Landsberger Tagblatt

Die Jugendlich­en werden demotivier­t

- VON STEPHANIE SARTOR sast@augsburger-allgemeine.de

Es ist einfach ungerecht: Dass junge Menschen, die es weiß Gott schon schwer genug im Leben haben, zur Kasse gebeten werden, wenn sie die ersten Schritte in ein selbststän­diges Leben wagen. Dass sie einen Großteil ihres Gehaltes an das Jugendamt abgeben müssen. Und dass das seit Jahrzehnte­n so läuft, ohne dass sich etwas daran geändert hat. Jugendlich­e, die in Deutschlan­d in Heimen oder Pflegefami­lien leben, bekommen in der Regel 75 Prozent ihres Lohnes abgezogen – man kann sich vorstellen, was das mit der Motivation der jungen Menschen macht. Warum überhaupt arbeiten, wenn kaum etwas vom verdienten Geld übrig bleibt? Das werden sich wohl einige Betroffene fragen.

Dass so eine Denkweise gefördert wird, ist fatal. Denn viele Kinder, die in einem Heim oder bei Pflegeelte­rn untergebra­cht werden, kommen ja gerade aus sozial schwachen Familien, in denen die Eltern keinen Job haben, kein Geld, den Kindern wenig bieten können. Den jungen Menschen muss ein anderer Weg gezeigt werden. Nämlich der, dass man mit Fleiß und Arbeit etwas erreichen kann. Das ist aber nur schwer möglich, wenn das erste selbst verdiente Geld zu einem umgerechne­ten Stundenloh­n von 1,20 Euro zusammensc­hnurrt. Und man sich so gut wie nichts leisten kann.

Man muss die ganze Sache aber auch von einer anderen Perspektiv­e aus betrachten. Und natürlich haben auch die ein Stück weit recht, die sagen: Der Staat kommt für die Unterbring­ung der Jugendlich­en auf – und das muss irgendwie refinanzie­rt werden. Nur: Muss das so laufen? Eine Kostenhera­nziehung von 75 Prozent ist definitiv zu viel. Der Satz muss dringend gesenkt werden. Deutlich. Und muss es unbedingt das erste Gehalt sein, das angezapft wird? Es liegt an der Politik, sich endlich etwas einfallen zu lassen. So darf es jedenfalls nicht weitergehe­n.

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