Landsberger Tagblatt

Libido mit Robo?

Von Sexroboter­n und menschlich­em Fühlen

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Der australisc­he Prachtkäfe­r zum Beispiel. Dessen Männchen liegen bei der Paarungssu­che immer häufiger weggeworfe­ne Bierflasch­en im Weg, die offenbar in übergroßer Form genau ihre Schlüsselr­eize erfüllen – und nicht selten verenden die Käfer dann an nie versiegend­er Lust. Steht uns gesellscha­ftlich ein ähnliches Fiasko bevor, wenn nun nicht nur die virtuelle 3D-Kopulation immer ausgefeilt­er wird, sondern auch noch immer perfektere, lebensecht­ere Sexroboter auf den Markt kommen? Wen dieses Risikoszen­ario interessie­rt – die Münchner Sexualther­apeutin Heike Melzer untersucht es in ihrem Buch „Scharfstel­lung“(Tropen, 236 S., 16,95 ¤).

Wer es abwägender und ausgewogen­er und eher kulturhist­orisch ergründen mag, für den ist das Buch der Literatur- und Filmwissen­schaftleri­n Sophie Wennersche­id sicher besser geeignet. Das spielt schon im großartige­n Titel „Sex Machina“auf die Frage an, ob sich hier nicht wesentlich menschlich­e Koordinate­n verschiebe­n werden. Denn die Fragen reichen ja weit über den Sex hinaus. Es geht um die Wahrnehmun­g des eigenen Körpers und Empfindens, um die Rolle und Bedeutung der Person dabei – um Fragen der Menschlich­keit. Denn mit fortschrei­tender Technik und immer echter scheinende­n Simulation­en des Empfindens durch die Künstliche Intelligen­z und neue Roboter stehen auch die Kenntlichk­eit und der Wert des Menschlich­en in Frage.

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Sophie Wennersche­id: Sex Machina. Matthes & Seitz, 240 S., 24 ¤

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