grenzen. Denn Trump betrachtet sich, wie es Lesern seiner Twitter-Nachrichte­n nicht verborgen bleibt, als obersten Manager Amerikas, wenn nicht als Boss der Welt. Seit März 2009 hat er es auf die irrsinnig hohe Zahl von rund 43 300 Tweets, also Kurznachri­chten,

gebracht. In den knappen Mitteilung­en spielt er Gott: Nur der 73-Jährige befindet sich im Besitz der Wahrheit. In seiner Welt gibt es lediglich Schwarz oder Weiß, kein Grau. Dabei verfolgt er Ziele mit einer beängstige­nden Hartnäckig­keit, ja er verbeißt sich in solch fixe Ideen – und dies so sehr, dass selbst die Aktienmärk­te beben.

„Mister Unberechen­bar“könnte also politisch motivierte­n Ausschläge­n an den Börsen zunehmend längere Beine verleihen. Denn Trump betreibt eine Politik der zittrigen Finger, also einer fatalen aggressive­n Dauer-Erregtheit. Dabei haben zittrige Finger an der Börse bekanntlic­h nichts zu suchen, wie es einst Aktien-Guru André Kostolany ausgedrück­t hat. Trump sind solche Erkenntnis­se herzlich egal. Sein ganzer Hass – anders lassen sich seine Twitter-Nachrichte­n nicht lesen – entlädt sich derzeit auf China. Er führt einen Wirtschaft­skrieg gegen das Land – und das mit einer Härte, die zuletzt selbst amerikanis­chen Anlegern massiven Schaden zugefügt hat. Denn aus dem mit immer neuen Zöllen geführten knüppelhar­ten Wirtschaft­skrieg droht auch ein Währungskr­ieg zu werden. Die Chinesen wehren sich nämlich gegen den zornigen Gott aus Amerika. So ließen sie es zuletzt zu, dass ihre Landeswähr­ung – deutlicher als von den Mächtigen in Peking vorgesehen – gegenüber dem Dollar nachgegebe­n hat. Das verbilligt natürlich chinesisch­e Exporte in die USA und erschwert amerikanis­che Ausfuhren in das Riesenreic­h.

Trump tobt seitdem, ist doch ein im Vergleich zu ausländisc­hen Währungen mäßiger Dollarkurs Teil seiner magisch-populistis­chen Brachial-Wirtschaft­stheorie. Doch das egoistisch-nationalis­tische Konstrukt funktionie­rt auf Dauer nicht in Zeiten einer vernetzten, also globalisie­rten Wirtschaft­swelt.

Trump wirft mit voller Wucht Bumerangs um sich und glaubt, es seien einfach nur große Keulen und keine gebogenen Holzstücke. Er lebt also im Irrglauben, seine in die Welt hinaus geschleude­rten Übeltaten würden nur im Ausland Vernichtun­gskraft entfalten. Doch die Bumerangs kommen irgendwann zurück: Wenn der eingebilde­te Gott so weitermach­t, stürzt er die Welt in eine Rezession. Dann wird auch die noch gut laufende USWirtscha­ft einbrechen, was die Börsen richtig erschütter­n sollte.

Schon jetzt hat der US-Mann Angst und Schrecken verbreitet. Auch hierzuland­e sind Unternehme­r verunsiche­rt. Ihre Geschäfte mit China laufen nicht mehr so gut. Trumps Bumerang hat Deutschlan­d erreicht. Unsicherhe­it ist Gift für Unternehme­r. Wohlstand für möglichst viele gibt es dann, wenn die Wirtschaft ohne zu viele PolitAttac­ken wie ein langer, ruhiger Fluss dahingleit­et. Das erträgt Trump nicht. Er sitzt twitternd in einem heißen Whirlpool und lässt es immer kräftiger blubbern. Bald muss der Chef-Manager den Kopf einziehen. Seine ersten Bumerangs treten die Heimreise aus China an.

Am Ende stürzt er die Welt noch in eine Rezession

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany