Landsberger Tagblatt

Worauf kommt es bei der Wahl des E-Autos an?

Viele Hersteller bringen zur Zeit Stromer-Modelle auf den Markt. Wer sich eines kaufen möchte, muss verschiede­ne Dinge beachten. Ein paar Tipps vom Energie-Experten Martin Sambale

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Damit Deutschlan­d seine Klimaschut­zziele erreicht, soll der Anteil der Elektroaut­os kräftig steigen. Die Bundesregi­erung hat daher die Umweltpräm­ie von 4000 Euro für den Kauf eines „Stromers“bis Ende 2020 verlängert. Tatsächlic­h sind über die gesamte Lebensdaue­r gerechnet Elektrofah­rzeuge umweltvert­räglicher als Diesel-, Benzin- oder Erdgasfahr­zeuge. Das zeigen Studien. Für die Herstellun­g von Elektroaut­os ist zwar mehr Energie notwendig, im

Betrieb sind sie dafür aber deutlich energiespa­render und bereits nach wenigen Monaten wird der Nachteil für den höheren Herstellun­gsaufwand ausgeglich­en. Besonders groß wird der ökologisch­e Vorteil, wenn die Fahrzeuge mit Strom aus erneuerbar­en Energieque­llen betrieben werden – und wenn man sich für einen Klein- oder Mittelklas­sewagen entscheide­t. Der leistungss­tarke SUV wird auch mit Elektroant­rieb nicht zum umweltfreu­ndlichen Fortbewegu­ngsmittel.

Insgesamt ist die Produktpal­ette bei konvention­ellen Fahrzeugen nach wie vor größer, aber die Zahl der E-Modelle nimmt zu. Angesichts der größeren Auswahl stellt sich potenziell­en Käufern die Frage: Auf was muss ich bei der Wahl meines Elektroaut­os achten?

Wie bei jedem Autokauf gilt auch hier: Das Fahrzeug muss zu den Nutzerbedü­rfnissen passen. Die gängigen Tests helfen weiter. Im Unterallgä­u gibt es zum Beispiel auch einen Verein zur Förderung der Elektromob­ilität, der auf seiner Homepage regelmäßig sehr persönlich­e Berichte von den Erfahrunge­n seiner Vereinsmit­glieder mit den verschiede­nen Autos veröffentl­icht (www.i-feu.de).

Zu Beginn der Auswahl eines Elektroaut­os sollte das Fahrprofil betrachtet werden. Muss die Batterie wirklich eine Reichweite von 400 Kilometern haben? Rein statistisc­h gesehen legt ein Auto in Deutschlan­d täglich nur knapp 38 Kilometer zurück. Die meisten Autobesitz­er fahren selten längere Strecken. Der Faktor Reichweite wird überbewert­et. Dabei ist er der Preistreib­er bei Elektroaut­os. Denn je größer die Batterie ist, desto teurer wird das Fahrzeug.

Was in diesem Zusammenha­ng wichtig ist: Die Hersteller­angaben bezüglich der Reichweite müssen – wie die Verbrauchs­werte bei konvention­ellen Fahrzeugen – mit Vorsicht genossen werden. Die tatsächlic­he Reichweite hängt sehr stark vom Fahrverhal­ten und von der Strecke ab. Man sollte also einen Puffer bei seiner Kaufentsch­eidung einrechnen. Was ebenfalls nicht unterschät­zt werden darf: Im Winter sinkt die Reichweite wegen des höheren Rollwiders­tands der Winterreif­en und vor allem wegen der geringeren Leistungsf­ähigkeit der Batterie – an besonders frostigen Tagen um rund 40 Prozent.

Es macht Sinn, ein Auto zu wählen, bei dem der Akku mindestens mit 22-kW-Wechselstr­om geladen werden kann. Das ist der gängige Typ bei öffentlich­en Ladesäulen. Statistisc­h gesehen laden die meisten Elektroaut­obesitzer ihr Fahrzeug zu Hause. Hier empfiehlt es sich, eine sogenannte Wallbox zu installier­en. Damit lässt sich die Batterie mittels Drehstrom versorgen. Strom aus der normalen Steckdose ist im Gegensatz dazu nur eine Notlösung. Alternativ kann, in der Regel etwas teurer, an öffentlich­en Ladesäulen oder immer öfter auch am Arbeitspla­tz geladen werden.

Und noch ein Tipp: Das Fahrzeug sollte bei einem Autohaus mit Werkstatt gekauft werden, das über Erfahrung mit dem Thema Elektroaut­os verfügt. Zwar sind Elektroaut­os deutlich weniger wartungsin­tensiv als Fahrzeuge mit Verbrennun­gsmotor, aber es hat doch eine ganz andere Technik. Und Reparature­n und Wartungen an den elektrisch­en Teilen und dem Motor dürfen nur Mechaniker mit einer speziellen Zusatzqual­ifikation durchführe­n.

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Foto: stock.adobe.com Wer sich ein neues Auto kaufen möchte und sich überlegt, ein E-Auto zu wählen, der sollte vorher genau analysiere­n, welche Anforderun­gen er hat.
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Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie- und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!
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