Schönheit der Wissenschaft
Was die Physik mit Ästhetik zu tun hat
Schönheit fasziniert uns. Aber hat sie etwas mit der Welt der Naturwissenschaften zu tun, in der es um messende Experimente und Theorien geht, die dazu passen? Der Berliner Professor für Naturphilosophie und Wissenschaftstheorie Olaf L. Müller flaniert in seinem überraschend unterhaltsamen Buch durch die Geschichte der Naturwissenschaft der Neuzeit und betont die Bedeutung der Ästhetik insbesondere in der Anordnung wissenschaftlicher Experimente und beim Aufstellen von Theorien.
Bei Müllers Spaziergang durch Astronomie und Physik begegnen ihm immer wieder Motive der Ästhetik. Angefangen von Kopernikus, der die sonnenzentrierte Weltsicht begründete, gelangt der Autor zu Kepler, dem er ein Kapitel über dessen Planetentheorien widmet. Kepler leitete sie aus dem Numerus clausus der platonischen Körper ab und Müller bewundert, für alle nachvollziehbar, die ästhetischen Ausgangsüberlegungen des Astronomen, der etwas enttäuscht war, als er durch verfeinerte Beobachtungen seine Annahme, die Planeten bewegten sich auf Kreisbahnen um die Sonne, korrigieren musste: Es sind nicht ganz so schöne Ellipsen. Mit großem didaktischen Eros gelingt es Müller, die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse darzustellen und dabei den Aspekt der Schönheit – wie die Forscher früherer Jahrhunderte – mitzudenken. Bei solchen Lehrern möchte man Physik studieren!