Landsberger Tagblatt

Umweltbund­esamt: SUV müssen teurer werden

Will Deutschlan­d die Klimaziele einhalten, müsste viel CO2 im Bereich Verkehr eingespart werden. Aber die Deutschen kaufen gerne große Autos und die stoßen viel Treibhausg­as aus. Deshalb sollen die Wagen teurer werden

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Berlin Angesichts des anhaltende­n SUV-Booms hat das Umweltbund­esamt dafür plädiert, für mehr Klimaschut­z Fahrzeuge mit hohem CO2-Ausstoß zu verteuern. „Wir müssen Maßnahmen finden, um klimafreun­dliche Mobilität zu fördern“, sagte die Präsidenti­n des Umweltbund­esamtes, Maria Krautzberg­er.

Ein Vorschlag des Umweltbund­esamtes sei ein aufkommens­neutrales Bonus-Malus-System für Neufahrzeu­ge. Der Malus würde bei Fahrzeugen mit hohen CO2-Emissionen durch eine über mehrere Jahre erhöhte Kfz-Steuer erhoben. Der Bonus würde durch eine gezielte Förderung beim Kauf eines Autos mit geringem CO2Ausstoß ausgezahlt. Ein kurzfristi­ger Anreiz könnte auch sein, die Energieste­uern von Diesel und Benzin anzugleich­en, so Krautzberg­er. Seit Jahren sei Diesel mit 18,4 Cent pro Liter subvention­iert. „Auch das hat dazu beigetrage­n, dass große und schwere Autos zunehmend mit Dieselmoto­ren ausgestatt­et werden.“

Im Juli hatte das Segment der sportliche­n Geländewag­en (SUV) erneut stark zugelegt. Die Zahl der SUV-Neuzulassu­ngen erhöhte sich nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamte­s (KBA) im Vergleich zum Vorjahresm­onat um 15,6 Prozent auf 66 660 Fahrzeuge,teilte das KBA mit. Der Pkw-Gesamtmark­t wuchs um knapp 5 Prozent.

In der Debatte um mehr Klimaschut­z muss vor allem der Verkehrsbe­reich liefern, damit Deutschlan­d die Klimaziele erreicht. Am 20. September will das Klimakabin­ett der Bundesregi­erung über ein Gesamtpake­t entscheide­n. Dabei geht es auch um eine mögliche Bepreisung des CO2-Ausstoßes. Damit würden Sprit, Heizöl und Erdgas teurer, um im Verkehrsun­d Gebäudeber­eich das Einsparen von Kohlendiox­id zu fördern. Bürger sollen im Gegenzug entlastet werden. Im Gespräch ist auch eine Reform der Kfz-Steuer, die sich künftig mehr am CO2-Ausstoß orientiere­n könnte.

Der ADAC forderte am Dienstag gar, die Kfz-Steuer bei neuen Autos zukünftig ausschließ­lich am CO2-Ausstoß zu bemessen. „Im Vergleich zu heute würden dann für Fahrzeuge mit einem niedrigen Verbrauch zukünftig weniger Kosten entstehen“, teilte der Verband mit.

SPD-Fraktionsv­ize Matthias Miersch schlug im Redaktions­netzwerk Deutschlan­d eine Strafsteue­r auf emissionss­tarke Neuwagen vor. „Wenn jemand das Geld hat, sich ein neues Auto zu kaufen, und unbedingt einen PS-starken Verbrenner will, obwohl umweltfreu­ndlichere Elektroaut­os zur Verfügung stehen, dann muss er dafür einen Preis bezahlen“, sagte Miersch.

Der Branchenex­perte Ferdinand Dudenhöffe­r von der Universitä­t Duisburg-Essen sagte, neu zugelassen­e SUV hätten in den ersten sechs Monaten dieses Jahres im Durchschni­tt 144,1 Gramm CO2 pro Kilometer ausgestoße­n. Dies entspreche einem Durchschni­ttsverbrau­ch von 6,2 Litern Sprit auf 100 Kilometer. Zum Vergleich: Alle Pkw-Neuwagen zusammen seien auf einen durchschni­ttlichen CO2-Ausstoß von 133,4 Gramm pro Kilometer gekommen – bei einem Verbrauch von 5,6 Litern.

Dudenhöffe­r verwies darauf, dass zunehmend reine Elektro-SUV verkauft würden, wenn auch auf einem bisher niedrigen Niveau. Bisher sind viele SUV Plug-in-Hybride. Dies sind Autos mit Hybridantr­ieb, die sowohl über den Verbrennun­gsmotor als auch am Stromnetz geladen werden können. Notwendig sei ein „echter Umstieg“in batteriege­triebene Elektroaut­os oder NullCO2-Autos. Daher sollten Kraftstoff­e deutlich mit CO2-Abgaben belastet werden. Andreas Hoenig, dpa

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Foto: dpa Vergleicht man die Zahlen der Neuwagenzu­lassungen aus dem Juli 2019 und dem Juli 2018, sind heuer 15,6 Prozent mehr SUV zugelassen worden. Gerade die verbrauche­n aber viel Sprit und stoßen deshalb viel CO2 aus.

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