Der Vorzeige-Landwirt
Roland Naß aus dem Landkreis Donau-Ries bekommt den bayerischen Tierwohlpreis. Er sagt: Nur mit gesunden Tieren kann er als Bauer überleben
In der einen Ecke faulenzen, in der anderen Ecke fressen und gleich daneben genug Platz, um mit dem Rüssel durch den Boden zu wühlen. Klingt nach einem sauguten Leben, das die Mastschweine im Stall von Roland Naß verbringen. Zwar ist von vorneherein klar, dass auch diese Tiere irgendwann geschlachtet und gegessen werden. Trotzdem will der Landwirt aus dem Landkreis Donau-Ries, dass es seine 1000 Schweine bei ihm so gut wie möglich haben. Seit Jahren baut Roland Naß deshalb seinen Mastbetrieb zu einem innovativen Hof mit hohen Tierwohlstandards um – und wurde dafür jetzt in München mit dem bayerischen Tierwohlpreis des Landwirtschaftsministeriums ausgezeichnet.
Zur Preisverleihung kommt Roland Naß in Jeans und kurzärmeligem Hemd, begleitet wird er von
seinen Kindern und seiner Frau Simone. Sie ist stolz auf ihren Ehemann: „Er lebt seinen Beruf und glaubt an seine Ideen. Es ist toll, dass die Arbeit der Landwirte auch mal wieder in einem guten Licht präsentiert wird und es nicht nur um Skandale geht.“
Erst vor einigen Wochen wurde ein solcher Skandal im Allgäu bekannt. Ein Landwirt soll in Bad Grönenbach seine Milchkühe gequält und vernachlässigt haben. „Das ist so ein Fall, der die ganze Branche überschattet“, sagt Roland Naß. „Dabei stehen wir Landwirte ja sowieso unter Generalverdacht.“Er selbst äußert sich vorsichtig zu den Vorfällen: „Wenn es dort Missstände gibt, ist es selbstverständlich gut, dass ermittelt wird.“Aber es sollte jetzt auch um die Fragen gehen: Wie konnte es so weit kommen? Und wie kann man Landwirten besser unter die Arme greifen, damit so etwas gar nicht erst passiert. „Wir sind doch keine schlechten Menschen. Nur mit guten und gesunden Tieren können wir ordentlich wirtschaften.“Vor etwa 15 Jahren traf der 40-jährige Landwirt die Entscheidung, mit der konventionellen Mast, die er von den Eltern übernommen hatte, aufzuhören und auf höhere Tierwohlstandards umzustellen. Er baute seinen Hof nach eigenen Ideen um. „Das ist schon toll. Aber es bedeutet auch viel Arbeit, viel rumprobieren. Wir haben schließlich noch keine Erfahrungswerte.“
Für Frau Simone und die drei Kinder Amelie, Johannes und Sophia bleibt neben der Stallarbeit nicht viel Zeit, ebenso wenig für Hobbys. Früher fuhr Roland Naß in seiner Freizeit gerne Motorrad, heute steht seine alte KTM-Maschine ohne TÜV in der Garage und setzt Staub an. Im Gemeinderat engagiert sich Naß aber weiterhin, das ist ihm wichtig. Und der Sonntagnachmittag, der gehört allein der Familie. „Mit dem Preisgeld wollen wir alle schön in Urlaub fahren. Das Problem ist aber nicht wohin, sondern wann ich Zeit dafür finde.“
Maria Heinrich